Spätestens, wenn die lieben Kleinen sich mit Dauerkratzen am Kopf bemerkbar machen, ist die Sache klar: Die Läuse sind wieder da. Juhuu! Gerade jetzt, wo Lukas’ Frisur so gut sitzt und Valentinas Pony richtig schön nachgewachsen ist. Styling ade, her mit dem peinlichen Waschmittel, so der Tenor der Youngsters. Doch Läuse kümmern sich in der Regel nicht darum, ob sie den Kopf eines Dreijährigen oder eines stylebewussten Teens erobern. Sie wollen nämlich vor allem eines: satt werden. Und so kommt es, dass wieder mal eine altbekannte Läusekur eingeläutet wird. „Mama, das ist urpeinlich“, kränkt sich Lukas. Doch Lausbefall ist keine Sache mangelnder Hygiene. Im Gegenteil: Im frisch gewaschenen Haar fühlen sich die Parasiten besonders wohl. Hier können sie sich gut verbreiten. Prophylaktische Super-Hygiene hilft jedenfalls nicht: Ein Kind könnte auch dann Läuse bekommen, wenn es jeden Tag in den Fluten einer duftenden Schaumbadewanne versinkt. Von Kopf bis Fuß. Sehr wohl vorbeugend wirken spezielle Shampoos mit Ingredienzien, die Läuse nicht besonders mögen, wie zum Beispiel ein Weidenrinden-Shampoo (z. B. von Rausch).
Die Erste-Läuse-Hilfe für Lukas ist angelaufen – doch langsam beginnt es auch Lukas’ Mutter zu jucken. „Hab ich ebenfalls Läuse?“, fragt sie sich. „Soll ich das Haar ein bisserl schneiden? … Darf ich mich so überhaupt zum Friseur wagen? … Was ist, wenn der feststellt, dass ich auch …?“
Abschied von der Laus
Okay. Lukas’ Mutter greift zur prophylaktischen Packung. Zwar hat sie keine Läuse, aber auszuschließen ist das bei den kleinen Parasiten ja nie: Immerhin gelangen sie durch gemeinsames Benutzen von Mützen, Kämmen oder Handtüchern in der Schule, im Kindergarten oder zuhause ganz leicht von einem Wirt zum nächsten. Aber auch Kopfpölster, Sofalehnen und Stofftiere sind kuschelige Plätzchen, an denen es sich Läuse gerne gemütlich machen.
Dabei sind Läuse weder besonders intelligent noch große Monster, sondern winzig kleine Tierchen. Am liebsten leben sie in dicht behaarten Regionen, also mitten auf dem Kopf. Oder hinter den Ohren. Ihr Biss juckt den Wirt und so kommt es zu ständigem Gekratze. Sehen kann man die kleinen Biester kaum, da sie nur etwa fünf Millimeter groß sind. Außerdem passen sie sich ganz schnell an die Haarfarbe ihres Transportmittels an und legen ihre weißen, klebrigen Eier gut versteckt dicht an die Harwurzel. Dort können die Larven in aller Ruhe nach sieben Tagen schlüpfen und auf dem Kopf ihr Unwesen treiben.
Laus ist nicht gleich Laus
Je nach bevorzugtem Aufenthaltsort werden drei Arten von Läusen unterschieden: Kopf-, Filz- und Kleiderläuse. Wo sich Kopfläuse gerne aufhalten, wissen wir schon.
Filzläuse wiederum leben am liebsten in der Nähe von Schweißdrüsen – dort, wo es hübsch behaart ist, wie etwa bei Erwachsenen im Schambereich oder in den Achselhöhlen. Die dritte Formation zieht das Leben in der Wäsche vor: Kleiderläuse haben’s gern warm und verlassen ihr Versteck nur, wenn es an die Nahrungsaufnahme – auf der Haut des Menschen – geht. Wenn Ihr Kind nun ständig kratzt, müssen Sie aber nicht gleich in Panik verfallen. Läuse sind an sich etwas Harmloses, wenngleich Lästiges.
Dr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde: „Die Bisse jucken und reizen die Haut, der Läusekot wird durch das Dauerkratzen heftig gerieben, was wieder zu kleinen Wunden führt.“ Aber kleine Neo-Barbies und Struwwelpeter müssen nicht gleich die Haarpracht lassen, wenn sich eine Läuse-Armee eingenistet hat. In der Apotheke gibt es eine Reihe von Läusemitteln und -shampoos, die besondere Wirkstoffe enthalten, die Läuse gar nicht mögen.
Dr. Peter Voitl: „Diese Medikamente basieren teils auf Insektengift, das entweder aus Chrysanthemen gewonnen wird, so genanntes Pyrethrum, oder künstlich hergestellt wird, Fachbezeichnung Allethrin. Andere Präparate wie Nyda L oder Jacutin enthalten Dimeticon – ein Öl, das bewirkt, dass die Läuse absterben. Dimeticon gilt als ungiftig. Resistenzen sind nicht bekannt und möglicherweise auch nicht zu erwarten.“
Beachten Sie aber die Gebrauchsanweisung penibel, denn wenn Sie das Shampoo nicht ordnungsgemäß verwenden, kann es sein, dass die ganze Mühe umsonst war und die Läuse weiterhin muntere Urständ’ feiern. Wer lieber Kräutern vertraut als der Chemiekeule, kann es mit Produkten des Kräuterspezialisten Rausch versuchen.
Eine spezielle Wirkstoffkombination aus Andiroba-, Raps- und Kokosöl sowie Quassia-Essig erstickt nicht nur die Läuse, sondern greift die Chitin-Struktur der Nissenmembran an und verhindert so das Ausschlüpfen neuer Larven.
Behandlung nach Anleitung
Bei der Behandlung wird das Haar zunächst gewaschen, anschließend werden die Nissen mit einem Läusekamm gut ausgekämmt.
Dr. Peter Voitl: „Wirkungsvoll ist es, spezielle Lauskämme zu verwenden. Kämmen hat eine wichtige Bedeutung für die Diagnose von Kopflausbefall und zur Überprüfung des Behandlungserfolges.“ Das Robert-Koch-Institut in Berlin empfiehlt als Behandlungsbegleitung nasses Auskämmen. Zudem wird durch regelmäßiges Auskämmen verhindert, dass die Läuse schlüpfen und neue Eier legen können. Als alleinige Therapie ist Kämmen jedoch nicht ausreichend.
Dr. Peter Voitl: „Ein guter Läusekamm zur Diagnose sollte einen Zinkenabstand von weniger als 0,3 Millimetern haben, damit auch die Larvenstadien der Läuse erfasst werden. Eine helle Farbe ist günstig, damit Sie die Läuse im Kamm gut erkennen können.“
Radikalkur
Vergessen Sie nicht, Bürsten und Kämme nach dem Läuse-Alarm zu entsorgen, ebenso alle Spangen, Maschen und Haarbänder – andernfalls haben Sie nach zwei Wochen das gleiche Theater wieder. Wer nicht alle Utensilien gleich wegwerfen möchte, greift zu einer Methode, die Läuse schlicht eisig finden: dem Einfrieren im Tiefkühlfach. Diese Radikalkur hilft auch Stofftieren, von da an ein lausfreies Leben zu führen. Denn Läuse und Nissen überleben zwar den Kontakt mit Wasser, aber im Tiefkühlfach lassen sie dann doch ihr Leben. Handtücher, Wäsche und Bettwäsche sollten kochendheiß gewaschen werden. Allem, was nicht eingefroren oder ausgekocht werden kann, rückt man mit Anti-Läuse-Sprays zuleibe: seien es Matratzen, Sofalehnen oder Kinderautositze. Und bitte nichts vergessen, sonst beginnt die ganze Plage wieder von vorne … garantiert!
Auch unsere Groß- und Urgroßeltern kannten das Laus-Problem schon. Und haben einige Tipps auf Lager, wie man die lästigen Tierchen in die Flucht schlägt. So genannte Hausmittel gibt es viele. „Dazu gehören Essig, Kaisernatron, Teebaumöl, Sonnenblumenöl, Aloe-Vera und Saunabesuche. Die Wirksamkeit wird aber lediglich anekdotisch berichtet, gesicherte Daten fehlen völlig“, sagt Dr. Voitl. Und letztlich gibt es noch eine Radikallösung: Das Kahlscheren des Kopfes ist allerdings eine wirksame Behandlungsmethode, die auch einer Wiederansteckung vorbeugen kann. Dr. Voitl: „Bitte tun Sie das aber auf gar keinen Fall gegen den Willen Ihres Kindes!“ Als Mama haben Sie allerdings freien Handlungsspielraum. Eine Glatze wie einst Sinead O’Connor – mal was anderes in Läusezeiten?
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