Renate Fucik schafft mit Nadel und Faden kleine Zauberwesen: Die Puppen-Mama über ihre „Schlamperl“, die Faszination des Puppen-Nähens und die Individualität.
In Zeiten von Überfluss und Massenproduktion hat sich eine Wienerin auf das Puppennähen verlegt. Die „Schlamperl“ aus der Werkstatt von Renate Fucik sind drollige kleine Gesellen, die einen ganz eigenen Charakter haben. Und sich wunderbar auf ihre jungen Besitzer einstellen. Aber auch das Herz so manchen Erwachsenen gewinnen sie im Nu. Vermitteln sie uns allen doch ein Stückchen von der heilen Welt, nach der wir uns manchmal sehnen. Dann genügt es schon, an ihren aus Naturmaterialien gefüllten Körpern zu schnuppern und man fühlt sich in eine andere Zeit entrückt. Aber lassen wir am besten die Puppen-Mama selbst zu Wort kommen …
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Wie wurden Sie zur Puppen-Mutter?
Renate Fucik: Ich habe mich immer gerne mit Batiken, Makramee, Kinderkleider nähen und Häkeln beschäftigt. Doch dann bin ich vor mittlerweile über 20 Jahren auf einen Kurs an der Künstlerischen Volkshochschule gestoßen: Puppennähen. Ich hatte damals keine Ahnung, wie man mit Nadel und Faden Stoffstücken Leben einhaucht. Aber als ich die Technik erlernte, entdeckte ich schnell meine Leidenschaft für Stoffpuppen.
Heute kreiere ich von der Grundform ausgehend verschiedene Modelle. Dabei lasse ich mich gerne von Anregungen aus alten Kinderbüchern inspirieren. Vielleicht bin ich auch deshalb so eine große Puppenfreundin geworden, weil ich als Kind keine Puppen hatte. Das Nachbarskind hingegen hatte jede Menge und hat mich manchmal mitspielen lassen. Vom Hobby zum Beruf kam es schließlich als meine Kreationen gut ankamen und die Nachfrage stieg.
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Ihre Puppen sind einzigartige Kreationen – sind diese nicht zu empfindlich, um Kinder damit spielen zu lassen?
Renate Fucik: Für Kinder sind vor allem meine „Schlamperl“ geeignet. Sie lieben sie, weil sie so kuschelig und weich sind. Sie riechen gut nach der Schafwolle, mit der ich den Kopf, die Hände und Füße stopfe. Der Körper besteht aus Antiallergikerflocken, die auch nach dem Waschen flauschig bleiben, am Kopf tragen sie eine fest angenähte Mütze oder eine Perücke aus Webpelz oder Wolle. Das Gesicht ist nur angedeutet, damit die Kinder ihre eigenen Erlebnisse, Gefühle und Gedanken in ihre Puppe hinein interpretieren können. So macht die Puppe alles mit, was das Kind gerade spielt. Sie lacht, weint, schläft oder kuschelt, je nachdem. Mit eingenäht werden liebevolle Gedanken und Wünsche.
Engel und Feen aus Seidenstoffen und Feen aus Märchenwolle sind für größere Kinder geeignet, auch die Blumenkinder. Diese werden schon von vielen Fans „gesammelt“.
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Worin liegt für Sie die besondere Faszination des Puppen-Nähens?
Renate Fucik: Für mich ist eine Puppe von Hand zu nähen ist ein fast magischer Prozess. Ich fülle duftende Schafwolle in einen Schlauch, der dann nach einem bestimmten Schema abgebunden wird und überziehe ihn mit Schweizer Puppentrikot. Anschließend wird das Gesicht gestickt, ganz einfach, eigentlich ohne Ausdruck. Das Schöne ist: Jede Puppe ist anders. Ich verwende viel Zeit, Geduld und Sorgfalt auf jede einzelne Puppe und verarbeite möglichst natürliche Materialien. So entstehen kleine Fantasiewesen, die es ganz bestimmt nur einmal auf der Welt gibt. Das ist vielen meiner Kunden, aber auch mir wichtig. Das Einzigartige hat heute wieder eine neue Bedeutung.
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Ist es manchmal schwierig für Sie, Ihre kleinen „Kinder“ herzugeben?
Renate Fucik: Wenn ich die leuchtenden Kinderaugen sehe, ist es für mich eine große Freude, die Puppen herzugeben. Ich verabschiede mich auch von jeder mit guten Wünschen.
Die Puppen-Kinder von Renate Fucik
„Schlamperl“ für Kinder gibt es in 30 cm und 40 cm Größe. Jedes ist einzigartig in seiner Art.
Weitere Informationen unter www.renatefucik.at
Fotos: