Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Heute besprechen und hinterfragen wir die Regeln und Grenzen in der Familie mit unseren Kindern – und tun uns (und ihnen)damit nicht immer Gutes.

„Tjala ba tsa tsa“ – ich öffne meinen Mund und stammle ein paar unzusammenhängende Laute. Die kleinen Menschen rund um mich würdigen mich keines Blickes. Geschweige denn tun sie das, was ich ihnen sage. Ein böser Traum? Nein, tägliche Realität, mit der eine Mutter konfrontiert ist. Wir reden und reden mit unseren Kindern, sagen und erklären ihnen, was sie tun sollen – keine Reaktion. Als würden wir die Sprache eines Wesens von einem anderen Stern sprechen.
Manchmal vermute ich stark, meine Kinder hätten A. keine Ohren – was ich im selben Moment ausschließe, B. wären sie schlecht erzogen – was ich für mein Teil auch ausschließe (im Gegensatz zu meiner Mutter, die auf Erziehung im Stil von anno dazumal schwört) oder C. die Erziehung der heutigen Elterngeneration wäre auf allzu fruchtbaren Boden gefallen. Manchmal nämlich scheint es mir, als wäre unser Stil des Erklärens, Erläuterns und Besprechens mitunter zu viel des Guten, ja sogar kontraproduktiv. Dann nämlich, wenn es einfach nichts zu debattieren gibt – weil sich ein Kind die Zähne putzen soll, weil es in die Schule gehen muss, weil der Fernseher abgedreht und geschlafen wird.
Als wir Kinder waren, waren viele Rahmenbedingungen klarer vorgegeben als heute. Wir kannten sie und konnten uns innerhalb der Richtlinien bewegen. Heute sind die Regeln nicht immer eindeutig. Wir definieren sie neu und um, besprechen und hinterfragen sie. Die Kinder wissen das – und stellen sie dementsprechend in Frage. Denn sie können, anders als wir früher, die aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen. Und dieses Recht fordern sie auch dann ein, wenn wir es einmal nicht gewähren wollen. Spielen wir nicht mit, ist Feuer am Dach – oder es hört einfach keiner zu.
Foto: Irina Bort – shutterstock.com
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