Dauerbrenner Hausaufgaben: Weg mit dem Druck

„Welche Hausaufgaben hast du heute?“, „Hast du jetzt endlich mit Mathe begonnen?“; „Ich will in einer Stunde deine Hefte kontrollieren!“; „Wenn du nicht viel mehr lernst, bekommst du wieder einen Dreier im Halbjahr!“; „Du darfst kein Spielzeug herausholen, bevor du nicht…!“

So oder ähnlich mag es sich an einem beschaulichen häuslichen Nachmittag für so manches Kind vielleicht anhören, wenn seine Eltern täglich Druck in Richtung „gute Schulleistung“ machen.

Ist elterlicher Lerndruck sinnvoll?

Soviel sei schon mal gesagt: Hausaufgaben- Stress und täglicher Lerndruck führen ganz automatisch zu Lernblockaden. Daher führen naturgemäß auch eine zu hohe elterliche Erwartungshaltung an das Kind sowie der Aufbau von zu großem Leistungsdruck gerade zum Gegenteil des Beabsichtigten: Dem Kind wird das Lernen und sogar das Behalten von Inhalten erschwert. Es muss dann umso mehr arbeiten, um das geforderte Ziel zu erreichen. Das kindliche Gehirn entscheidet nämlich sehr genau in seiner Aufnahmebereitschaft zwischen lernen wollen und lernen müssen. Ein Kind kann also gar nichts dafür, wenn Lernen unter Druck oder gar Zwang zu Misserfolgen führt, denn die Lernfähigkeit wird durch Stresshormone stark reduziert.

Teufelskreis

Schlechte Leistungen führen allerdings oft zu noch höherem Druck durch die Eltern und somit trotz gesteigerter Mühe des Kindes zu noch geringerem Lernerfolg. Ein „dauerbrennender“ Teufelskreis zwischen Forderungen und Erfolglosigkeit!

Freiwillige vor!

Nach nunmehr 29 Jahren intensiver Arbeit als Verhaltens- Pädagoge, sowie auch aus meiner Erfahrung als Elternteil kann ich klar zusammenfassen: Gute Lernerfolge und verlässliche Erfüllung von Hausaufgaben haben sich stets ausschließlich unter dem Kontext von Freiwilligkeit und ausreichender Freude am Lernen eingestellt! Natürlich stellen mir besorgte Eltern immer wieder Fragen wie diese: „Wie können Kinder an all den schulischen Anforderungen überhaupt Freude haben?“; „Soll ich denn nun die Arbeit meines Kindes gar nicht mehr kontrollieren?“

Spaßvögel

Klare Antworten dazu: Kinder haben eine natürliche Disposition für Spaß am Lernen. Sie sind, ausgestattet  mit ihrer nahezu unerschöpflichen Neugier, geradezu wissbegierige Spaßvögel. Dafür sind sie „gebaut“! Ihr einziger Lebenszweck besteht ja schließlich darin, möglichst viel von uns Erwachsenen für ihrem eigenen späteren Lebensweg mitzubekommen, sich möglichst vieles abzuschauen und aufzuschnappen. All diese hilfreichen Tätigkeiten haben einen Sammelbegriff: Lernen! Manchmal aber nehmen wir selbst ihnen diesen genetisch programmierten Spaß an der Sache nach und nach wieder weg.

Lernerfolg

Jeden beliebigen Inhalt lernen Kinder am Besten und natürlich am Liebsten spielerisch, oder zumindest unter den Bedingungen: Lust, Spaß, Kurzweil, Vertrauen und Erfolgserlebnissen. Punktum! Sobald wir es als Eltern schaffen, eine oder mehrere dieser positiven Bedingungen mit Lernprozessen zu verbinden, brauchen wir bald nie wieder Druck zu erzeugen. Das hat einen angenehmen Nebeneffekt auch für uns: Es nimmt den Druck aus unserer täglichen Erziehungsarbeit heraus. Eigene Entspannung kehrt ein!
  • Loben statt ermahnen! Lob fördert die Lernfreude und damit den eigenen Antrieb. Druck hingegen reduziert die Lernfähigkeit erheblich.
  • Mit Freude an der Sache wird Erlerntes nachweislich besser und länger behalten.
  • Pausen sind wichtig für den Lernerfolg! Sorgen Sie von Anfang an für ein ausgewogenes Verhältnis von Lernen, dem Erledigen von Hausaufgaben und Freizeit. Spielen darf auch mal zur Einleitung der Lernphase dienen.
  • Statt für schlechte Noten zu bestrafen, geben Sie Ihrem Kind das vertrauensvolle Gefühl, verlässlich für es da zu sein, wen es um Hilfe bittet.
  • Kontrollieren Sie bitte nicht permanent die Hefte und Hausaufgaben, sondern freuen Sie sich, wenn Ihr Kind sie ihnen freiwillig zeigt. Dauervertrauen ist besser als Dauerkontrolle. Probieren Sie dieses neue Verhalten doch eine Zeit lang aus. Sie werden es mögen!
Die Tipps stammen von Kiddycoach Gerhard Spitzer. Gerhard Spitzer ist Sozialpädagoge, Familiencoach und Erziehungsberater und seit mehr als 30 Jahren erfolgreich in der außerschulischen Jugendarbeit als Betreuer und pädagogischer Leiter sowie als Erziehungsberater tätig.
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