Weniger Schmerzmittel, kleinere Dammverletzungen, entspanntere Entbindung – es spricht viel für die Geburtswanne.
Seit rund 20 Jahren gibt es einen klaren Trend: Die werdende Mami will ihr Baby im Wasser zur Welt bringen. Denn diese Methode ist für beide Beteiligten angenehm. Das rund 35 Grad Celsius warme Wasser sorgt für Wohlgefühl bei Ihnen. Denken Sie nur daran, wie wohl Sie sich sonst in der Wanne bei einem Vollbad fühlen. Für den zukünftigen, kleinen Erdenbürger bedeutet die Wassergeburt einen ganz sanften Wechsel aus dem sicheren und schützenden Bauch seiner Mutti in die neue Umgebung. Schließlich hat das Kleine die letzten Monate in körperwarmer Flüssigkeit verbracht.
Zusammen mit den Strapazen der Geburt stellt die neue Umwelt fürs Baby sonst einen echten Stressfaktor dar. Aufgrund der inzwischen gewonnenen Erfahrungen gibt es in den meisten Spitälern mit Geburtshilfe entsprechende Wannen zur Entbindung: Diese sind meist breiter als das Modell, das Sie daheim haben. Weiters ist die Wanne entweder komplett frei stehend oder nur an einer – meist der Kopfseite – mit der Wand verbunden. Auf diese Weise können die helfenden Kräfte bei der Geburt Sie optimal betreuen und versorgen.
Kontrolle mit CTG
So wird wie bei der „normalen“ Geburt im Kreißsaal vor und während der Entbindung die Verfassung des Babys kontrolliert. Das CTG kann auch unter Wasser eingesetzt werden, um die Herztöne zu erfassen. Empfohlen wird allerdings, erst in die Wanne zusteigen, wenn der Muttermund schon leicht geöffnet ist. Die Unterwassergeburt unterscheidet sich nur wenig von den übrigen Methoden, ein Kind auf die Welt zu bringen. Der eigentliche Vorgang ist gleich. Allerdings hat das Wasser positive Auswirkungen: Die Schmerzbelastung ist dank der entspannenden Wirkung des warmen Nass geringer.
So sind die medikamentösen Gaben vergleichsweise klein. Weiters treten aus demselben Grund die Verletzungen des Damms seltener auf. Wenn er doch reißen sollte, sind die Läsionen deutlich kleiner. Falls nötig kann der Dammschnitt durchgeführt werden. Das ist unter Wasser genauso möglich wie außerhalb dieses Elements. Bei einer Geburt kann Stuhlgang austreten. Generell sind die Wannen mit speziellen Filteranlagen ausgestattet, um schnell für Abhilfe zu sorgen. Zu empfehlen ist allerdings auch ein Einlauf vor der Entbindung. So vermeiden Sie weitgehend, dass Kot ins Wasser kommt.
Schutzreflex unter Wasser
Wenn das Baby aus Ihrem Körper kommt, greift ein angeborener Schutzreflex: Es atmet unter Wasser nicht. Zunächst wird das Kleine noch über die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt. Erst wenn der Kopf über Wasser ist, fängt Baby an zu atmen. Anschließend wird es standardmäßig erstversorgt, später auch die Mami – etwa nach einem Dammriss oder -schnitt. Hier gibt es keine Abweichungen von den anderen Arten zu entbinden.
Gibt es Gründe, die gegen eine Wassergeburt sprechen? Ja: Wie sonst auch sollten Frauen mit einem ungewöhnlichen Schwangerschaftsverlauf ebenso darauf verzichten wie Schwangere, bei denen mit Komplikationen gerechnet wird. Weiters sind Mehrlingsgeburten ebenso kontraindiziert wie eine zu frühe Entbindung. Liegt das Baby nicht optimal, kann dies ebenso gegen die Geburt in der Wanne sprechen. Gleiches gilt, wenn es Auffälligkeiten beim kleinen Leben gibt, etwa abnormale Herztöne. Infektionen der werdenden Mami gehören auch zu den K.o.-Kriterien einer Wassergeburt.
Dies gilt insbesondere für Hepatitis B und HIV. Auch Erkrankungen in der Schwangerschaft können gegen diese sanfte Art der Entbindung sprechen. Wenn alles im Vorfeld für die Wassergeburt spricht, dann informieren Sie sich vor Ort. Welchen Eindruck macht der Raum mit der Wanne? Erkundigen Sie sich auch nach der Routine, die es in diesem Spital bei der Wassergeburt gibt.
Text: Stefan Trockel
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