Oma hatte Recht: Mit Tees, Salben, Kräuterbädern lassen sich leichte Beschwerden lindern. Welches Gewächs kann was? Ein Wegweiser durch das Dickicht der Kräuter und Heilpflanzen.
ArnikaIn
den knallgelben Blüten der Bergblume stecken besondere Kräfte. Als Salbe oder Tinktur wird sie gerne als Erste-Hilfe-Mittel bei Verstauchungen, Zerrungen, Sportverletzungen oder Blut Ergüssen eingesetzt. Denn diese Heilpfl anze wirkt entstaubend und schmerzlindernd. Als Anti-Celluliteöl regt sie die Durchblutung an und macht müde Muskeln munter. Sollte in keiner Hausapotheke fehlen.
Brennnessel
Als Unkraut im Garten wenig geschätzt. Zu Unrecht: Das Wildkraut mit dem schmerzhaften Nesselgift wirkt blutbildend und -reinigend, regt die Nierentätigkeit an und fördert als Tee die Milchbildung werdender Mütter. Es kurbelt den Stoffwechsel an und wirkt harntreibend. Ideal zum Start in den Frühling: Mischen Sie junge Triebe (noch ohne Brennhärchen) unter knackigen Salat – eine wehrhafte Vitamin-C-Bombe.
Calendula
So nennen Botaniker die Ringelblume. Ihre leicht muffig riechenden Blüten sind echte Alleskönner. Als Gel, Öl oder Salbe lindern sie Entzündungen, leichten Sonnenbrand, beruhigen empfi ndliche Babypopos und helfen bei schwellenden Krampfadern. Die ätherischen Öle wirken reizlindernd und töten Bakterien ab. Seit Jahrhunderten gilt die Sommerblume als robuste Wundheil-Expertin.
Dill
Das eher unscheinbare Kraut hat es in sich. Es regt den Appetit an, fördert die Verdauung, beruhigt die Nerven und hilft sogar gegen Schlafl osigkeit. Dill beugt Infektionen vor und unterstützt hervorragend dabei, die Immunkräfte zu stärken. Im Mittelalter war man überzeugt, Dill würde Hexen und böse Kräfte abwehren: „Baldrian, Dost (= Oregano) und Dill, dann kann die Hex’ nicht, wie sie will.“
Erdbeere
„Die Erdbeern seyn ein eine schöne,lustige und liebliche, anmütige Frucht/ dieselbigen gessen/loeschen den Durst/ bekommen wol dem hitzigen und cholerischen Magen/sind auch denen gut/die zu viel hitzige Nieren haben“, griffelte Jacobus eodorus 1625 in sein Kräuterbuch „Tabernaemontanus“. Die Königin der Beeren ist prall gefüllt mit Eisen, Vitamin C und Spurenelementen. Sie stimuliert die Kräftigung nach Krankheiten, hilft als Tee gegen Nachtschweiß und Durchfall, wirkt harntreibend.
Fenchel
Eine der wirksamsten Heilp flanzen für Kleinkinder und Mamas. Das krautige Gewächs vertreibt Bauchweh und Blähungen, löst Krämpfe im Darm und fördert die Milchbildung werdender Mütter. Schon Heilerin Hildegard von Bingen (1098–1179) hielt schriftlich fest: „Wie auch immer er gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich und vermittelt ihm angenehme Wärme, guten Schweiß und eine gute Verdauung.“
Gänseblümchen
Delikatesse am Wegesrand. Peppen Sie Ihren grünen Salat mit weiß-gelben Tupfern auf oder streuen Sie frisch gezupfte Blütenblättchen aufs Butterbrot. Schmeckt nussig-scharf. Die essbaren Hingucker fördern den Sto wechsel, reinigen das Blut, helfen bei Rheuma, Gicht oder Leberleiden. Heute gibt es Gänseblümchen!
Hagebutte
Ein ganz schönes Früchtchen! Die Vitamin-C-Bombe unserer Kindheit gilt als Anti-Schnupfen-Wa e. Sie bringt die Abwehrkräfte auf Trab, wirkt lindernd bei Magen- und Darmerkrankungen, Gallenbeschwerden und Appetitlosigkeit. Wertvoll für uns sind die Früchte – besser „Scheinfrüchte“ –, denn wie bei der Erdbeere, sind die Früchte eigentlich Nüsschen.
Iris
Die duftende Vielseitige. Ihr ätherisches Öl – gewonnen aus dem Wurzelstock – unterstützt beim Entspannen, lässt das Stimmungsbarometer steigen und hilft, die innere Balance wiederherzustellen. Die hautschützenden Schleimstoffe sollen trockenen Teint im Nu aufpolstern und strahlen lassen. Ein echter Faltenschreck!
Johanniskraut
Seelentröster und wirksames Erste- Hilfe-Kraut gegen Traurigkeit, Frust oder Erschöpfung. In Kapsel- oder Tropfenform stärkt das gelb blühende Gewächs die Nerven, fördert den Schlaf, unterstützt die Wundheilung und wirkt als Entzündungsblocker. Vorsicht: Johanniskraut macht die Haut lichtempfi ndlicher, erhöht die Gefahr von Sonnenbrand und Pigmentfl ecken.
Knoblauch
Schlagen Sie dem Alter ein Schnippchen. Knofel hält Herz und Kreislauf jung, bekämpft Viren, Bakterien und Entzündungen. Das Multitalent senkt Blut fett- und Cholesterinspiegel
verbessert die Fließeigenschaft des Blutes, beugt Altersverkalkung vor und schützt vor Krebs. Applaus für den kleinen Stinker!
Lavendel
Nervös und Schlafprobleme? Ein Taschentuch mit ein, zwei Tropfen Lavendelöl beträufeln, daran schnuppern und selig schlummern. Lavendel wirkt beruhigend und entkrampfend. Schon der Duft – ein kleiner Glücksmoment.Das Kraut aus Omas Kleiderschrank vertreibt Motten. Lavendelöl lindert das Jucken von Mückenstichen und gilt als SOS-Hilfe bei leichtem Sonnenbrand.
Melisse
Fehlte im Mittelalter in keinem Klostergarten. Das duftende Multitalent stärkt Abwehrkräfte, wird auch bei Verdauungsproblemen, Krämpfen, Nervosität, Erschöpfung oder Schlafl osigkeit erfolgreich eingesetzt. Frisch zerquetscht lindert Melisse den Juckreiz bei Insektenstichen. Melissengeist – wer kennt ihn nicht – wird bei Brechreiz, Übelkeit oder Reisekrankheit eingesetzt.
Nachtkerze
Heilt und macht schön. Erst wenn es dunkel wird, entfaltet sie ihre hellgelbe Pracht. Wie Kerzen leuchten ihre Blüten in der Dämmerung. In den Samen steckt reichlich Öl, das wertvolle Omega-6-Fettsäuren enthält. Im Nu polstert es trockenen Teint wieder auf. Auch die Symptome von Neurodermitis, wie Juckreiz und Schuppung, können gelindert werden. Nachtkerzenöl ist in zahlreichen Cremes, Kapseln oder Salben enthalten.
Oregano
Kann mehr, als die Pizza würzen. Schon Hippokrates schwor auf das mediterrane Kraut bei Zahnschmerzen, Darmbeschwerden und Frauenleiden. Oregano enthält den Entzündungsblocker Beta- Caryophyllen, hilft bei Husten und Mundentzündungen, kräftigt die Nerven und vertreibt Muskelkater. Tipp: 100 g Oregano in 1 l Wasser zum Sieden bringen, den Sud (ge filtert) dem Badewasserzugeben, 15 Min. entspannen.
Petersilie
Gute Laune aus dem Garten. Vitalstoff e und eine geballte Ladung an Vitamin C stärken Abwehrkräfte und Immunsystem. Das Spurenelement Mangan hebt die Stimmung und hilft bei Osteoporose-Problemen. Petersilientee für klaren Teint: Einen Esslöff el frisch gehackter Petersilie mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen, fünf Minuten zugedeckt ziehen lassen, lauwarm (mit Wattebausch) auf das Gesicht tupfen. Nicht abwaschen!
Quitte
Fast jeder weiß: roh ist sie ungenießbar, hart wie Stein, sie erfordert Zuwendung und Arbeit. Gekocht schmeckt sie köstlich als Mus, Marmelade oder Kompott. In der heilsamen Frucht stecken neben Vitaminen und Spurenelementen ein Rekordgehalt an Pektin sowie Gerbund Schleimstoffe. Heilsam für entzündete Schleimhäute, Husten und Erkältungsbeschwerden.
Rosmarin
Er ist aus heimischen Gärten oder Terrakotta- Töpfchen nicht mehr wegzudenken wegzudenken. Passt als Gewürz hervorragend zu (Grill-)Fleisch und Ofenkartoff eln. Seine nadelförmigen Blätter wirken antibakteriell und durchblutungsfördernd, mildern Periodenkrämpfe und wirken energetisierend. Muntermacher: 2 Tassen Rosmarin in 1 l Wasser kurz aufwallen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und ab ins warme Badewasser.
Syzygium aromaticum
Syzyg … was? Hinter diesem komplizierten Namen steckt nichts anderes als die Gewürznelke. Der Gewürznelkenbaum ist Heilpfl anze des Jahres 2010 (gewählt anlässlich eines Heilpfl anzen- Symposiums in München). Schon Sebastian Kneipp (1821–1897) verwendete Nelkenöl „gegen faule Gase und verdorbene, faule Säfte und Stoff e im Magen.“ Zu m Einsatz kommt das antibakterielle antibakterielle Nelkenöl heute vor allem in der Zahnheilkunde und Mundpfl ege.
Thymian
Gedeiht problemlos als würziger Teppich im Balkonkisterl. In dem Kraut steckt ein Cocktail an ätherischen Ölen. Diese wirken antiseptisch, desin zierend, helfen bei Husten, Asthma und Bronchitis. Hustentee: ein gehäufter Teelö ffel Thymian mit ¼ l Wasser aufkochen, ziehen lassen, abseihen und mit Honig süßen. Schmeckt auch Kindern.
Unkraut Gundelrebe?
Von wegen. Hinter dem schlichten Namen verbirgt sich eine äußerst kraftvolle Pfl anze. Gleich nach dem Schnee sprießt sie auf Wiesen, zwischen Hecken und Zäunen. Sie treibt Blei und andere Schwermetalle aus dem Körper, löst Eiter und hilft bei Akne. Sparsam verwendet (3 Blättchen) verleiht das Kraut Saucen und Suppen Würze.
Verveine – nie gehört?
Ein vorzügliches Heilkraut aus Frankreich, bei uns Zitronenverbene genannt. Die Planzenförmigen Blätter des Verveinestrauchs schmecken aufgebrüht als Tee fruchtig-zitronig. Wirken wohltuend und stressmindernd auf Körper, Seele und Geist. Verveine-Tee genießt man in Frankreich traditionell nach dem Essen. Unkompliziert: Teeblätter einfach in der Tasse lassen.
Wacholder
Ein zypressenartiger Strauch mit blau-schwarzen Früchten. Das ätherische Öl erhöht die Wasserausscheidung über die Nieren, entkrampft die Muskeln in Magen und Darm. Hilft bei Blasen-Blues sowie bei Blähungen und Völlegefühl. Macht außerdem fette Speisen bekömmlicher.
X-beliebig anwendbar
Kräutertees. Häufi g angewendet zum Kurieren leichterer Beschwerden und Wehwehchen. Achtung: Nimmt man heilende Tees zu lange zu sich, kann ihre Wirkung umschlagen, eine Überdosis zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Ziehen Sie zur Sicherheit Ihren Arzt zu Rate.
Yams
Die wilde Wurzel ist ein Multitalent. Unterstützt als Salbe bei Beschwerden hormoneller Art, wie zum Beispiel in den Wechseljahren oder bei Zyklusproblemen. Yams wirkt entspannend und entkrampfend. Tipp: Sieht toll im eigenen Garten aus!
Zinnkraut
Top-Lieferant von Kieselsäure. Früher schrubbten Kräuterweiblein Holz, Metall oder Zinngefäße mit den rauen Stängeln der Pfl anze sauber – daher der Name. Das grüne Kraut kräftigt Knochen, Knorpel, Haare und Nägel. Zinnkrauttee entwässert und stärkt das Bindegewebe. Wirkt wohltuend bei Blasenentzündung, Unterleibs- oder Nierenschmerzen. Tipp: Zwei bis drei Esslö el Kraut in ½ l Wasser über Nacht ziehen lassen, am nächsten Tag 15 Minuten kochen, abseihen, ins Badewasser gießen.
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