Übergewicht ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch zunehmend für Kinder und Jugendliche ein Problem. Inzwischen sind ungefähr jeder vierte Bub und jedes dritte Mädchen zu schwer für ihr Alter und ihre Körpergröße. Die Hoffnung vieler Eltern, das Übergewicht ihrer Kinder würde sich mit der Zeit „auswachsen“, ist – ohne entsprechende Maßnahmen – meist falsch. Es zeigt sich nämlich, dass 40% der übergewichtigen Kinder und etwa 80% der übergewichtigen Jugendlichen auch „dicke“ Erwachsene werden. Dicke Kinder von heute sind also die Risikopatienten von morgen.
So kann man beurteilen
Neben dem optischen Eindruck im unbekleideten Zustand (Speckröllchen, Bauchansatz), der auch Laien eine erste Beurteilung erlaubt, kann man heute durch Messung der Hautfaltendicke oder durch Errechnung des Body Mass Index (BMI) beim Kinderarzt feststellen, ob Aktionsbedarf besteht.
Der BMI errechnet sich folgendermaßen: Man dividiert das Körpergewicht durch die Körpergröße im Quadrat:
BMI = Körpergewicht (kg) / ( Körpergröße (m) ) 2
Der ausgerechnete BMI sollte zwischen der 10. und 90. Perzentilenkurve befinden – jeder Wert darunter oder darüber ist beobachtungs- bzw. behandlungsbedürftig.
So entsteht Übergewicht
Im Mittelpunkt der Ursachenforschung steht die Familie. Sei es durch die Weitergabe der Gene, durch die Vorbildwirkung bei den Ess- und Bewegungsgewohnheiten oder durch eine bestimmte Nahrungsmittelauswahl.
Das beginnt mit dem Einfluss von rauchenden Müttern in der Schwangerschaft und setzt sich nach der Geburt mit dem Fütterungsverhalten fort. So neigen übergewichtige Mütter z.B. eher zur Sorge, dass sie mit Muttermilch ihre Kinder nicht ausreichend versorgen können. Je früher die Babys mit Folgemilch und/oder fester Nahrung gefüttert werden, umso größer ist das Risiko des Übergewichts. Bei den größeren Kindern ist eine Hauptursache im hohen Fernseh- oder Computerkonsum – also einer inaktiven Zeit, sowie im oft gigantischen Verbrauch von Fast Food und Softdrinks zu sehen. Die Verwendung von Light-Getränken als Durstlöscher ist aber auch nicht uneingeschränkt empfehlenswert, da einerseits die süße Geschmackslinie weiterhin gefördert wird und andererseits die Wirkung von Süßstoffen auf Kinder so gut wie nicht getestet ist.
Auch wenn ca. 30-40 % des Übergewichts genetische Gründe hat, so sind doch die restlichen 60-70 % beeinflussbar. Denn welche Rolle auch immer die Gene spielen, nicht das Übergewicht an sich wird vererbt, sondern nur die Veranlagung dafür. Dies ist unter anderem daran zu erkennen, dass sich die Erbanlagen der Mitteleuropäer in den letzten 100 Jahren nicht verändert haben. Dennoch ist es in Mitteleuropa zu einer rapiden Zunahme des Übergewichtsproblems gekommen.
So schwer haben es dicke Kinder
Dicke Kinder haben es nicht leicht – besteht doch die Gefahr, dass bereits heute ihr Speck die Grundlage für spätere Krankheiten und Schäden am Halte- und Bewegungsapparat ist. Außerdem sind Ausdrücke wie „Dicker“, „fetter Sack“ oder „Mops“ schnell zur Hand, besonders wenn bei Spiel und Sport die Leistung nicht stimmt. Darunter leidet natürlich schon früh das Selbstwertgefühl und kann zu Isolation und psychischen Schäden führen.
Wenn hier nicht rechtzeitig und fachgerecht entgegen gesteuert wird, droht dicken Kinder zudem die “ große Chance“, ihr Übergewicht mit ins Erwachsenenalter zu tragen und lebenslang zu behalten. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sind durch unbehandeltes Übergewicht im Kindesalter für später vorprogrammiert.
So kommt gesundes Essen bei Kindern an
Ein guter Weg, Kindern neue Lebensmittel schmackhaft zu machen, ist das Koppeln von neuen Gerichten an beliebte Speisen. Wie z.B. die allseits heiß geliebten Nudeln mit neuer Gemüsesoße anbieten. Was schmeckt, wird dann auf Dauer gerne gegessen.
Es kommt nämlich gar nicht so selten vor, dass die Eltern als Lieblingsspeisen Ihrer Kinder Pommes, Würstel und Schnitzel vermuten und dies deshalb recht oft auf den Tisch bringen. Dabei haben Kinder oft nur eine sehr begrenzte Auswahl an Lebensmitteln kennen gelernt und verlangen deshalb immer dasselbe.
Bieten Sie immer wieder gesunde Lebensmittel wie Vollkorn, Gemüse, Salat und Obst in verschiedenen „Verpackungen“ an. Dann ist die Chance groß, dass die Kinder irgendwann ein neues Lebensmittel entdecken, das sie gerne essen. Machen Sie kein großes (Gesundheits-)Thema daraus, sondern essen Sie es einfach und zeigen Sie, dass es Ihnen schmeckt. Wenn bunte Vielfalt den Familienspeiseplan bestimmt, sind alle auf dem besten Weg.
Seien Sie sich auch am Tisch Ihrer Vorbildfunktion bewusst. So sollten auch Sie von allem probieren und nicht am Essen herummäkeln.
Lassen Sie Ihre Kinder so früh wie möglich in der Küche hantieren. Mithelfen fördert nicht nur die Geschicklichkeit und das Selbstvertrauen – selbstgemachte Speisen schmecken auch gleich viel besser.
Ihr Kind darf wählen – zwischen zwei Gemüsearten, Brotsorten etc. Es ist in Ordnung, wenn Ihr Kind keine Gurken mag, aber dafür beim Kohlrabi vermehrt zugreift.
Kinder lieben es, wenn das Essen Geräusche macht, es knuspert und knackt. Dieses Gefühl stellt sich aber nicht nur bei Chips, sondern auch bei Rohkost oder Vollkorntoast ein.
So helfen Bewegung, Spiel und Sport
Zum guten Gelingen trägt beim Abnehmen in hohem Umfang auch das Ausmaß der körperlichen Aktivität bei. Bewegung verbraucht Energie, und je mehr Energie verbraucht wird, desto intensiver werden die körpereigenen Fettspeicher geleert.
Wichtig ist, dass die Bewegung regelmäßig erfolgt und zur Gewohnheit wird. Einmal in der Woche eine Gewaltanstrengung bringt weit weniger als jeden Tag eine Stunde intensiver Bewegung bei Spiel und Sport – möglichst an der frischen Luft. Je mehr, desto besser!
Führen Sie Ihr Kind langsam an bewegungsintensivere Beschäftigungen heran. Gehen Sie selbst mit ihm hinaus an die frische Luft, wenn es Ihre Zeit erlaubt. Oder machen Sie am Wochenende Ausflüge, bei denen die ganze Familie Bewegung hat. Nehmen Sie einen Ball oder Spiele (Federball, Family-Tennis, Frisbee etc.) mit. Gehen Sie Schwimmen, Radfahren oder im Winter Rodeln oder Eislaufen. Das tut allen gut, auch den Erwachsenen. Außerdem es macht Spaß und fördert das Familienleben.
So können Sie Ihr Kind unterstützen
Zum guten Gelingen trägt beim Abnehmen in hohem Umfang auch das Ausmaß der körperlichen Aktivität bei. Bewegung verbraucht Energie, und je mehr Energie verbraucht wird, desto intensiver werden die körpereigenen Fettspeicher geleert.
Wichtig ist, dass die Bewegung regelmäßig erfolgt und zur Gewohnheit wird. Einmal in der Woche eine Gewaltanstrengung bringt weit weniger als jeden Tag eine Stunde intensiver Bewegung bei Spiel und Sport – möglichst an der frischen Luft. Je mehr, desto besser!
Führen Sie Ihr Kind langsam an bewegungsintensivere Beschäftigungen heran. Gehen Sie selbst mit ihm hinaus an die frische Luft, wenn es Ihre Zeit erlaubt. Oder machen Sie am Wochenende Ausflüge, bei denen die ganze Familie Bewegung hat. Nehmen Sie einen Ball oder Spiele (Federball, Family-Tennis, Frisbee etc.) mit. Gehen Sie Schwimmen, Radfahren oder im Winter Rodeln oder Eislaufen. Das tut allen gut, auch den Erwachsenen. Außerdem es macht Spaß und fördert das Familienleben.
So können Sie Ihr Kind unterstützen
Die Familie muss jetzt zusammenhalten. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, wenn es um die Verbesserung des Ernährungsverhaltens geht. Wenn nötig, versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind abzunehmen – das hilft allen!
Drängen Sie das Kind nicht in eine Außenseiterrolle. Eine kindgerechte fett- und zuckerarme Kost ist keine Strafe, sondern sollte als ganz normale Ernährungsumstellung empfunden werden.
Eine langsame, kontinuierliche Gewichtsabnahme mit ausgewogener Ernährung ist besser als eine einseitige Radikalkur, die keinen dauerhaften Erfolg bringt.
Kombinieren Sie energiereduziertes Essen mit gesteigerter Bewegung: Im Alltag lieber Treppe statt Lift, Fahrrad statt Bus und Beine statt Auto. In der Freizeit sollten Bewegung, Spiel und Sport die ganze Familie auf Trapp bringen.
Kleine Belohnungen (nichts Essbares!) für erreichte Zwischenziele fördern das Durchhaltevermögen Ihres Kindes. Lieber öfter eine Kleinigkeit für das Einhalten der neuen Regeln, als nur die Aussicht auf ein großes Geschenk beim Erreichen des Zielgewichtes.
Trösten Sie Ihr Kind bei Misserfolgen und Rückschlägen. Motivieren Sie es neu und zeigen Sie Verständnis. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut – und die überflüssigen Kilos hatten schließlich auch Zeit zu „wachsen“!
Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe bei den Mahlzeiten und bedenken Sie: Liebevolles Anrichten der Speisen lässt den reduzierten Energiegehalt vergessen, denn das Auge isst bekanntlich mit!
Sprechen Sie mit Ihrem Kind den Speiseplan ab. Berücksichtigen Sie seine Wünsche.
Versagen Sie Ihrem Kind seine Lieblingsgerichte nicht ganz. Achten Sie bei der Zubereitung aber darauf, Fett und Zucker zu reduzieren. Und die Menge muss auch nicht mehr so groß sein wie früher; kalorienarme und sättigende Beilagen helfen!
Beugen Sie Heißhunger durch geeignete Zwischenmahlzeiten am Vor- und Nachmittag vor!
Reichliches Trinken ist nötig und hilft auch, den Hunger zu vertreiben.
Wiegen Sie Ihr Kind regelmäßig und tragen Sie den Erfolg gut sichtbar in eine Gewichtskurve oder Tabelle ein.
Diät-Camps
In vielen Bundesländern werden von unterschiedlichen Betreibern sogenannte Diät-Camps in den Sommerferien angeboten. Die Kosten sind von den Eltern selbst zu übernehmen, die Krankenkassen unterstützen teilweise. Für die Kinder bedeuten diese drei Wochen vor allem viel Spaß, das Entdecken neuer Gerichte und Freizeitmöglichkeiten, das Schließen neuer Freundschaften und natürlich eine nicht unwesentliche Veränderung der Waagenanzeige.
Wichtige Voraussetzung dabei ist die Unterstützung der Eltern, sowie das regelmäßige Besuchen der Nachbetreuung.
Foto: Taborsky – shutterstock.com