„Nein, das nicht – mit dem spiel ich noch.“ Pauls Argumente sind kaum zu überbieten, wenn es wieder einmal ans Entrümpeln seines überquellenden Zimmers geht. Mit ein paar Tricks lässt es sich dennoch einrichten, dass sich der Junior von seinen liebgewordenen Spielsachen trennt.
Wir Eltern sind ja selbst Schuld. Wenn ich Spielsachen sehe, die ich a) für pädagogisch wertvoll halte, b) als Kind selbst gerne gehabt hätte oder c) von anderen Müttern empfohlen bekam, dann kann ich häufig nicht anders als zuzugreifen.
Ich horte die Sachen dann für den nächsten Geburtstag oder Weihnachten. Wenn dieser Tag näher rückt, lässt mich mein Gedächtnis im Stich, ich kaufe Geburtstagsgeschenke und am Einwickel-Tag fallen mir die anderen Sachen in die Hände… Natürlich läuft es nicht immer und überall so.
Aber ich denke, es wird mir niemand ernsthaft widersprechen wollen, wenn ich behaupte, dass alle Kinder heutzutage mehr Kram besitzen als wir früher. Auf jeden Fall haben sie mehr Spielzeug, als ihnen gut tut.
Oft leeren sie einfach alle Spielkisten aus und gehen dann zu Mama in die Küche, weil das Überangebot sie buchstäblich erschlägt. Überdies kommt die heute heranwachsende Generation immer seltener ins Freie und benötigt daher drinnen umso mehr Platz zum Toben. Gleichzeitig werden jedoch die Kinderzimmer immer kleiner gebaut.
Drei Schritte auf dem Weg zu mehr Platz
Was tun, wenn kein Extra-Toberaum auf dem Dachboden oder im Keller zur Verfügung steht? Ein Bett braucht jedes Kind; ein Schreibtisch kommt spätestens in der Schulzeit hinzu, aber Maltische mögen auch schon die Kleinen. Ein Kleiderschrank oder eine Kommode steht wohl auch in jedem Kinderzimmer. Und, schwupps, sind die 10-Quadratmeter-Zimmerchen so vollgestellt, dass an Spielraum nicht mehr zu denken ist. Der Gang zum Fenster endet meist schmerzhaft mit dem Fuß auf Legosteinen.
Drei Schritte auf dem Weg zu mehr Platz: Stauraum, in die Höhe gehen, weniger Spielzeug.
Auf der Suche nach Lösungen startete ich im Freundeskreis eine kleine Umfrage:
Bei den meisten meiner Freundinnen steht das Aussortieren von Spielzeug an oberster Stelle. Die Kinder meiner Freundin Gabi sind noch so jung, dass man prima mit ihnen “Ausmisten” spielen kann. Wer den größten Spielzeugberg aussortiert, hat gewonnen. Julius und Justin sind stets mit Feuereifer dabei, weil sie anschließend gemeinsam auf den Flohmarkt gehen und die Sachen verkaufen. Manchmal versteigert Gabi die Sachen auch bei ebay. Mit dem eingenommenen Geld machen sie dann einen Ausflug oder kaufen ein neues Spielzeug, wobei die Betonung auf “ein” liegt.
“Du ahnst nicht, wie viel Platz wir jedes Mal hinterher haben!”, sagt Gabi, als sie in der Mütterrunde diese Methode empfiehlt. Meine Kinder lassen sich allerdings nicht mehr so bereitwillig darauf ein, da sie offenbar schon in dem Alter sind, wo sie dieses Spiel durchschauen. Vielleicht liegt es aber auch an den Genen, denn ich erinnere mich genau, wie ich als Zehnjährige ein Riesentheater machte, als ich für ein krankes Kind das (in meinen Augen) hässlichste meiner unzähligen Kuscheltiere abgeben sollte. Seither weiß ich, dass man in so einem schwierigen Fall lieber heimlich ans Werk gehen sollte. Und glauben Sie mir: Die Kinder merken es nicht.
Wer nicht ganz rigoros vorgehen möchte, kann von Zeit zu Zeit Spielzeug auf den Speicher oder in den Keller räumen. Im Zimmer verbleiben immer nur ein paar Spielsachen, die leicht zugänglich sind, damit sie gut aufgeräumt werden können. Durch die übersichtliche Spielzeugmenge werden die Spielsachen viel intensiver genutzt. Einziger Nachteil: Man muss sich die Zeit für die regelmäßige Umräumaktion nehmen. Auf jeden Fall sollte von Anfang an dafür gesorgt werden, dass genügend Unterbringungsmöglichkeiten für Kleidung und Spielzeug vorhanden sind. Denn gerade bei knappem Raum ist es wichtig, dass alles seinen festen Platz hat. So werden das Aufräumen und Wiederfinden enorm erleichtert.
Tipps und Tricks und ganz viel Platz
Wandschränke bis unter die Decke haben schon in vielen Kinderzimmern gute Dienste geleistet. Man kann auch Hängeschränke an der meist ungenutzten Wand über dem Bett anbringen, wobei darauf zu achten ist, dass sie gut in der Wand verankert sind.
Wer ganz sicher gehen will, konstruiert einen Überbau, der fest auf dem Boden steht und an Kopf- und Fußende noch Regalfläche bietet. Die umgekehrte Variante wird auch immer beliebter: Die Fläche unter einem Hochbett zum begehbaren Kleiderschrank machen, mit Regalen, Kleiderstange und Beleuchtung.
Kuscheltiere finden ihren Platz beispielsweise in einer schönen Hängematte. Heike aus der Müttergruppe hat ein selbst konstruiertes Podest mit großen Schubladen im Kinderzimmer eingebaut, das die Schlaf- und Kuschelecke von der Spielecke trennt. Wenn man ein etwas größeres Kinderzimmer hat und diese Methode konsequent weiter verfolgt, kann man vor jeder Wand einen erhöhten Boden mit großen Schubladen anlegen, auf dem Bett, Schreibtisch und ähnliche Dinge stehen.
Der Spielraum befindet sich dann in einer Senke in der Mitte. Besonders gut gefiel mir die Idee, mehrere Schubladenpodeste pyramidenartig übereinander zu stapeln. An den Seiten ist viel Platz für Krimskrams und der Podeststapel wird zum Hochsitz, Indianerfelsen, zur Bühne, oder was immer die Kinder für ihr Spiel gerade benötigen.
Möbel sollten kindgerecht sein. Kinderzimmer werden häufig mit den abgelegten Möbeln der Eltern zugestellt. Dabei sollten diese Möbel unbedingt altersgerecht und leicht beweglich sein, so dass Kinder mit ihnen auch kreativ umgehen können. Ideal sind auch flexible Regale aus einzelnen Kastenelementen, die Eltern auch leicht selbst bauen können.
Auf jeden Fall sollte darauf geachtet werden, dass die Kleinen beim Toben ihren Kopf nicht an spitzen Kanten aufschlagen können. Vor die immer noch verbreiteten Rippenheizkörper kann eine bunt bemalte, mit Löchern versehene Sperrholzplatte geschraubt werden, falls nicht ohnehin der Schreib- oder Spieltisch davor steht. Der Platz am Fenster ist für den Schreibtisch nämlich am besten geeignet.
Das Licht kommt von vorne, also wirft die Hand beim Schreiben keinen Schatten. Überdies fördert natürliches Licht die Konzentration. Sollte man den Schreibtisch als Platzgründen drehen müssen, dann muss man den Lichteinfall auf Rechts- oder Linkshänder abstimmen.
Ideal: Kindergartenmöbel
Wenn man mehr Geld in die Möbel investieren kann und möchte, dann lohnt sich ein Blick in die Kataloge der Kindergartenmöbel-Hersteller. Besonders geeignet um Krimskrams schnell und gut sortiert verschwinden zu lassen sind die stabilen Kommoden mit 12 oder 16 Schubladen, die es auch mit Plexiglaseinsätzen in den Schubladenfronten gibt.
Auf diese Weise sehen die Kleinen sofort, wo Playmobilmännchen, dicke Buntstifte und Legosteine ihren Platz haben. Die Hersteller haben auch solide Kindergarderoben mit Ablagefächern im Angebot, wo seltener gebrauchte Jacken, Handschuhe, Fahrradhelme etc. aufbewahrt werden können. Wenn es preiswerter sein soll, dann haben sich Türgarderoben bewährt, die einfach im Türblatt eingehängt werden können. Preiswert ist auch die Spielzeugaufbewahrung in Holzkisten, die aber den Nachteil haben, dass die Kinder an die unteren Kisten nicht so leicht herankommen. Besser sind da Schubladenelemente aus Kunststoff, die man einzeln auch häufig in Supermärkten erstehen kann.
Wenn man Schränke nicht nach Maß einbauen lässt, dann entstehen oft kleine Lücken, mit denen man im Allgemeinen nichts anfangen kann. Wir haben solche Stellen (man braucht etwa 20 Zentimeter Platz) mit Benno-CD-Regalen von IKEA ausgefüllt. Diese Regale gibt es in verschiedenen Holzfarben und es lassen sich viele Schätze darin unterbringen. Von der Schlumpfsammlung über Pixi-Bücher und schöne Steine bis hin zu Socken und Unterwäsche. Es eignet sich als Schlafstatt für Kuscheltiere und sogar in Mamas Küche als Gewürzregal. Findige Eltern lassen daraus ein Puppenhochhaus entstehen, kurz, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Sie sollten nicht vergessen auch außerhalb des Kinderzimmers Spielraum zu schaffen. In unserer Wohnküche befindet sich ein niedriges Bücherregal, das ausschließlich für Kinderbücher reserviert ist. Bei Ihnen findet vielleicht eine Bücher- oder Spielzeugkiste im Wohnzimmer Platz, vor dem Schrank, in dem auch die Gesellschaftsspiele stehen, die man den Kindern nicht so gerne mit ins Zimmer gibt. Ich habe auch schon gesehen, dass Eltern eine Vitrine oder ein Fach im Wohnzimmerregal zur Puppenstube umfunktioniert haben. Wer mit Kindern lebt, muss eben flexibel sein.
Und für den nächsten Geburtstag kaufe ich nur ganz wenig ein, Ehrenwort…
Strategien gegen das Chaos
Weniger schenken lassen. Omas und Onkel können lieber für ein teureres, qualitativ wertvolles Spielzeug zusammenlegen
Regelmäßig Spielzeug aussortieren und zum Flohmarkt bringen
Einen Teil des Spielzeugs immer wegräumen, nach ein paar Wochen wieder austauschen
Jeden Zentimeter Wand als Stauraum nutzen, dabei auch die Flächen über Türen und Fenstern nicht vergessen.
Jedes Spielzeug sollte seinen festen Platz/seine bestimmte Kiste haben
Mit den Kindern zusammen aufräumen
Spielraum auch im Wohnzimmer einplanen
Bild: Sujet – pixabay/levelord
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