Kinderlos
Eine Zeitlang retteten wir uns mit dem Hinweis darüber hinweg, dass ein Leben zu zweit auch seine Vorteile hat. Monate und Jahre zogen vorüber und in uns stiegen langsam Zweifel auf, ob es um unsere Fertilität optimal bestellt war.
Wir zogen Erkundigungen ein und erfuhren, dass durch negative Umwelteinflüsse, Stressbelastung und hektisches Leben ein Zeitraum von zwei Jahren bis zum Eintritt einer Schwangerschaft als durchaus normal gilt.
Mit der Zeit meldeten sich bei uns jedoch die Bedenken, denn wir arbeiteten aktiv an der Nachwuchsplanung. Nach insgesamt vier Jahren mehr oder weniger intensiven Bemühens beschlossen wir, dem Problem auf den Grund zu gehen und ein Kinderwunschzentrum aufzusuchen.
Zum ersten Mal im Kinderwunschzentrum
Der erste Schritt war die Überprüfung, ob meinerseits die körperlichen Voraussetzungen für eine Schwangerschaft gegeben waren. So wurden Gebärmutter und Eierstöcke untersucht sowie Blutuntersuchungen durchgeführt.
Dann erfolgte bei meinem Mann ein Spermiogramm um zu testen, ob der Samen das tut, was er tun soll. Es stellte sich heraus, dass die Samenzellen zum Großteil eher “faul” und kopflos waren. Diese Eigenschaften verhindern ein schnelles, zielorientiertes Streben nach Befruchtung des Eis.
Wir stellten die Ernährung ein wenig um, die genussvolle Zigarre nach dem Essen wurde gestrichen. Mit Vitaminen und Spurenelementen sollte das Bild des Spermiogramms verbessert werden.
Nach einigen Wochen folgte die Kontrolle: Eine marginale Verbesserung ließ ein wenig Hoffnung aufkommen.
Belastungsprobe für die Partnerschaft
Wichtig in dieser Phase ist es, keine Vorwürfe zu machen: Keiner ist “schuld”, wenn es mit dem Kinderzeugen nicht klappt. Da der innere Druck enorm ist, sind zusätzliche Schuldzuweisungen nur kontraproduktiv.
Nachdem einige erfolglose Monate vergangen waren, beschlossen wir, uns näher mit dem Gedanken der künstlichen Befruchtung (IFV; in vitro fertilisation) zu befassen.
Nach den ersten Beratungsgesprächen, in denen alle Ängste, Probleme und Zweifel angesprochen wurden, entschlossen wir uns, diesen Weg zu beschreiten. Vorab waren eine Reihe von Untersuchungen nötig.
Zu diesem Zeitpunkt wurde uns bewusst, dass die Frau die Hauptlast einer künstlichen Befruchtung trägt. Natürlich ist auch der Mann emotional stark involviert, aber der überwiegende Teil wie Untersuchungen, hormonelle Kuren, Punktion (Eizellenentnahme) und zu guter Letzt das Einsetzen des befruchteten Eis ist “Frauensache”.
Es ist kein leichter Weg und zudem für die Frau sehr zeitaufwändig. Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung sind die Basis, um diese Prozeduren durchzustehen.
Künstliche Befruchtung
Die Tage der ersten Befruchtung waren da. Der Samen wurde vorbereitet – in einem Kulturmedium verdünnt und befruchtungsfähig gemacht -, ich wurde punktiert und anschließend die Eizelle befruchtet.
Die Eientnahme – Punktion durch die Scheide unter Ultraschallsicht – war unendlich schmerzvoll, hätte jedoch auch unter Lokalanästhesie erfolgen können. Zwei Tage nach der Befruchtung, in denen sich die ersten Zellteilungen vollziehen sollten, wurde das Ei in die Gebärmutter eingesetzt.
Wir waren enttäuscht, als dieser erste Versuch, den wir ohne hormonelle Unterstützung gewagt hatten, nicht erwartungsgemäß verlief. Bei einer Hormonkur wären im “Normalfall” mehrere Eizellen gereift und dies hätte die Chancen einer erfolgreichen Befruchtung erhöht.
Zwei weitere Versuche, bei denen es wieder nicht zur Zellteilung kam, endeten trotz hormoneller Vorbereitung ebenfalls ohne die gewünschte Schwangerschaft. Die Enttäuschung steigerte sich von Mal zu Mal.
Einige Phasen der Hormonkur können übrigens auch zu Hause erfolgen. Die Frau muss sich dabei selbst Hormonspritzen zu bestimmten Zeiten verabreichen.
Dann kam der erste lang ersehnte Erfolg: Das einzige reife Ei (trotz Hormonkur) ließ sich befruchten und wurde in die Gebärmutter eingesetzt. Als zwei Tage nach dem errechneten Termin die Regelblutung eintraf, war es ein großer Schock. Ein schreckliches Gefühl der Ohmacht, der Gedanke ein “Opfer” zu sein, machte sich in mir breit. Denn nun lag es an mir, dass es nicht klappte.
Alternative Versuche – Psychotherapie
Nach einer Reihe von erfolglosen Versuchen entschieden wir uns für eine Pause. Die Frage “Warum gerade ich?” brachte mich in meiner Not zu therapeutischer Bewusstseinsarbeit. Vielleicht, so meine These, ist mein Mann nur “Erfüllungsgehilfe” meines eigenen Schicksals?
Gibt es in mir ein verborgenes psychisches Muster, das eine Schwangerschaft vereitelt? Mein Weg führte mich zu einer Astrologin und ausgebildeten Therapeutin, mit der ich psychische Blockaden und Muster aufarbeitete. Sie bat mich, mit der nächsten künstlichen Befruchtung noch zu warten.
Dann passierte das Wunder: Schon im nächstem Monat wurde ich schwanger, und zwar auf ganz normalem Wege! Laut Arzt hatten wir ungefähr eine Chance in 25 Jahren, ein Kind auf natürliche Weise zu zeugen.
Tatsächlich hatte eine “Power”-Samenzelle seinen Weg gefunden und einer wunderschönen Schwangerschaft folgte eine spontane, normale Geburt. Unser Sohn ist heute gesund und guter Dinge. Der beschwerliche Weg vor der Geburt ist vergessen oder besser gesagt verdrängt?
Rechtliche Voraussetzungen von IVF (in vitro fertilisation)
Dazu Herr Prof. Dr. Wilfried Feichtinger vom Institut für Sterilitätsbetreuung: “Die Durchführung verschiedener Behandlungsverfahren ist seit 1992 im Fortpflanzungsmedizin-Gesetz geregelt.
Die Eingriffe dürfen nur von Instituten durchgeführt werden, die eigens dafür zugelassen sind. Es gibt allerdings unterschiedliche notarielle bzw. gerichtliche Vorausetzungen, je nachdem, ob es sich um Ehegatten, Lebensgemeinschaften bzw. unterschiedliche Arten der künstlichen Befruchtung handelt.”
“Wenn mehr als drei Eizellen befruchtet wurden, können diese eingefroren werden, um zu einem späteren Zeitpunkt, speziell dann, wenn beim ersten Versuch keine Einnistung stattgefunden hat, wieder verwendet zu werden. So könnten sie jahrelang gelagert werden, dies ist aber per Gesetz nur ein Jahr zulässig.”
Die Erfolgsquote von IVF
Die Wahrscheinlichkeit unter normalen Umständen schwanger zu werden, kann mit zirka 20-25% pro Zyklus angegeben werden. Die gleiche Wahrscheinlichkeit besteht auch bei IVF. Überzogene Erwartungen sind daher unangebracht.
Bei schlechtem Samenbefund, d.h. wenn die Samenzellen nur eingeschränkt beweglich sind oder sonstige Störungen vorliegen, kann mittels Mikroinjektion ‚ICSI‘ die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöht werden.
Dabei wird eine Samenzelle direkt mit einer Mikroinjektionsnadel in die Eizelle injiziert. Selbst eine Direktentnahme einiger Samenzellen aus dem Hoden ist möglich.
IVF ist heute eine erprobte Behandlungsmethode, ein störungsfreier Ablauf kann aber auch hier nicht 100%ig garantiert werden. Der überwiegenden Mehrzahl der Paare wird jedoch der Wunsch nach Nachwuchs erfüllt.
Linktipps:
Künstliche Befruchtung
www.akh-wien.ac.at
www.alpha-austria.at