Kinder, Beruf, Hobby, Training – das alles unter einen Hut zu bringen geht nicht? Geht doch! Denn immer mehr Vereine und Sportstudios entdecken den Trend und haben parallele Trainingsmöglichkeiten für Eltern und Kids im Angebot.
Fast in einen Rausch versetzen einen die Bässe und Rhythmen. Konzentriert ist Clara bei der Sache. Die Schülerin aus Wien steckt in Sportdress und Turnschuhen. Sie gibt Gas. Die Hip-Hop-Schritte sitzen. Während Clara am Kurs teilnimmt, trainiert ihre Mami wenige Meter weiter. Dominique Morgan ist vollauf begeistert vom Konzept des BigsMile Place, eines Tanz- und Fitnessclubs in Wien: „Dass ich mich bewegen kann statt zu sitzen und zu warten, während meine Tochter tanzt, finde ich einfach genial“, sagt die Wienerin. Schließlich ist „Sport für mich gleich Lebensfreude“.
So ist es bei Weitem nicht bei allen in unserem Land, weiß Mag. Julia Voglmayr, Koordinatorin des Projekts „Fit für Österreich“ beim Allgemeinen Sportverband Österreichs (ASVÖ). „Österreich ist derzeit noch kein Land der Aktiven“, sagt sie. Mehr als die Hälfte der Einwohner seien regelrechte Bewegungsmuffel und maximal ein- oder zweimal im Monat aktiv, wie eine Studie ergeben hat. Mindestens zwei- bis dreimal pro Woche sei Sport hingegen ein Muss, um die Gesundheit zu fördern, lautet der Ratschlag von Julia Voglmayr.
Zeitmangel
Doch immer wieder machen selbst Bewegungsjüngern schwierige Rahmenbedingungen einen Strich durch die Rechnung. Besonders schwer haben es Mamis, die berufstätig sind. Wollen sie ihren Sprösslingen den Besuch von Sport- und anderen Kursen ermöglichen, müssen sie ihre Bedürfnisse viel zu oft zurückschrauben.
Eigenes Training oder Kurse bleiben da auf der Strecke. Bewegungsmangel fördert die typischen Volkskrankheiten moderner Industrieländer zusätzlich – etwa degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose oder Rückenschmerzen. „Die zunehmende Automatisierung und Technisierung unserer Gesellschaft führt zu einer Abnahme der körperlichen Aktivität“, sagt Julia Voglmayr. Sie erklärt auch, warum es sowohl für Mamis als auch für die kleinen Racker so wichtig ist, Bewegung zu machen: Bei den Kindern werden unter anderem die motorischen Fähigkeiten deutlich verbessert. Wie bei den Erwachsenen gilt es zudem die Ausdauer zu steigern. Daneben wird der Muskelapparat gekräftigt, die Koordination wird gefördert und insgesamt die Gesundheit gestärkt.
Eine Möglichkeit, die Fitness der ganzen Familie zu fördern, sind spezielle Kurse für Mamis und Zwerge: „Mittlerweile gibt es österreichweit genügend Eltern-Kind-Turnangebote“, so Julia Voglmayr. In vielen Vereinen werden außerdem Kurse für Große und Kleine angeboten, die parallel laufen und passgenau auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sind. „Die Angebote finden in unseren Vereinen in ganz Österreich an verschiedenen Tagen vormittags und nachmittags statt“, erzählt die Expertin.
Training für mehrere Generationen
Es sind aber nicht nur diverse Vereine, die professionelles Fitness- und Sporttraining für mehrere Generationen anbieten. Alamande und Ianara Belfor beispielsweise haben sich ganz bewusst dazu entschieden, ein solches Konzept im BigsMile Place in Wien anzubieten.
In der Praxis sieht das so aus: „Es gibt Stoßzeiten, wo sich vor allem Kids und Teens im Haus tummeln“, erzählt der gebürtige Niederländer und fährt fort: „Wir sorgen dafür, dass zeitgleich in einem der fünf Tanz- und Bewegungsstudios unseres Hauses eine attraktive Stunde für Erwachsene angeboten wird.“ Außerdem könnten die Mamis und Papis auch gleich an den Cardio- und Kraftgeräten trainieren.
Vereine gleichwie Studios bieten vielerorts professionelle Betreuung an. Diese ist notwendig, um falsches Training zu vermeiden. Zwar gilt generell, dass Bewegung fast immer gut ist. Wer aber nicht gesundheitsbewusst trainiert und zum Beispiel die Belastung von Knie und Rücken nicht meidet, kann sogar dauerhafte Schäden davontragen.
Übrigens: Nicht alles, was den Großen gut tut, ist auch für die Kleinen geeignet: Während die Eltern „keinesfalls auf regelmäßiges Krafttraining verzichten“ sollten, ist dieses an Fitnessgeräten für den Nachwuchs tabu, sagt Julia Voglmayr. Experten wissen und beherzigen das. Doch dafür sind eine Ausbildung und natürlich laufende Fortbildungen notwendig, die bei Kursleiter und Trainer unbedingt vorauszusetzen sein müssten, so die ASVÖ-Fachfrau weiter. Wer entsprechend geschult ist, kann der ganzen Familie professionell helfen, fit zu werden.
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