Auf den Tisch kommt nur Veganes – wie gesund ist der Trend aber für Kinder, haben wir uns gefragt.
Streng genommen ist der Veganismus ja kein reiner Speise-, sondern ein ganzer Lebensplan. Felix Hnat, Geschäftsführer der „Veganen Gesellschaft Österreich“, erklärt: „Veganer zelebrieren – im Unterschied zu Vegetariern – einen Komplettverzicht. Tabu ist alles, was vom Tier kommt.“ So ist nicht nur der Kühl-, sondern auch der Kleider- oder Badezimmerschrank für Tiere und alles was von ihnen kommt fest verschlossen. So gut man etwa ohne Pelzmantel auskommen mag, so mahnen Kritiker doch, dass der Mensch prinzipiell für den Fleischkonsum gescha? en ist. So scheiden sich die Geister speziell wenn es um die vegane Ernährung geht. Viele begeisterte Fans dieses Ernährungstrends wollen auch ihre Familien vegan ernähren bzw. für diese Form der Ernährung begeistern. Das ist jedoch speziell in der Schwangerschaft, aber auch für Babys und Kinder mit Vorsicht zu sehen.
Kann zu schwerwiegenden Mangelzuständen kommen
So betont Dipl.-Oecotrophologin Sabrina Bardas, dass es für die Gesundheit während der Schwangerschaft entscheidend ist, wie lange eine Veganerin vor der Schwangerschaft bereits vegan gelebt hat: „Da der Körper z.B. Vitamin B12 für circa drei Jahre speichern kann, kann es zu einem Mangel und damit schlimmstenfalls zu schwerwiegenden Mangelzuständen für Mutter und Kind kommen. Generell ist Veganern eine Ergänzung mit Vitamin B12 zu empfehlen.“ Auch die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, vor allem mit den wirksamen und in tierischen Lebensmitteln vorkommenden Formen, EPA und DHA, sind wesentlich. Für diese emp? ehlt Bardas vegane Algenöl-Präparate: Omega-3 ist wichtig für die Gehirn- und Sehnervenentwicklung beim Ungeborenen.“ Bardas weiters zu Vitamin D: „Dieses hat als Hormon unzählige Funktionen im Sto?ffwechsel und tritt in Interaktion mit etlichen anderen Hormonen. Ein Mangel an Vitamin D tritt inzwischen bei sehr vielen Menschen auf, dieser Blutwert sollte am besten einmal jährlich im Herbst sowohl bei Veganern als auch bei Nicht-Veganern bestimmt werden.“ Die Auswirkungen eines B12-Mangel können drastisch sein: „Schwere Symptome treten oft erst nach über zehn Jahren auf. Bei Kindern, die durch einen Vitamin-B12- Mangel der Mutter in einen Mangelzustand kommt, kann es im schlimmsten Fall zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen, die, wenn sie bemerkt werden, oft nicht mehr reversibel sind.“
Wichtige Nährstoffe bei Einführung der Beikost
Generell sollten Eltern ihrem Kind selbst die Entscheidung überlassen, was es an natürlichen Lebensmitteln ausprobieren möchte. Denn nur so kommt es „auf den Geschmack“ und kostet sich mit Freude durch. Dabei sollten jedenfalls Vitamin B12, Omega- 3-Fettsäuren und Vitamin D nicht zu kurz kommen, rät die Expertin, und keine Lebensmittelgruppen außen vor gelassen werden. Viele Lebensmittel in der veganen Ernährung sind allerdings besonders wertvoll und von ihrer Zusammensetzung her ideal für den menschlichen Körper und seine Gesundheit. Bardas: „Sehr nährsto?ffreich und wertvoll sind stets die möglichst wenig verarbeiteten Naturprodukte, nicht nur im veganen Bereich, wie: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen und Linsen aller Art), ungesalzene Nüsse und Samen sowie frisches Obst und Gemüse.“
Wichtig, so Sabrina Bardas, ist, dass mit dem „Trend Vegan“ behutsam umgegangen wird: „Viele Menschen, die vegan leben, kennen sich auch sehr gut in der Ernährung aus und essen sehr bewusst, hochwertig und nährsto?ffreich. Tue ich das aber nicht und folge nur dem aktuellen Trend „Vegan“ und das dann auch noch mit meinem Kind, wird das sicherlich negative Folgen haben können. In dem Fall grenzt vegane Kinderernährung für mich an Kindeswohlgefährdung.“
Text: Isabel Müller
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