Mütter und Väter experimentierfreudiger (also: aller) Kleinkinder haben oft einen Radarblick, mit dem sie jede Situation auf potenzielle Gefahrenquellen hin einschätzen, um diese sogleich zu eliminieren. Dennoch: Immer wieder passieren kleinere wie größere Unfälle. Und dann heißt es schnell sein! Denn die ersten Momente sind entscheidend. Etwa wenn sich ein Kleinkind heißen Kaffee über die Hand schüttet … den es eigentlich noch gar nicht erreichen hätte dürfen. Damit die erste Hilfe auch tatsächlich „Erste Hilfe” ist, befragte FRATZ & CO Universitätsprofessor Dr. Zsolt Szépfalusi, Kinderarzt am Wiener AKH, was bei Verbrennungen zu tun ist.
Mein Kind hat sich verbrannt – was tun?
Erstversorgung Kühlen – und zwar sofort! Im Falle des heißen Kaffees gehört die verbrühte Hand gleich unters kühle, keinesfalls aber eiskalte Wasser, und das für eine ganze Weile: bis zu zehn Minuten lang. Der Zeitfaktor spielt eine Rolle, denn es gilt der Hitze schnellstmöglich entgegenzuwirken – nur so lässt sich das Verbrennungsareal bestmöglich retten. In der Praxis bedeutet das: Wenn notwendig das verletzte Kind samt Gewand schnappen, unter die Dusche stellen und die Brandwunde so lange wie möglich kühlen. Aber Achtung: Sollte eine Ganzkörper-Kältebehandlung notwendig sein, sind zehn Minuten eher zu lang. „Erstversorgung durch Kühlung ist notwendig. Unterkühlung gehört aber vermieden“, warnt Dr. Szépfalusi. Wann die Rettung rufen? Grundsätzlich soll jede Verbrennung so rasch wie möglich ärztlich untersucht werden. Bei minder dramatischen Verletzungen sind Kinderarzt, Hausarzt oder die Kinderambulanz im Krankenhaus die Ansprechpartner. Bei schwerwiegenden Fällen ist sofort die Rettung zu rufen. Wie aber schätzt man als medizinischer Laie die Schwere einer Verbrennung ein? Hier gibt es keine hundertprozentige Regel, Dr. Szépfalusi nennt aber einige Indizien:
• Verbrennungen durch heißes Öl sind gefährlicher als solche durch heißes Wasser.
• Je großflächiger, desto gefährlicher!
• Abhängig von der betroffenen Körperpartie: Die Haut im Gesicht und an Beugestellen beispielsweise ist empfindlicher und verheilt langsamer.
• Und im Zweifelsfall? Wenn Sie unsicher sind: Rufen Sie 144! So nicht! Bei der Behandlung von
Verbrennungen sind auch einige Don’ts zu beachten:
• An der Haut klebende Kleidung nicht gewaltsam entfernen – anlassen und die Rettung rufen.
• Nichts auf die Brandwunde geben (keine Brandsalbe – auch keinen Verband!). So ein Schock Vor allem bei großflächigen Verbrennungen besteht – wie bei allen Verletzungen und Erkrankungen – Schockgefahr. Der Schockzustand tritt allerdings nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich erst. Aufgrund der vielfältigen Kennzeichen (Blässe, Kälte, Bewusstseinsstörung etc.) ist er schwer diagnostizierbar – vor allem von Nicht-Medizinern. Was dann zu tun ist: Schock bzw. Schockverdacht / Sofortmaßnahmen
• Bei dem Kind bleiben
• Sofort die Rettung rufen (lassen)
Von der Sonne verbrannt
Auch beim Sonnenbrand handelt es sich im weiteren Sinn um eine Verbrennung. Akute Gefahr kann durch die Begleiterscheinung Flüssigkeitsverlust und durch mögliche Großflächigkeit entstehen. Langfristig gesehen steigt mit jedem Sonnenbrand das Hautkrebsrisiko. Kinderhaut ist besonders empfindlich, weil sie noch dünn ist und wenig Zeit hatte, ausreichend Eigenschutz aufzubauen. Deshalb ist gerade für Kinder die Sonnenbrand- Prävention das Wichtigste:
• Im ersten Lebensjahr direkte Sonnenbestrahlung meiden.
• Nie in der Mittagssonne braten.
• Wiederholt mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 25 und mehr) eincremen – das erste Mal bereits 30 Minuten vorher.
• Schattenplätze suchen bzw. schaffen.
• Möglichst körperbedeckende, sonnengerechte Kleidung tragen (auch im Wasser).
• Kopfbedeckung inkl. Nackenschutz (siehe „Sonnenstich”). Wenn es doch einmal zu einer Errötung bzw. Verbrennung gekommen ist: Sonnenbrand / Sofortmaßnahmen
• Raus aus der Sonne
• Viel trinken
• Kühlen (Kompressen, kalte Duschen, After Sun Lotion …)
• Sonne bis zum vollständigen Abklingen des Sonnenbrandes meiden – und dann besser vor ihr schützen!
Exkurs: Sonnenstich
Der Sonnenstich ist quasi der große (böse) Bruder des Sonnenbrandes, wobei der Übergang fließend ist. Er entsteht durch intensive Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf. Der Sonnenstich ist eine Reizung (bis hin zur Entzündung) der Hirnhäute und äußert sich beispielsweise durch Kopfweh, Erbrechen und Bewusstseinstrübung. Natürlich gilt auch hier: Es sollte gar nicht so weit kommen. Kleine Kinderköpfe gehören ausschließlich bedeckt in die Sonne! Bei (Verdacht auf) Sonnenstich muss das Glühwürmchen sofort zum Arzt. Zuvor noch gilt: Sonnenstich bzw. Sonnenstichverdacht / Sofortmaßnahmen
• Kühlen: Kühler Ort Entkleiden Kühle, feuchte Tücher auf Kopf und Nacken Ev. kalte Getränke
• Im Extremfall (Bewusstlosigkeit…): Rettung rufen, 144
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