Cybermobbing – worüber Eltern ihr Kind aufklären sollten

Der Schock über den Mordfall an der 12-jährigen Luise aus Freudenberg (Deutschland) hält noch immer an. Am 11. März wurde Luise von zwei etwa gleichaltrigen Kolleginnen brutal ermordet. Wie sich später herausgestellt hat, ging es auch um Cybermobbing. Wenige Wochen nach dieser grausamen Tat, machte ein Video aus Heide die Runde, in dem ein ebenfalls 12-jähriges Mädchen von gleichaltrigen Mädchen brutal verprügelt wurde. Diese Fälle zeigen deutlich auf: Mobbing und Cybermobbing sind bei Kindern und Jugendlichen aktueller denn je und die Fälle scheinen immer brutaler zu werden. Da kommt bei Eltern natürlich die Frage auf: Wie können Kinder vor Cybermobbing und solchen Gewalttaten effektiv geschützt werden?

 

Steigender Einfluss von digitalen Medien auf Kinder

Die digitalen Medien bringen viele nützlichen Vorteile, vor allem weil man sich mit anderen Menschen leichter denn je vernetzen kann. Dies gilt natürlich auch für Kinder und Jugendliche. Allerdings birgt diese neuartige Vernetzung auch einige Gefahren, weil immer jüngere Kinder sich auf Plattformen austauschen und präsentieren können, wo sie weit entfernt von jeglicher Kontrolle durch Erwachsene sind. Entsprechend erhöht sich auch das Risiko, dass gewisse Konflikte, welche in der Schule oder in der Freizeit der Kinder entstehen, sich in den Online-Bereich verschieben und dort ausgetragen werden, ohne dass Eltern oder zuständige Pädagogen etwas davon mitbekommen.

Zudem ist es so, dass durch Social Media altersunangemessene und gewaltvolle Inhalte meist ungefiltert immer mehr an immer jüngere Kinder herankommen. Auch hier haben Eltern meist keinen Einfluss darauf, weil Kinder unabhängig davon, wann sie ein Handy erhalten oder welche Plattformen sie nutzen dürfen, in ihrem sozialen Umfeld solche Inhalte mitbekommen. Das macht es für Eltern besonders schwierig ihr Kind vor den damit verbundenen Gefahren zu schützen. Im Zusammenhang mit Cybermobbing gibt es allerdings einige wichtige Punkte, über die Eltern ihr Kind aufklären sollten.

 

Wie können Eltern ihr Kind schützen?

Zunächst einmal sollten Eltern sich ihrem Kind als Ansprechpartner bei irritierenden Inhalten anbieten und das Thema Cybermobbing möglichst offen ansprechen. Kinder müssen wissen, wie sie sich im Online-Bereich wehren können und wie sie auch selbständig intervenieren und sich effektive Hilfe holen können. Hier einige Tipps dazu, welche konkreten Fragen mit Kindern besprochen werden sollten:

 

Wie kann Cybermobbing verhindert werden?

  • Verrate nicht zu viel über dich!
    Wohnort, Schule, Handynummer und Passwort sollten auf jeden Fall dein Geheimnis bleiben und nicht im Internet einsehbar sein.
  • Denk nach, bevor du etwas im Internet veröffentlichst!
    Was einmal im Internet steht, ist nicht mehr so leicht zu entfernen. Wenn du ein Foto von dir einstellst, wähle eins aus, auf dem du nicht eindeutig zu erkennen bist. Willst du ein Foto von Freunden einstellen, musst du sie erst um Erlaubnis bitten.
  •  Gib Mobbing keine Chance!
    Lass dich nicht auf Online-Streitigkeiten ein und mach nicht mit, wenn andere jemanden übers Internet fertig machen wollen. Wenn du eine Mobbing-Attacke beobachtest, dann versuche dem Opfer zu helfen, auch wenn es nicht ein Freund ist oder du die Mobbing-Attacke eigentlich noch lustig findest.

 

Wie kann ich konkret reagieren, wenn ich Cybermobbing beobachte?

  • Als Außenstehender solltest du nicht wegschauen!
    In schlimmen Fällen ist es aber auch nicht unbedingt ratsam, sich unkontrolliert einzumischen, da die Situation schnell eskalieren kann. Sei vorsichtig und besprich dich am besten mit dir vertrauten Erwachsenen oder Leuten aus deinem Kollegenkreis.
  • Nicht wegschauen, sondern Hilfe anbieten!
    Dem Opfer zwar nahe legen, mit den Eltern, Lehrern oder der Schulsozialarbeit zu sprechen, aber nicht dazu drängen.
  • Verteidige die Opfer, melde die Täter!
    Gerade in sozialen Netzwerken kannst du dich – idealerweise unterstützt durch Andere – gegen die Mobbenden stellen und den Betroffenen oder die Betroffene verteidigen. In groben Fällen kannst du die Täter auf der entsprechenden Plattform auch melden.
  • Keine Racheaktionen!
    Sich an Tätern in irgendeiner Weise rächen zu wollen, ist eine sehr schlechte Idee, da dies schnell eskalieren und in einer Gewaltspirale enden kann.

 

Was kann ich tun, wenn ich selbst von Cybermobbing betroffen bin?

  • Nicht antworten!
    Auch wenn es einem schwer fällt, man sollte auf Nachrichten nicht antworten und sich auf keine Diskussion einlassen. Das stachelt die Täter nur noch mehr an.
  • Beweise sichern!
    Mach möglichst viele Screenshots oder Fotos des Bildschirms, um die Beweise für die Polizei zu sichern. Auch wenn es einem schwer fällt, diese schlimmen Erfahrungen aufzubewahren: Nur dadurch hat man etwas gegen die Täter in der Hand.
  • Inhalte melden und löschen lassen!
    In den meisten sozialen Netzwerken kann man entsprechende Texte oder Bilder melden und diese nach einer Prüfung durch den Seitenbetreiber löschen lassen. Gerade bei Cybermobbing oder Beleidigungen sind viele Seitenbetreiber konsequent und löschen diese Inhalte.
  • Täter blockieren!
    Bei den meisten Diensten kann man einzelne Nutzer blockieren und dem Plattformbetreiber melden. Somit erhält man keine Nachrichten mehr von dieser Person und es kann sogar sein, dass Täter aus den entsprechenden Plattformen gesperrt werden.
  • Sich jemandem anvertrauen!
    Am besten eignen sich die Eltern. Ansonsten können für die ersten Gespräche auch Freunde oder Geschwister helfen. Gemeinsam ist man stärker und du bist niemals alleine! Kennst du die Täter aus der Schule? Deine Lehrer oder die Schulsozialarbeit sind speziell dafür ausgebildet und eignen sich besonders als erste Anlaufstelle. Du kannst oder willst dich niemandem aus deinem Bekanntenkreis anvertrauen? Es gibt viele Anlaufstellen, wo du dich auch anonym melden und Hilfe bekommen kannst. Entsprechende Stellen findest du unter diesem Artikel.
  • In schlimmen Fällen: Zur Polizei gehen und Anzeige erstatten!
    Cybermobbing und Mobbing sind gesetzlich verboten und somit strafbar. In schwerwiegenden oder langanhaltenden Fällen solltest du daher unbedingt Anzeige bei der Polizei erstatten. Hab keine Angst vor der Polizei – in solchen Fällen kann sie dein bester Freund sein!

 

Wo können sich Kinder Hilfe holen?

Unbedingt sollten Kinder auch wissen, wie sie selbst agieren können, auch wenn sie sich niemandem Bekannten anvertrauen wollen. Dazu siehst du im Anschluss dieses Artikels einige Anlaufstellen. Notiere diese und gib sie deinem Kind, damit es diese im Notfall zur Hand hat – am besten gleich noch heute!

Weitere wichtige Informationen für Eltern gibt es hier:

Unseren Experten Ben Fisch erreichen Sie am besten über die Seite kidstipp.com.

 

147 Rat auf Draht – Notrufnummer & Beratung – 147 Rat auf Draht (Beratung in Österreich)

 

https://www.juuuport.de/beratung: Hier findest du Ratschläge von jungen Leuten, die ebenfalls von Cybermobbing betroffen waren)

 

Bündnis gegen Cybermobbing e.V. – Mobbing Internet/Netz (buendnis-gegen-cybermobbing.de)

 

Beratung für Kinder und Jugendliche | Nummer gegen Kummer

 

Wir vermitteln Hilfe bei Stress im Netz – jugend.support

 

Die Beratungsstelle bei digitaler Gewalt — HateAid

 

Beratung + Hilfe 147, rund um die Uhr – 147.ch (Beratung in der Schweiz)

 

Bild oben: Sujet/pixabay/un-perfekt

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Zur Person

Ben Fisch
Der Schweizer Ben Fisch ist studierter Sozialpädagoge (dipl. Sozialpädagoge FH) und hat sich auf den Bereich der Medienerziehung und Medienpädagogik spezialisiert. Er bezeichnet sich selbst als «Digital Native», weil er im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist und im Jugendalter sehr viele Erfahrungen im Bereich des Gaming gesammelt hat: „Ich bin mit FIFA, Anno, GTA und Egoshootern groß geworden und kenne somit die kindliche Perspektive dieser Thematik aus der eigenen Lebenserfahrung.“

Diese persönlichen Erfahrungen ermöglichen es ihm die unzähligen Expertenmeinungen aus Forschung oder Theoriebüchern reflektiert zu betrachten und differenziert zu hinterfragen.

Den größten Vorteil seiner Arbeit sieht er darin, dass er Eltern und anderen Pädagogen im Bereich der Medienerziehung die Perspektive der Kinder näherbringen kann. Er kann Eltern und Pädagogen aufzeigen, welche Strategien und Methoden angemessen sind, ohne dabei in eine vorwurfsvolle Haltung oder gar in schier endlose Konflikte zu geraten.

Seit einem Jahr betreibt Ben Fisch seinen, im deutschsprachigen Raum einzigartigen YouTube Kanal „Lösungen für die Medienerziehung“ mit reichlich Tipps und Inspirationen für Eltern: https://www.youtube.com/channel/UCNakARcVROySPMHMeML5nyg

Mehr zu Ben Fisch und seiner Arbeit erfahren Sie außerdem hier: https://kindheit2punkt0.com/

Bild: beigestellt