Warum eben doch alles im Leben zurück kommt und warum man Kinder die Verantwortung für ihre schulischen Leistungen übernehmen lassen sollte.
„Nein, heute kann ich nicht“, schrie meine Freundin förmlich in die Telefonmuschel. Ja, die gab es damals noch. Die Telefonhörer unserer Kindheit wiesen an ihrem unteren Ende so eine deutliche Wölbung auf, in die man hineinsprach, während das gesamte Ding unheimlich schwer in der Hand lag. Obendrein hing es an einer Telefonschnur, die einem beim Telefonieren ungefähr so viel Flexibilität erlaubte wie einem Vierbeiner beim Gassi-Gehen.
Wesentlich wendiger war meine beste Freundin beim Thema Lernen. Das tat sie nur, wenn es gar nicht anders ging, dann aber zumindest punktuell mit vollem Einsatz und dann gab es auch nichts anderes für sie (siehe ihre eingangs zitierte Antwort auf meinen Versuch, sie zum Weggehen zu überreden). Gerade einmal mit Ach und Weh schummelte sie sich so durch die (Schul-)Zeit und zündete ihre Bücher danach sinnbildlich auf einem Scheiterhaufen an. Und wenn der tatsächlich gebrannt hätte, dann ganz bestimmt lichterloh, das können Sie mir glauben.
In diesem Sinne strahlte Elisabeth und ihre Laune wurde, nachdem wir die Schule hinter uns gelassen hatten, immer nur besser. Bis, ja bis? Richtig. Sich das ganze Debakel wiederholte.
Die Schülerin heißt jetzt zwar nicht Elisabeth, sondern Sophie, aber die Leidende ist immer noch Elisabeth. Diese durchlebt nämlich mit ihrer Tochter alle Höhen und Tiefen ihrer eigenen Schulzeit nochmals. Zu genau weiß sie, was bei Hausübungen und Schularbeiten alles schief gehen kann, um ihre Tochter allein all diesen (potentiellen) Desastern zu überlassen. Und so versucht sie, ihre Sophie durch die Schulzeit zu coachen wie einst ihre Mutter sie. Mit derselben Ungeduld, nur die Watschen, die erspart sie sich (und ihrer Tochter). Aber die nervliche Strapaze die durchlebt sie mit allen nur möglichen Höhen und Tiefen. Hat da jemand geflüstert: Es kommt eben alles im Leben zurück? Tja, da könnte etwas Wahres dran sein …