Das Setzen von Nadeln hat in China schon lange Tradition. In Mitteleuropa erfreut es sich erst seit einem guten Jahrzehnt größerer Beliebtheit – auch rund um die Geburt.
Fernöstliches auf der Entbindungsstation treffen da nicht Welten aufeinander? Das mag schon sein, gleichwohl hat sich die Akupunktur als wirksame Methode in der Phase vor der Geburt bewährt. Vielleicht kennen Sie die Behandlung mit den kleinen Nadeln ja schon aus der Schwangerschaft, denn hier kann auf diese Weise den Stressabbau fördern.
Die Akupunktur ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM. Dieses „Nadelstechen“ kann verschiedene positive Effekte Sie als werdende Mami haben.
Die Akupunktur kann unterstützend in der Schmerztherapie eingesetzt werden, oder bei Schlafstörungen, Ängsten oder Magen-Darm Beschwerden im Vorfeld der Geburt.
Das Wirkprinzip ist immer das gleiche: Durch das Setzen der kleinen Nadeln, das übrigens nahezu schmerzfrei ist, soll der Fluss des Qui – also der Lebensenergie im Körper wieder hergestellt oder verbessert werden. Dies soll durch das Einstechen an den Akupunktur-Punkten erreicht werden.
Geburt kann verkürzt werden
Wissenschaftlich erwiesen ist inzwischen der Einfluss auf die Wehentätigkeit. Weiters kann die Öffnung vom Muttermund und Reifung vom Gebärmutterhals durch das Setzen der Nadeln beschleunigt werden. Insbesondere bei Frauen, die zum ersten Mal ein Baby zur Welt bringen, kann auf diese Weise die Entbindung um bis zu zwei Stunden verkürzt werden.
Dies wie auch die übrigen positiven Effekte der Akupunktur werden in sogenannten Geburtsvorbereitungskursen auf den Weg gebracht. Los geht es rund vier Wochen vor dem ausgezählten Entbindungstermin mit der ersten Sitzung. Meist werden zwei bis vier Akutpunktur-Punkte genadelt.
Experten raten zum Setzen der Nadeln nur nach einer unauffälligen Schwangerschaft. Weiters sollte das Kind sich in der richtigen Lage befinden. In manchen Fällen kann die Akupunktur allerdings auch regulierend auf eine unnormale Kindslage wirken.
Durch das Setzen der Nadeln wird keine vorzeitige Wehentätigkeit oder Geburt ausgelöst. Erst im normalen Verlauf der Entbindung macht sich die Vorbereitung bemerkbar. Generell ist Vorsicht natürlich besser, weshalb das ungeborene Leben während der Akupunkturbehandlung mit dem CTG überwacht werden sollte.
Dank der Nadlen kann der Einsatz von Schmerzmitteln während der Entbindung auf ein mögliches Minimum reduziert werden. Um dies zu erreichen, werden Nadeln an den entsprechenden Punkten an Händen und Füßen gesetzt.
Eine Akupunktur sollte nur von einer speziell ausgebildeten Person durchgeführt werden. Dies kann ein Arzt sein, auch die Hebamme kann eine entsprechende Zusatzqualifikation haben. Denn nur mit einer guten Schulung können die empfindlichen Punkte gefunden werden.
Ist der ausgemacht, wird die Nadel aus Edelstahl, Gold oder Silber wenige Millimeter bis einige Zentimeter in die Haut geschoben. In der Folgezeit sollte sich an dieser Stelle das „De-Qui-Gefühl“ einstellen, in Form von Druck, Kribbeln, Wärme et cetera. Die Nadeln bleiben bis zu 20 Minuten in der Haut. Während dieser Zeit sollten Sie möglichst entspannt sein.
Text: Stefan Trockel
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