Hand aufs Herz: Hat nicht jeder von uns die Drohung vom „Ernst“ des Lebens in der Schule schon gehört oder gar ausgesprochen? Dabei waren wir alle mit dem „Ernst“ schon von unserem ersten Lebenstag an konfrontiert! Raus aus der Geborgenheit in die unbekannte Welt: Stimmen, Geräusche, Menschen, Tiere und Dinge erkennen und benennen, Gerüche und Geschmäcker zuordnen, Sätze sprechen, stehen, gehen und laufen lernen. Dazu kommt heute noch die Verarbeitung einer Vielzahl von Informationen aus den modernen Medien, die unseren Kindern einen hohen Wissensstand schon im Vorschulalter ermöglichen. Sechs Jahre, rund 2000 Tage tägliches Lernen! Doch werden alle erlernten Fähig keiten und Fertigkeiten für einen erfolgreichen Schulstart ausreichen?
Durch die Berufssituation der heutigen Eltern ist die Schule zumeist auch Aufenthaltsort nach dem Unterricht, in Hort bzw. Nachmittagsbetreuung. Umso wichtiger ist die Fähigkeit der Schulanfänger, mit sich selbst umgehen zu können und eigene Leistungen zu erbringen. Idealerweise erlernt durch Spielen und Basteln, wobei Geduld und Konzentration gefragt sind. Schön, wenn dabei auch Kreativität im Spiel war, das erhöht die Flexibilität im Umgang mit neuen Situationen. Dazu kommt auch der soziale Umgang mit anderen Erwachsenen und Kindern. Zuhören zu können, nicht dazwischenzureden, Meinungen anderer zu respektieren, gewinnen und verlieren zu können! Es ist kein Nachteil, wenn Kinder Vorkenntnisse beim Lesen und Rechnen in die Schule mitbringen. Aber notwendig ist es nicht. Wichtig ist vielmehr die genaue Aufmerksamkeit gegenüber den Lehrenden: Konzentriert zuhören zu können, Informationen gezielt umzusetzen, bei Unklarheiten ungeniert gezielt fragen zu können.
Haben Sie schon beobachtet, wie musikalisch Ihr Kind ist, kann es eine Melodie nachsingen, einen Text dazu erinnern? Diese Vorkenntnisse werden im Unterricht genauso hilfreich sein, wie die Beweglichkeit und Geschicklichkeit. Die aktuelle Gehirnforschung bestätigt zum Beispiel, dass Gleichgewichtsübungen (auch am Spielplatz) das Zusammenspiel zwischen beiden Gehirnhälften unterstützen, was in Summe zu erhöhter Gehirnleistung führt. Nebenbei führt die Bewegung an der frischen Luft zu mehr Sauerstoffzufuhr im Gehirn: Gut so, das Gehirn braucht rund 40 % davon! Und so nebenbei erlernen die Kinder auf Wiese, Feld und Wald den Umgang mit unserer Natur, mit der wir Erwachsene ohnedies oft zu sorglos umgehen. Und profitieren im Sachunterricht von Ihren bisherigen Vorinformationen.
Sie sehen, den Großteil der Lerngrundlagen für die Schule haben Ihre Kinder schon von klein auf im Vorschulalter erlernt, jetzt das Kind noch speziell zu fördern ist eher ein Aufholen eventueller De zite bei den eben genannten Punkten. Was natürlich jetzt zählt, ist die Vorbereitung zu Hause, das Schaffen einer „angenehmen Lernumgebung“. Nicht immer leicht, vor allem bei mehreren Kindern in einer kleinen Wohnung. Idealerweise gibt es einen Schreibtisch mit vielen Ablagemöglichkeiten, die Schreibfläche evt. schräg einstellbar (aufrechteres Sitzen) mit waagrechten Ablagemöglichkeiten. Dazu ein höhenverstellbarer Sessel, der mitwachsen kann, evt. auch beweglich, um die Muskeln locker zu halten. Und womöglich nicht vor einem Fenster mit vielen Ablenkungen, der Lichteinfall gegenüber der Schreibhand.
Ist die Schultasche schon ausgesucht?
Nach ergonomischen Grundsätzen (manch mal ganz schön viel Inhalt) und mit geschickter Gliederung auch für Jause und Getränke? Üblicherweise gibt es von der neuen Volksschule eine Empfehlungsliste der einzukaufenden Utensilien wie z. B. Hefte und Stifte. Wie groß ist doch jetzt die Erwartung des Kindes auf den ersten Schultag, hoffentlich nicht nur beschränkt auf Größe und Inhalt der Schultüte! Diese Erwartungen an die Schule sind natürlich hauptsächlich geformt nach den Informationen der Eltern, der restlichen Familie und der Informationen der Umgebung wie Kindergarten oder Freunde. Wie wichtig ist es jetzt, ein selbstbewusstes Kind erzogen zu haben, dass die neuen Herausforderungen flexibel meistern wird.
Trotzdem ist die gezielte Unterstützung der Eltern gerade noch im Volksschulalter unentbehrlich. Der Grundsatz muss sein: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Nach Maria Montessori, einer bekannten Reformpädagogin. Es ist vom ersten Schultag an wichtig, das Kind zu eigenverantwortlichem Arbeiten zu führen, denn irgendwann später werden die Zeit oder die Kenntnisse der Erwachsenen in der Familie nicht mehr ausreichen.
Es geht jedoch nicht nur um die räumliche Organisation zu Hause, sondern natürlich auch vor allem um die zeitliche Einteilung: Nach der Rückkehr aus der Schule sind zumeist Essen und Entspannung gefragt. Doch dann das Thema „Aufgaben“, wenn nicht schon in der nachschulischen Betreuung erledigt. Dazu auch Musikschulstunden oder Stunden für sportliche Aktivitäten. Ach ja, Verwandtenbesuche und das Einkaufen stehen doch auch an, das Spielen mit Geschwistern oder Freunden ist aber natürlich das Wichtigste!
Sie sehen, ohne Zeitplan (z.B. Stehkalender) werden all diese Aktivitäten schnell auf Kollisionskurs kommen. Versuchen Sie, die anstehenden Termine gleichmäßig auf die ganze Woche zu verteilen, um nicht unnötigen Abendstress aufzubauen! Wenn dann früher oder später Tests und Schularbeiten anstehen, soll das Kind auch schon gelernt haben, Lernzeiten (auch für Wiederholungen) einzuplanen, damit nicht Stress und Tadel am letzten Tag davor das Lernen unmöglich machen. Im Gegenteil: Lob, Lob, Lob, auch für kleine erreichte Ziele. So stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes! Die Fähigkeit, Ihr Kind beim Lernen bewusst wahrzunehmen, zu unterstützen und lobend anzuerkennen, entscheidet darüber, wie sich Selbstwertgefühl und Können entwickeln werden. Und das wird sicher nicht erreicht, indem Sie Lösungen vorsagen! Und noch zwei wesentliche Punkte: Schlaf und Ernährung! Die moderne Gehirnforschung belegt, dass unser Gehirn in der Nacht Informationen verarbeitet. Auch, wenn der Reiz der elektronischen Medien verlockend ist: Der Tagesabschluss für Ihr Kind muss ein vertrautes, tägliches Gespräch sein! Und nicht irgendwelche Bildschirminformationen, die Ihr Kind passiv erfährt. Bei meinen Elternabenden ebenfalls ein wesentliches Thema: Gehirngerechte Ernährung durch Vollkornprodukte, Obst und viel Wasser. Nur so erhalten die Kinder die nötige Energie für den oft langen Lerntag. Am Morgen bitte genug Zeit einplanen, damit Ihr Kind pünktlich und ohne Stress zur Schule kommt!