Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Von ordentlichen und weniger ordentlichen Leuten und warum man Kindern nicht immer alles abnehmen sollte.

Socken auf dem Fernseher, Zuckerlpapiere unter dem Tisch, Spielsachen kreuz und quer in der Wohnung verteilt, Kisten, aus denen Sachen hervor quellen, es sieht aus, als würden wir umziehen – ich setze mich mit einem Ruck auf. Schlaftrunken taste ich herum, um mich in der dunklen Wohnung zu orientieren und mir ein Glas Wasser zu holen. Es war nur ein Traum.
Diesmal jedenfalls. Denn tagsüber ist das Chaos Wirklichkeit. Na ja, ich will nicht übertreiben. Ganz so schlimm ist es nicht, zugegeben. Aber Alpträume verursacht es mir schon manchmal. Morgens, wenn die Kinder aus dem Haus sind, räume ich erst einmal auf. Die Kleinigkeiten, die sie im Lauf eines Tages in der Wohnung verteilen, zurück in ihre Zimmer. Begonnene, nie vollendete Zeichnungen ins Altpapier, Schmutzwäsche in den Korb – na Sie kennen das, ich erspare Ihnen also die Details. Dann noch ein Kaffee in der ordentlich aufgeräumten Wohnung, und es geht zur Arbeit.
Nachmittags sind die Kinder mit der Babysitterin allein und haben ausreichend Zeit, die Wohnung wieder in den Originalzustand, in dem sie vor dem Aufräumen war, zu verwandeln. Und wenn ich müde vom Tag nach Hause zurückkehre, geht das Spiel von vorne los. Bis ich irgendwann meinen Kaffee trinke, nachdem die Kinder zur Schule gegangen sind, dabei genüsslich auf Papierschnippseln herumtrete, ihre Socken liegen und die Spielsachen stehen lasse. Und wer, glauben Sie, hat an dem Nachmittag aufgeräumt?
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