HPV – Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Gibt es die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs tatsächlich? Wieso wird sie nur für bestimmte Altersgruppen empfohlen? Warum gibt es die Impfung noch nicht auf Krankenschein? Viele Fragen, im Folgenden einige Antworten.

HPV steht für Humane Papillomviren: Das sind häufig vorkommende Warzenviren, mit denen etwa zwei Drittel aller Menschen im Laufe ihres Lebens in Berührung kommen. Rund 100 Typen an Papillomviren gibt es – und sie sind unterschiedlich gefährlich: Meist verursachen HP-Viren unsichtbare und symptomfreie Infektionen; der Körper eliminiert die Viren innerhalb von sechs bis 18 Monaten ohne Behandlung. Einige Stämme rufen Hautwarzen an Gesicht, Füßen und Händen hervor, bei denen kein Krebsrisiko besteht. Rund 40 so genannte genitale HPV-Typen verursachen orale, anale, vaginale und penile Infektionen (mäßiges Krebsrisiko). Die schlimmsten Übeltäter sind die Stämme 6, 11, 16 und 18.

Die Stämme 6 und 11 verursachen 9 von 10 aller Genitalwarzen

Genitalwarzen (Condylome, Feigwarzen) wirken zwar in der Regel nicht onkogen – lösen also keinen Tumor aus –, sind aber trotzdem sehr unangenehm. Nach einer Infektion dauert es ein bis sechs Monate, manchmal sogar Jahre, bis kleine, weiche Knötchen, zuweilen auch nur flache Erhebungen zu sehen sind.

Dabei bleibt es leider nicht: Es bilden sich große, hahnenkamm- oder blumenkohlartige zerfurchte Wucherungen, die oft nässen. Dagegen gibt es keine wirksame medikamentöse Therapie, die Warzen können nur zerstört bzw. abgetragen werden (durch Elektrokaustik, Kälte, Laser, chirurgische Eingriffe), was oft schmerzhaft und langwierig ist. Zusätzlich wird versucht, die körpereigene Abwehr gezielt zu stärken. Zu allem Übel ist die Rückfallrate mit bis zu 30 Prozent sehr hoch. Genitalwarzen, eine tabubehaftete Krankheit mit sehr hoher Dunkelziffer, stellen die weltweit am häufigsten durch Viren verursachte Geschlechtskrankheit dar. Europaweit werden pro Jahr rund 250.000 neue Fälle allein an Frauen diagnostiziert. Es ist anzunehmen, dass Männer ebenso häufig betroffen sind …

Die Stämme 16 und 18 verursachen

75 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs. In Europa ist Gebärmutterhalskrebs die zweithäufigste Todesursache bei jungen Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. 99,7 Prozent aller Gebärmutterhalskrebsfälle werden durch HP-Viren verursacht, 75 von 100 Fällen durch die hochvirulenten Stämme 16 und 18. Faktoren wie Rauchen oder Immunsuppression können eine Erkrankung begünstigen, aber nicht auslösen. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, durch die HPVStämme 16 und 18 an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, ist 50 Mal höher als die Wahrscheinlichkeit, durch Rauchen Lungenkrebs zu bekommen. Zu glauben, man könnte sich durch Kondome absichern, ist ein gefährlicher Irrtum: Kondome schützen nicht! HPViren werden nämlich nicht nur durch Körperflüssigkeit, sondern schon durch bloßen Hautkontakt übertragen. So ist auch eine Schmierinfektion des Kindes bei der Geburt möglich. In seltenen Fällen kann die Infektion auch über gerade benutzte Gegenstände wie z. B. ein Handtuch erfolgen.

Die Impfung

Mittlerweile stehen in Österreich zwei Impfstoffe zur Verfügung: Gardasil (von Sanofi Pasteur MSD) seit Ende September 2006 und Cervarix (von GlaxoSmith Kline) seit Oktober 2007. Gardasil ist ein Vierfach-Impfstoff, der sowohl gegen die Stämme 16 und 18 als auch zu 90 Prozent gegen die Stämme 6 und 11 schützt. Cervarix ist ein Zweifach- Impfstoff gegen die Stämme 16 und 18. Beide Impfstoffe haben übrigens denselben Apothekenlistenpreis: EUR 208, im Aktionszeitraum bis 31. Dezember 2007 EUR 155. Gardasil ist derzeit für Mädchen und Buben von 9 bis 15 und Frauen von 16 bis 26 Jahren zugelassen, Cervarix für junge Frauen zwischen 15 und 25.

Wieso kann man gegen Krebs impfen?

Krebs ist doch keine übertragbare Krankheit? Hier wird nicht direkt gegen Krebs geimpft, sondern gegen jene Virusstämme, die persistierende Infektionen des Gebärmutterhalses verursachen. Und diese können langfristig zu bösartigen Gewebeveränderungen führen.
Wer soll geimpft werden und wann?
Was sollen die Altersangaben zu den Impfstoffen?

Zuerst zu den Altersangaben: Sie beruhen darauf, dass der Impfstoff vor der Zulassung nur an Frauen bis 26 getestet wurde. Eine Impfung außerhalb des Zulassungsrahmens ist aber auf Wunsch und nach Aufklärung möglich. Da das HP-Virus durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, liegt es nahe, schon im Kindesalter zu impfen, damit es gar nicht erst zu einer Infektion kommen kann. Die österreichische Krebshilfe, die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Österreichische Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs legen daher aufgrund der derzeitigen Datenlage eine flächendeckende Impfung aller Mädchen zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr nahe. In dieser Altersgruppe wird der höchste Antikörperspiegel erzielt.

Darüber hinaus empfiehlt man:

• die Impfung von Buben, auch um die generelle Verbreitung des Virus einzudämmen, sowie
• die Impfung von Mädchen bis zum 18. Lebensjahr und darüber hinaus die Impfung von Frauen bis zum 26. Lebensjahr. Nach derzeitigen Erkenntnissen profitieren Frauen zwischen 16 und 55 Jahren ebenfalls von einer Impfung, die auch in diesem Altersbereich als sicher gilt.

Was passiert, wenn geimpft wird, obwohl bereits eine HPV-Infektion besteht?

Die Impfung entfaltet ihre volle Wirksamkeit gegenüber den anderen Stämmen, kann aber die bestehende Infektion nicht heilen.

Wer soll nicht geimpft werden?

Schwangere – und zwar deshalb, weil die Impfstoffe nicht für Schwangere zugelassen sind. Eine weltweite Studie hat allerdings ergeben, dass kein negativer Effekt zu erwarten ist. Frauen mit Gebärmutterhalskrebs oder einer Vorstufe davon sollen keine HPV-Impfung verabreicht bekommen.

Wie hoch ist das Impfrisiko?

Gibt es unerwünschte Nebeneffekte? Bei einer Studie an 21.000 mit Gardasil geimpften Frauen zeigten sich nur Rötungen bzw. Schmerzen an der Einstichstelle. Fieber kann auftreten. Der Impfstoff ist „sicher” konzipiert, da nur „Virusartige Partikel“ (VLPs = Virus-like Particles) verwendet werden. VLPs sind biotechnologisch hergestellte leere Virushüllen, die keinerlei genetisches Material der HP-Viren enthalten, sich daher nicht vermehren oder den Ausbruch einer HPVInfektion verursachen können. Die Hülle reicht aber aus, um das Immunsystem zu trainieren.

Wie oft muss man impfen und wie lange hält die Immunität an?

Gardasil erfordert drei Teilimpfungen innerhalb von sechs Monaten. Noch gibt es keine Langzeitstudien über die Dauer der Immunität, man rechnet aber mit fünf Jahren. Heißt das, dass der PAP-Test als Früherkennungsmethode von Gebärmutterhalskrebs ausgedient hat? Nein, nein und nochmals nein! Dass es zu diesem tödlichen Missverständnis kommen könnte, darüber sorgt sich auch das Gesundheitsministerium: Obwohl der schmerzlose Krebsabstrich ab 18 empfohlen und für alle sozialversicherten Frauen kostenlos ist, wird diese wichtige Vorsorgeuntersuchung nur von 30 bis 40 Prozent der österreichischen Frauen genutzt. Alle Verantwortlichen zeigen sich einig, dass auch der PAP-Früherkennungstest intensiv beworben und seine Durchführung ausgeweitet werden muss.

Die Österreichische Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs hat sogar ein PAP-Erinnerungssystem installiert. Der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Univ. Prof. Paul Sevelda, empfiehlt die Kombination von Impfung und regelmäßigem PAPTest als besten Schutz vor Gebärmutterhalskrebs und sieht in dieser Kombination das Potenzial, in der nächsten Generation viel Leid zu verhindern. Zur Erinnerung: Die Impfung schützt nicht vor allen Arten von Gebärmutterhalskrebs!

Und kommt sie jetzt, die kostenlose HPV-Impfung für alle?

Die gemeinsame Empfehlung von Österreichischer Krebshilfe, Österreichischer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Österreichischer Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs mit 100.000 gesammelten Unterschriften ist klar: Impfung ja, in Kombination mit Bewerbung des PAP-Tests und flankierenden Aufklärungsmaßnahmen über Safer Sex und andere Risikofaktoren. Die Entscheidung liegt beim Gesundheitsministerium.

Das Ministerium möchte noch relevante Fakten prüfen:

• Die Impfstoffe werden zwar ab dem neunten Lebensjahr empfohlen, sind aber nicht an Kindern getestet.
• Könnte die Impfung die Virulenz anderer Stämme, gegen die sie nicht wirkt, verstärken? • Es gibt noch keine Erkenntnisse über eventuelle Spätfolgen und Nebenwirkungen.
• Es gibt noch keine Kennwerte über Langzeit-Immunisierung. Wie soll man da planen?
• Und dann wäre da noch der finanzielle Aspekt: Ein sinnvoller „Impfteppich” muss langfristig finanzierbar sein, aber die Impfstoffe sind unverhältnismäßig teuer.

In einem weiteren Argument heißt es, der PAP-Test sei etabliert und eine zuverlässige Früherkennungsmethode mit einer Heilungschance von 100 Prozent. Das stimmt schon. Aber Heilung ist etwas anderes als Prävention … Die Behandlung der Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs stellt eine Belastung dar: Dazu gehört z. B. die Konisation, bei der ein kegelförmiges Stück von etwa zwei mal einem Zentimeter aus dem Gebärmutterhals herausgeschnitten wird. Die Gebärfähigkeit bleibt erhalten, aber das Frühgeburtsrisiko steigt. Könnte man 75 Prozent dieser Fälle durch eine Impfung verhindern, würde das verbesserte Lebensqualität für viele Frauen bedeuten: Jedes Jahr müssen sich in Österreich 5.000 bis 6.000 Frauen einer Konisation unterziehen.

Wie geht es jetzt weiter?

Auf Beschluss der Bundesgesundheitskommission vom 13. Juli 2007 werden die in Österreich zugelassenen Impfstoffe Gardasil und Cervarix gegen HPV-Stämme evaluiert. Danach sollen die Ergebnisse in ein maßgeschneidertes Präventionsprogramm bzw. ein wissenschaftliches Gesamtkonzept eingearbeitet werden. Der letzte Schritt sind dann Gespräche über einen fairen Finanzierungsschlüssel zwischen Bund, Ländern und der Sozialversicherung. Möge das zügig vonstatten gehen!

Infos:
www.gebärmutterhalskrebs.at
www.krebshilfe.net
www.bmgfj.gv.at
www.krebsinformationsdienst.de

Mag. Elisabeth Sorantin

Foto: Komsan Loonprom – shutterstock.com

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