Die unglaubliche Geschichte des Katers Snooky

Schei….benkleister, das hätte wirklich schief gehen können. Ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber manchmal überkommt einen einfach diese unbeschreibliche Lust etwas Anderes zu erleben, neugierig sein, die Welt entdecken, raus aus den eigenen vier Wänden, und, und, …

Tja, bei mir war das ähnlich – ich wollte mal etwas Neues entdecken. Da kam mir dieses komische Dingsbums, die Menschen nennen es glaub ich LKW, gerade Recht. Eine offene Ladebordwand, ich rein – ein bisserl forschen, was es denn da so gibt und Rums fliegt die Tür zu. Super, denk ich mir, als plötzlich alles zu wackeln beginnt und sich das Dingsbums in Bewegung setzt.

Entschuldigung, das war jetzt etwas unhöflich von mir. Bevor ich meine ganze Geschichte erzähle sollte ich mich einmal vorstellen. Mein Name ist Snooky und ich bin ein waschechter Burgenländer – geboren, aufgewachsen und jetzt – Gott sei Dank – wieder beheimatet im jüngsten Bundesland Österreichs.

So weit so gut, oder aus meiner Sicht besser gesagt schlecht. Als das Dingsbums endlich seine Türen öffnet bin ich natürlich gleich raus und hab mich einmal umgesehen. „He, da oben gibt’s eine Burg“ – schaut aus wie daheim, da kann ich ja gleich mal meinen Futternapf aufsuchen. Denkste, ganz so einfach war das Ganze dann doch nicht.

Heimatlos. Ich zieh durch die Gassen, such mein zu Hause, aber irgendwie war das alles sehr fremd. Na ja, am Ende hat mich der Hunger übermannt und ich hab‘ halt zu betteln begonnen. Sprachlich bin ich ja einigermaßen begabt, wenngleich sie in Niederösterreich – wo ich letztlich gelandet bin – meinen Dialekt eher nicht so gut verstanden haben dürften.  

Wurscht, ich zieh von Haus zu Haus, werde mal gelitten dann wieder verscheucht, weil manche halt einfach keine Bettler mögen. Am Ende treffe ich – wie es der Zufall will – auf ein Haus, wo schon zwei mir ähnelnde Lebewesen wohnen. Der Hunger hat mir zu diesem Zeitpunkt schon längst ein tiefes Loch in den Magen gegraben.  Glück im Unglück, die Bewohner des Hauses haben sich meiner erbarmt und mir gleich mal eine ganze Dose zum Essen gegeben. So schnell haben die gar nicht schauen können, wie ich das weggeputzt hab‘. Na gut, ein fünf Hauben Koch hat das Menü, das mir da serviert wurde sicher nicht gezaubert, aber wie heißt’s so schön: In der Not frisst der Teufel Fliegen – wenngleich ich da jetzt mal gleich dazufügen muss, dass der Vergleich ein extrem schlechter ist, weil ich sicher kein Teufel, sondern eher engelsgleich bin. So weit, so gut.

Seltsames Verhalten. Nach ein paar Tagen waren mir die Drei, die mich da versorgt haben schon ein bisserl vertraut – nur schlau geworden bin ich aus ihrem Verhalten nicht. Vor allem der Alte, der mit den komischen Haaren im Gesicht, war – ehrlich gesagt – ein bisschen seltsam. Essen, ja das hat er mir gegeben – en Masse – aber ins Haus reinlassen wollt er mich partout nicht. Hab‘ ich mir halt ein Platzerl in der Gartenhütte gesucht, die war eh ganz geräumig.

Vielleicht hatte sein Verhalten ein bisserl mit meinen schon anwesenden Artgenossen zu tun. Die eine war ja echt nett, oder sagen wir einmal ehrlich, der war ich eigentlich egal. Die andere war echt zickig, die hat gleich gepfaucht wie sie mich gesehen hat. Ich glaub mit der wäre ich nicht so schnell ins Reine gekommen. Wobei – bei den Menschen heißt’s ja immer wieder Gegensätze ziehen sich an.

Egal, nett war der Kleine mit den strahlend blauen Augen. Der hat zwar am Anfang – eigentlich war’s nur der erste Tag ein bisserl eine Panik gehabt, weil er seine zwei anwesenden Katzen beschützen wollte, aber dann war er echt cool. Vor allem als es darum ging mich wieder nach Hause zu bringen hat er die meiste Arbeit geleistet.

Klar der Große hat im Internet recherchiert, hat Telefonate gemacht, Fotos geschossen und das Auto gestartet, um mit mir zum Tierarzt zu fahren. Aber die „Drecksarbeit“ – sprich mich einfangen – hat er dem Kleinen überlassen.

Wurscht. Fakt ist, dass der Tierarztbesuch dann letztendlich dazu geführt hat, dass ich nach zehn, oder waren‘s elf Tage endlich wieder nach Hause zurückgekommen bin. Und das obwohl ich nicht gechippt war, wie das im Fachchinesisch so schön heißt.

Fazebuck hilft. Wie das geklappt hat, dass mich am Ende mein Frauerl wieder in Händen halten durfte, ist mir nicht so ganz klar. Irgendwas mit einem „Fazebuck“, oder so. Irgendwie muss der Tierarzt ein Bild von mir auf seiner Fazebuck-Seite, oder schreibt man es doch Facebook (?), gepostet haben. Mein Frauerl wiederum hat auf einer anderen Seite Bilder von mir gepostet und eine dritte Frau hat all diese Fotos gesehen und meinem Frauerl mit einem Posting davon informiert, dass sie da ein Foto von mir gesehen hat. Mein Frauerl hat den Tierarzt angerufen, dessen Assistentin hat dann den Mann angerufen und gefragt ob sie seine Nummer hergeben darf. Dann haben der Mann und mein Frauerl telefoniert, Fotos hin- und herschicken hat am Anfang nicht gleich geklappt, aber als mein Frauerl gesagt hat, dass ich so viel rede ist dem Mann endgültig klargeworden, dass ich tatsächlich der vermisste Kater aus dem Burgenland bin.

So und jetzt bin ich wieder daheim, und ihr könnt mir glauben, so schnell steig ich in kein Dingsbums mehr ein.

Übrigens: Das auf dem Foto bin nicht ich, das habe ich mir ausbedungen, dafür dass ich meine Geschichte erzähle. Muss ja nicht gleich jeder wissen, wie ich wirklich aussehe – noch dazu im Internet wo mich dann alle sehen. Ich hab schließlich auch ein Recht auf Anonymität.

Werte Leserinnen und Leser, diese Geschichte ist – so unglaublich sie klingt – wahr. Sie ist durch entsprechende Facebook-Postings belegt, und durch Zeugenaussagen bestätigt.  Der Ausflug des Katers Snooky dauerte rund zehn Tage und führte in von Forchtenstein (Burg) nach Neulengbach, das ebenfalls eine Burg beheimatet.  Dazwischen liegen rund 100 Kilometer. Ob Snooky tatsächlich in einen LKW eingestiegen ist, oder mit einem anderen Auto die Wegstrecke zurückgelegt hat, ist unklar und Teil seiner dichterischen Freiheit. 😉

 

Photocredit: Bild von Bessi/pixabay