Milch mit „Pro“ und „Prä“

Es gibt immer mehr Säuglingsnahrung am Markt, die mit probiotischen und präbiotischen Zusätzen versehen ist. Die Hersteller versprechen eine nachhaltige Wirkung auf den Verdauungstrakt, Ärzte und Ernährungswissenschaftler zweifeln daran.

Haben Sie als Eltern auch schon vor dem Regal mit der Säuglingsnahrung im Supermarkt oder der Drogerie gestanden und vor lauter fremden Begriffen die Stirn in Falten gelegt? Das mit Recht! Denn die Hersteller von Babymilch mischen inzwischen allerlei in ihre Produkte. Allem voran sind die probiotischen und präbiotischen Zusätze zum echten Trend geworden. Das Probiotische kennen wir aus der Kühltheke, wo eine ganze Reihe von Milchprodukten inzwischen mit diesen Mikroorganismen versetzt sind.

Sie sollen im Darm für eine positiven Wirkung sorgen. Unter dem Fachbegriff Präbiotika versteht die Fachwelt spezielle Kohlenhydrate, sogenannte Oligosaccharide, die für uns Menschen unverdaulich sind. Die Einnahme solcher Präbiotika soll zu einer erkennbaren Vermehrung von Bakterien im Darm und somit zu einer besseren Aktivität des Verdauungstraktes führen.

Kopie der Muttermilch?
Hersteller von Babymilch forcieren die Zugabe solcher probiotischer und präbiotischer Zusätze in ihre Produkte. Damit solle die künstliche Milch der aus Mamis Brust möglichst optimal nachempfunden werden. Doch das scheitert zumindest in manchen Fällen schon daran, dass die zugesetzten Kohlenhydrate eben nicht der der Muttermilch entsprechen. Weiters ist eine Wirkung von Probiotika und Präbiotika in Säuglingsnahrung bis jetzt wissenschaftlich nicht umfassend belegt worden. Es gibt Hinweise, dass Aussehen und Konsistenz des Stuhls nach der Gabe von künstlicher Milch mit probiotischen und präbiotischen Zusätzen dem von gestillten Babys ähnlicher wird.

So lange es allerdings keine fundierten Studien zum Thema gibt, ist nach Ansicht von Medizinern und Wissenschaftlern die Wirksamkeit von probiotischen und präbiotischen Zusätze ungewiss. Vor allem kommen in der Muttermilch zig verschiedene Bakterienstämme und Oligosaccharide-Arten vor, während ihre Zahl in den künstlichen Produkten überschaubar ist, in manchen Fällen sich auf ein oder zwei Arten beschränkt. Hieraus sowie aus der Unkenntnis der richtigen Dosierung der Zusatzstoffe ergeben sich bei Ärzten und Ernährungswissenschaftlern erhebliche Zweifel, ob die von der Industrie versprochenen Wirkungen tatsächlich eintreten. Die Experten gehen zumindest davon aus, dass die Zusätze keine schädigenden Eigenschaften auf das Kleine haben.

Text: Mag. Celina Thimm
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