Handy? Nur auf Bewährung …

… damit Ihr Kind kein „Smombie“ wird. Acht Tipps mit denen Eltern verhindern, dass ihr Kind „handysüchtig“ wird.

Sobald ihr Kind ein eigenes Handy erhält, spüren viele Eltern eine Art Machtlosigkeit und schnell wird aus dem Kind ein Smombie, also ein Smartphone- Zombie (Smombie war übrigens das Jugendwort des Jahres 2015). Immer häufiger kommt es vor, dass sich Eltern fragen: „Ist mein Kind jetzt handysüchtig?“, und wenn ja: „Was kann man dagegen machen?“.

Manchmal versuchen es Eltern mit restriktiven Handyverboten – das ist aus pädagogischer Sicht wirklich nicht zu empfehlen. Es gibt jedoch einige einfache Lösungen, wie Eltern ihr Kind mit seinem eigenen Handy strukturieren können. Hier stelle ich dir sieben geniale Tipps dazu vor, die aus Erfahrung gut funktionieren.

 

Probezeit vereinbaren

Bevor das Kind sein eigenes Handy erhält, empfiehlt es sich mit dem Kind eine Probezeit abzumachen. Natürlich ist es auch möglich, wenn das Kind schon ein Handy hat, eine Art Bewährungszeit zu bestimmen. In dieser Zeit sollte das Kind den Eltern beweisen, dass es die Verantwortung im Umgang mit dem eigenen Handys tragen kann. Das führt dazu, dass sich das Kind große Mühe gibt und sich am Anfang viel eher an Regeln und Abmachungen hält. Sollte das Kind diese Verantwortung noch nicht tragen können, müsste die Nutzung eingeschränkt werden bis das Kind einen angemessenen Umgang selbständig zu steuern erlernt.

 

Handybox einführen

Damit das Kind sein Handy zuhause nicht immer mit sich herumträgt und davon abgelenkt wird, macht es Sinn eine Art Handybox einzurichten. Diese stellt man an einen zentralen Ort und installiert auch gleich das Ladekabel darin. Natürlich kann man die Handybox auch mit dem Kind gemeinsam basteln und gestalten oder daraus eine Handygarage oder ein Handyhotel machen. WICHTIG: Alle Familienmitglieder – also auch die Eltern – sollten ihre Handys zu bestimmten Zeiten in der Handybox deponieren.

 

Erledigungen VOR dem Handy-Gebrauch

Kinder werden oftmals in ihren alltäglichen Erledigungen, wie z.B. Hausaufgaben machen, von ihrem Handy abgelenkt. Um dem entgegenzuwirken, könnte man mit seinem Kind abmachen, dass es das Handy nach der Schule zuerst in die Handybox legt bis es seine alltäglichen Erledigungen gemacht hat.

 

To-do-Liste von Erledigungen erstellen

Damit das Kind einen Überblick über seine Erledigungen hat, könnte man mit dem Kind eine To-do-Liste kreieren, besonders wenn das Kind mehrere Erledigungen oder Hobbies am Tag hat. Auf diese Liste kann man auch Zimmer- Aufräumen, im Haushalt helfen, sportliche oder analoge Beschäftigungen setzen. Es macht Sinn, dass das Kind möglichst alle alltäglichen Pflichten erledigt hat, bevor es das Handy oder andere digitale Medien nutzen darf, da danach die Motivation dazu nur noch schwer aufzubringen sein wird. Mit so einer To-do-Liste schafft man übrigens nicht nur Orientierung für das Kind, sondern verhindert, dass man als Eltern ständig vom Kind gefragt wird, wann es sein Handy endlich haben darf.

 

Handyfreie Zeiten vereinbaren

Anstatt genaue Zeiten zu bestimmen, an denen das Kind sein Handy haben darf, empfiehlt es sich dem Kind sein Handy nach Erledigung der To-do-Liste zu überlassen, dafür aber klare handyfreie Zeiten gemeinsam zu bestimmen. Solche handyfreie Zeiten können während Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen eingesetzt werden. In den handyfreien Zeiten wird das Handy in die Handybox gelegt.

 

Handyfreies Kinderzimmer über Nacht

Dieser Punkt ist wichtiger, als viele denken! Das Handy ist nämlich nicht nur eine willkommene Ablenkung vom Schlafen, sondern unterbricht durch kurze Töne, Vibrationen oder Aufleuchten die Tiefschlafphase des Kindes, was dessen Entwicklung langfristig ernsthaft stören kann. Deshalb haben Handys in der Nacht im Kinderzimmer nichts zu suchen! Dein Kind nutzt die Wecker- App des Handys, um selbständig aufzustehen? Analoge Wecker gibt es schon für wenige Euro – diese Investition zugunsten der gesunden Entwicklung des Kindes lohnt sich definitiv!

 

Vorbildfunktion

Man hört es nicht gerne – vielleicht weil wir uns damit auch etwas schwer tun. Aber warum soll das Kind sich ohne Handy beschäftigen, wenn die Eltern es auch nicht machen? Deshalb empfiehlt es sich das eigene Handy möglichst nicht vor seinem Kind zu nutzen. Zudem ist es wichtig dem Kind analoge Aktivitäten aktiv vorzuleben und das Kind zu solchen handyfreien Aktivitäten aktiv zu animieren. Hol mal wieder ein altes Gesellschaftsspiel hervor oder leih ein neues Spiel in der Ludothek aus.

 

Bonustipp

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit die Handyzeit deines Kindes einfach durch eine Kontrollapp einzuschränken. Ob es allerdings wirklich das Ziel ist, dass das Kind von seinem Handy strukturiert wird, anstatt seine Handyzeit selbständig in den Griff zu bekommen, ist zu hinterfragen. Solltest du gute Kontrollapps suchen, welche viel mehr können, als Zeit einschränken, findest du auf meinem YouTube Kanal «Lösungen für die Medienerziehung» passende Tipps dazu.

Bei all diesen Regelungen sollte man allerdings nicht vergessen, dass das Handy nicht pauschal verteufelt werden sollte. Heutzutage ist das Handy ein wichtiges Mittel für das Sozialisationsverhalten des Kindes und hat diesbezüglich auch wirklich viele Vorteile. Deswegen sollte ebenfalls dringend davon abgesehen werden, dem Kind sein Handy ganz zu verbieten, wenn es dieses zu viel nutzt. Das würde das Kind sozial komplett abkoppeln, was aber noch bedenklicher ist: Es zerstört das Vertrauen des Kindes zu seinen Eltern! Ein solches Vertrauen ist jedoch die Grundlage dafür, dass das Kind sich an die gemeinsamen Abmachungen mit den Eltern hält. Um dieses Vertrauen zu stärken, ist es wichtig, dass Eltern wissen und sich entsprechend dafür interessieren, was ihr Kind mit seinem Handy macht. Dabei sollten Eltern möglichst ohne Vorurteile oder Vorwürfe dem Handykonsum des Kindes begegnen. Frag dein Kind doch mal, welche Spieleapp es gerade am liebsten nutzt oder was es letztens besonders Lustiges gesehen hat. Am besten gleich noch heute…

Autor: Ben Fisch

 

Bild: Sujet – pixabay/lisa runnels

 

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Zur Person

Ben Fisch
Der Schweizer Ben Fisch ist studierter Sozialpädagoge (dipl. Sozialpädagoge FH) und hat sich auf den Bereich der Medienerziehung und Medienpädagogik spezialisiert. Er bezeichnet sich selbst als «Digital Native», weil er im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist und im Jugendalter sehr viele Erfahrungen im Bereich des Gaming gesammelt hat: „Ich bin mit FIFA, Anno, GTA und Egoshootern groß geworden und kenne somit die kindliche Perspektive dieser Thematik aus der eigenen Lebenserfahrung.“

Diese persönlichen Erfahrungen ermöglichen es ihm die unzähligen Expertenmeinungen aus Forschung oder Theoriebüchern reflektiert zu betrachten und differenziert zu hinterfragen.

Den größten Vorteil seiner Arbeit sieht er darin, dass er Eltern und anderen Pädagogen im Bereich der Medienerziehung die Perspektive der Kinder näherbringen kann. Er kann Eltern und Pädagogen aufzeigen, welche Strategien und Methoden angemessen sind, ohne dabei in eine vorwurfsvolle Haltung oder gar in schier endlose Konflikte zu geraten.

Seit einem Jahr betreibt Ben Fisch seinen, im deutschsprachigen Raum einzigartigen YouTube Kanal „Lösungen für die Medienerziehung“ mit reichlich Tipps und Inspirationen für Eltern: https://www.youtube.com/channel/UCNakARcVROySPMHMeML5nyg

Mehr zu Ben Fisch und seiner Arbeit erfahren Sie außerdem hier: https://kindheit2punkt0.com/

Bild: beigestellt