Convenience Produkte sind weiterhin auf dem Vormarsch in den Supermarktregalen. Damit stehen immer öfter Lebensmittel mit hohem Anteil an Fruktose auf unseren Familien-Eßtischen. Zu viel davon bleibt jedoch nicht ohne Nebenwirkungen.
Nach der Arbeit noch schnell einkaufen, die Kinder abholen, nach Hause laufen und dort ein Essen für die Familie zaubern. Viele Frauen und auch Männer kennen diese Situation nur zu gut. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, weder für sich selbst, noch für Freizeitaktivitäten oder Freunde. Convenience Produkte, also vorgefertigte Lebensmittel wie Tiefkühl-Pizza, Kartoffelpüree-Pulver oder Fertig-Saucen sind auch deshalb noch immer auf dem Vormarsch – sie erleichtern uns das Leben, weil sie uns Zeit zu sparen helfen. Was viele aber nicht wissen, ist, dass Fertigprodukte oft große Mengen von Fruktose enthalten. Immer mehr Menschen reagieren auf diesen Zucker mit körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Dazu kommt, dass Fruktose in großen Mengen wie sie heute in Lebensmitteln vorkommen, zu erhöhten Blutfettwerten und in der Folge zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar zur Ausbildung einer nichtalkoholischen Fettleber (NAFDL) führen kann.
Probleme mit der Leber durch Zucker
Bereits 20 bis 30 Prozent der Österreicher leiden unter einem derartigen Leberproblem. „Meist ohne es zu wissen“, so Dr. Bernhard Mayr, Ernährungsmediziner und Primarius der Abteilung für Innere Medizin, LKH Gmunden. Sehr häufig ist es ein Zufallsbefund im Ultraschall. Die Diagnose einer nichtalkoholischen Fettleber hat in den letzten Jahren – vor allem in den USA, aber auch in Europa – rasant zugenommen. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt auf den übermäßigen Fruktosekonsum in den Industriestaaten zurückzuführen. Denn der Einfachzucker wird ausschließlich in der Leber abgebaut und die Abbauprodukte werden für die Fettsynthese herangezogen: „Die Ursachen für die immer häufiger vorkommende Diagnose einer nichtalkoholischen Fettleber liegen einerseits im erhöhten Fettkonsum, andererseits in der vermehrten Fettproduktion des Körpers. Dazu muss das notwendige Substratangebot vorhanden sein. Hier spielt Fruktose eine zentrale Rolle. Leider wurde auch Patienten mit Typ-2-Diabetes schon am Beginn des 20. Jahrhunderts Fruktose als Süßungsmittel aufgrund ihres niedrigen glykämischen Index empfohlen. Heute wissen wir, dass Fruktose maßgeblich für Leberschäden und Bluthochdruck bei Diabetikern verantwortlich ist“, so Mayr weiter.
Blitzkarriere der Fruktose
Fruktose, also Fruchtzucker, ist vor allem in Obst wie Äpfeln, Weintrauben, Birnen und auch in Gemüse wie Paprika, Kohlgemüse oder Roten Rüben in natürlicher Form enthalten. Fruktose hat aber auch als Süßungsmittel der Industrie eine echte Blitzkarriere hingelegt. Fruktose ist zehn Mal so süß wie Glukose. Lebensmittel, die mit Fruktose gesüßt werden, liefern mehr Süße, aber nicht mehr Kalorien. Während dies alleine ein guter Grund für die Industrie ist, Fruktose als Süßungsmittel zu verwenden, ist Ökonomie ein anderer: In großen Mengen wird heute „High Fructose Corn Syrup“ (HFCS), im Deutschen auch als „Fruktose-Glukose-Sirup“ bezeichnet, eingesetzt, der zu 55% aus Fruktose (zu 42% aus Glukose) besteht, einfach weiterzuverarbeiten und günstig in der Herstellung ist. Viele Produkte sind damit gesüßt: Müslis, Fertiggerichte, Marmeladen, Kompotte, Würzmischungen, Chips, Süßwaren und vor allem Soft Drinks.
„Meinen Patienten lege ich nahe, Fruktose in Obst von Fruktose in industriell hergestellten Lebensmitteln zu unterscheiden“, so die Diätologin Eva Hagl-Lechner. Übersteigt der Fruktosekonsum 50 Gramm pro Tag, kann es langfristig zu einer Erhöhung der Blutfettwerte kommen. Darüber hinaus ist Fruktose auch der Auslöser einer hereditären Fruktose-Intoleranz, einer selten vorkommenden und erblich bedingten Störung des Fruktose-Stoffwechsels. Bereits geringe Mengen an Fruktose können bei Betroffenen zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden führen. Diese ist von der Fruktose-Malabsorption zu unterscheiden, die Nahrungsmittelunverträglichkeit führt zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Durchfall. „Zudem erzeugt Fruktose – im Gegensatz zu Glukose – auch kein Sättigungsgefühl und verführt dazu, zu viel zu essen“, so Hagl-Lechner.
Gegensteuern
Eine Reduktion des täglichen Fruktosekonsums nur über die Auswahl der Lebensmittel zu erreichen ist schwierig, da viele bereits mit Fruktose, teils zu einem erheblichen Anteil, gesüßt sind. Als unterstützende Maßnahme kann daher ein Enzympräparat eingesetzt werden, das die Fruktoseaufnahme im Darm vermindert. Es enthält Xylose-Isomerase, ein Enzym, das die im Dünndarm vorhandene Fruktose zu Glukose umwandelt und somit einer Erhöhung der Blutfettwerte sowie der Entstehung einer nichtalkoholischen Fettleber in weiterer Folge vorbeugt. „Enzympräparate sollen dem Yin-Yang-Prinzip folgen und dem Körper helfen wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Idealerweise wirken sie nur im Dünndarm und haben keine weiteren Auswirkungen auf den Körper, also keine Nebenwirkungen“, sagt Helmut Schmutz, Enzymexperte und Geschäftsführer von SCiOTEC Diagnostic Technologies in Tulln.
Vielbeschäftigten (Frauen und Männern) wird es auf lange Sicht nicht gelingen, Convenience Produkte ganz zu vermeiden. Enzympräparate können dem Körper helfen, unerwünschte Stoffe wie Fruktose rasch abzubauen und so deren negative Auswirkungen im Körper verhindern. Andererseits ist es ratsam die Zutatenliste beim Kauf von Lebensmitteln zu überprüfen und zu überlegen, ob es möglich ist auf andere Produkte ohne Fruktose auszuweichen. Manchmal lässt sich auch ohne vorgefertigte Produkte ganz schnell ein feines Essen zaubern.
Text: Priska Reich
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