Mit einer kleinen Operation holen die Ärzte die Eizellen aus Ihrem Bauch. Die Befruchtung findet nach einer Aufbereitung im „berühmten“ Reagenzglas statt. Bis zu drei Embryonen werden Ihnen schließlich eingesetzt.
Die künstliche Befruchtung gehört in Österreich inzwischen zu den medi-zinischen Routinevorgängen. Es gibt hierfür höchst professionelle Zentren, die sich auf die Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches spezialisiert haben. Generell läuft die künstliche Befruchtung nach demselben Schema ab, das wir Ihnen hier vorstellen wollen. Gleichwohl kann es im Einzelfall immer Gründe geben, warum von der „Norm“ abgewichen werden muss. Dies werden Ihnen die Experten dann aber im individuellen Beratungsgespräche eingehend erläutern.
1. Follikelpunktion
Am Anfang steht immer eine gründliche, individuelle Untersuchung. Diese erfolgt in den ersten Tagen Ihres Zyklus. Hierbei werden alle relevanten Organe im Ultraschall un¬tersucht und der Hormonspiegel kontrolliert. Spricht nach diesem Check nichts gegen eine Eientnahme, beginnt die vorbereitende Hormonbehandlung. Die Injektion erfolgt – ähnlich wie die Insulin-Gabe – ins Fettgewebe.
Auf diese Weise wird Ihr Körper auf Eisprung und Schwangerschaft pro¬gram-miert. Denn bei der Eientnahme sollten möglichst mehrere Eier (Eibläschen) gereift sein. Dies wird um den neunten Tag des Zyklus per Ultraschall untersucht. Eventuell muss die Hormonbehandlung für wenige Tage fortgesetzt werden.
Ist die Zeit für den Eisprung gekommen, wird dieser durch eine weitere Injektion – diesmal mit einem anderen Medikament – ausgelöst. Die Entscheidung hierfür wird ebenfalls anhand von Ultraschallergebnissen gefällt. Nachdem der Eisprung künstlich gestartet worden ist, vergehen noch einmal rund 36 Stunden. Dann werden die reifen Eibläschen abgesaugt: Minimalinvasiv, also mit einer kleine Operation, werden sie entnommen. Der gesamte Vorgang wird mit dem Ultraschall überwacht.
2. Befruchtung
Die entnommenen Eizellen werden – ebenso wie am selben Tag produzierte Sa¬menspende – im Labor aufbereitet. Bei der klassischen In-Vitro-Befruch-tung (IVF) werden beide Komponenten im Reagenzglas zusammengebracht. Dies geschieht zeitnah, auch wenn die Eizelle im weiblichen Körper bis zu 24 Stunden befruchtbar ist.
Sind die Spermien in ihrer Beweglichkeit deutlich eingeschränkt, kann eine direkte Befruchtung mittels Injektion vorgenommen werden: die Intra-Cytoplasmatische- Spermien-Injektion (ICSI). Pro Eizelle wird je ein Spermium injiziert.
Bis zum nächsten Tag lagern die befruchteten Eizellen dann erst mal in einem Wärmeschrank bei 37 Grad Celsius. Erst nach rund 20 bis 24 Stunden kann definitiv bestimmt werden, ob sich die Eizelle im sogenannten Vorkernstadium befindet und damit die Vorstufe zum Embryo entstanden ist.
Wachstum im Reagenzglas
3. Präimplantation
Während sich die Eizelle im Reagenzglas befindet, durchläuft sie nach einer erfolgreichen Befruchtung mehrere Stadien: Das bereits erwähnte Vor-kernstadium ist nach rund einem Tag erreicht. Es haben sich ein mütterlicher und ein väterlicher Vorkern gebildet. Diese sind rund 28 Stunden nach der künstlichen Befruchtung verschmolzen. Weiters hat bereits die erste Zellteilung stattgefunden.
Ab jetzt teilen sich die Zellen regelmäßig. Nach etwa 43 Stunden ist das Vier-Zell-Stadium erreicht. In vielen Fällen der künstlichen Befruchtung ist nun der Zeitpunkt gekommen, um den Embryo in die Gebärmutter zu übertragen.
In der Folgezeit verdoppelt der Embryo die Zahl seiner Zellen (auch Blastomere genannt). Dieser Zustand ist nach rund 68 Stunden erreicht. Nach weiteren rund 30 Stunden ist durch das Aneinanderrücken der Blastomere ein kompaktierter Embryo entstanden.
Aus ihm entwickelt sich in den nächsten Stunden eine Blastozyste, ein Keimbläschen. Der Embryo wird in Kürze aus der ihn umgebenden Hülle schlüpfen, was unmittelbar vor dem Einnisten in der Gebärmutter geschieht.
4. Embryotransfer
Anders als bei der Eizellen-Entnahme ist der Embryotransfer ein kurzer, ambulanter Vorgang. Es ist keine Narkose erforderlich. Für den Transfer wird ein dünner Kunststoffkatheter durch Ihre Scheide in die Gebärmutterhöhle gelegt. Durch den Katheter werden ein, zwei oder maximal drei Embryonen eingespült.
Die Zahl hängt von mehreren Faktoren ab: Qualität und Anzahl der Embryonen sowie Ihrem Alter und Ihrer Vorgeschichte. Sind mehr als die verwendeten Eizellen befruchtet worden, können diese mittels der Kryo-Konservierung, also dem Tieffrieren, für einen eventuellen späteren zweiten Versuch aufgehoben werden.
Rund zwei Wochen nach dem Embyrotransfer findet die Erfolgskontrolle statt: Grundsätzlich geschieht dies mit einem Bluttest. Dabei werden unter anderem die einschlägigen Hormonwerte analysiert.
Text: Stefan Trockel
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