In dem Roman “Schiffsmeldungen” behauptet die Autorin, im Herzen eines Mannes gebe es vier Frauen: Das Mädel auf der Wiese, die dämonische Geliebte, die starke Frau und die große, stille Frau. Aber auf welche stehen Männer wirklich? Die Antwort lautet eindeutig: ???
Auf einer Geburtstagsparty seufzte eine gute Freundin schwer unter der Last ihres Daseins. “Ich verstehe es nicht. Irgendwas mache ich falsch. Da lerne ich einen netten, gut aussehenden Typen kennen. Wir treffen uns einige Male. Und nichts ist passiert.
Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und ihn gefragt und er antwortet , er hätte sich nicht getraut, weil ich so passiv gewesen wäre. Es wären von mir keine Signale gekommen.” Tanja schüttelt ungeduldig ihren Kopf. “Wenn ich daran denke, dass mir ein anderer Typ erzählt hat, ich hätte ihn mit meiner forschen, selbstbewussten Art eingeschüchtert.
Jetzt frage ich dich: Was wollt ihr Männer? Worauf steht ihr? Selbstbewusst oder anlehnungsbedürftig?”“Ist doch logisch!”, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. “Oder!” “Witzbold! Ihr Männer seid komisch!”
Männer sind komisch !?
Ich würde dieser Aussage niemals zu widersprechen wagen, höchstens hinzufügen, ihr Frauen seid es auch. Tatsächlich ist aber die Frage, auf welchen Frauentyp Männer wirklich abfahren, durchaus berechtigt und … nicht so leicht zu beantworten. Ich hörte mich ein wenig in meinem männlichen Freundeskreis um. Auf welchen Frauentyp Männer wirklich abfahren, ist nicht so leicht zu beantworten.
“Sicher mag ich selbstbewusste Frauen”, sagt Christian, 41, im Moment vergeben. “Eine starke Frau zu erobern macht mehr Spaß. Das ist die Herausforderung. Eine, die weiß, wo’s langgeht. Das ist der Kick: Sich selbst zu beweisen, man ist stärker!”Ich bin ein wenig skeptisch: “Dich würde es nicht abschrecken, wenn die Frau die Initiative ergreift? Sozusagen dich erobert?”Christian denkt nach. “Na ja … Schon ein wenig. Ich wäre zumindest überrascht. Hm, es wird doch von einem Mann erwartet, die entscheidenden Schritte zu setzen? Oder nicht?”
“Männer möchten erobern, diese Aussage ist mir zu machohaft. ”Kurt, 34, ist zurzeit Single. “Als Mann darf ich auch mal unsicher und zurückhaltend sein. Und da habe ich gar nichts dagegen, wenn die Frau selbstbewusst die Initiative ergreift. Schließlich möchte ich kein lästiger Typ sein.” “Also, ich stehe auf Frauen, bei denen ich Beschützer sein darf”, sagt Joe, 36, verheiratet. “Ironisch gesagt, ich bin der Typ, der eine Frau braucht, die sich an eine starke Schulter anlehnen will. Ich spreche jetzt gar nicht von einem devoten Frauchen, aber ein Mann ist eben ein Mann, und dass muss ihn eine kluge Frau auch spüren lassen!”
Reinhard, 44, ist derzeit mit einer um 20 Jahre jüngeren Frau liiert. “Abgesehen davon, dass sie hübsch und intelligent ist, hat es mir natürlich geschmeichelt, dass sich so ein junges Ding für mich alten Bären interessiert hat. Wir lernten uns bei einer Veranstaltung kennen. Am Ende des Abends hat sie mir eine Visitenkarte in die Hand gedrückt und gesagt: Ruf mich mal an, wenn du willst. Das hat mir imponiert.” “Imponiert? Nicht auch ein wenig abgeschreckt?” “Ach, ich glaube, jüngere Generationen haben damit weniger Probleme. Die wurden nicht so in Klischees hineingepresst, zumindest nicht so sehr wie wir. Da funktioniert alles ein wenig unverkrampfter. Ich glaube auch, dass jüngere Männer mit selbstbewussten Frauen kein Problem haben.”
Einstellungswandel ist in Sicht
In der Generation der unter 30-Jährigen passiert ein Einstellungswandel. Was das Verhältnis der Geschlechter betrifft, so erlaube ich mir, in diesem Zusammenhang einen der meiner Meinung nach intelligentesten Aussprüche unseres ehemaligen Bundeskanzlers Fred Sinowatz zu zitieren: Es ist alles sehr kompliziert.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Auf welchen Typ Frau Männer besonders abfahren, dafür gibt es keine eindeutige Antwort. Dafür sind Ohrfeigen und Geschmäcker einfach zu verschieden. Was sich allerdings herauskristallisiert, ist ein Einstellungswandel, der in der Generation der unter 30-Jährigen passiert.
In der Vergangenheit wurden Rollenbilder bereits von Geburt an geprägt. Geschlechtsrollenstereotype wurden von einer Generation an die nächste “weitervererbt”, zuerst durch Nachahmung, später durch Verinnerlichung bestimmter Verhaltensmuster. Mädchen sahen ihre Mütter, wie sie den Haushalt führten, sich um Mann und Kinder kümmerten und sanft, zärtlich, eben weiblich waren.
Der Mann war der Herr im Haus; der Haushaltsvorstand mit Autorität, Entschlossenheit, Mut zum Risiko und Kraft zum Zupacken, der Jäger, der Eroberer – alles männliche Ideale.
Im Lauf der letzten Jahrzehnte veränderten sich diese Stereotype – sehr langsam nur, aber immerhin. Zwar werden Babys noch immer in blaue oder rosa Strampler gesteckt, und die Werbung, die am Nachmittag im Kinderkanal gesendet wird, bedient sich noch immer erstaunlich offensichtlicher Klischees. (Mädchen schleppen Püppchen, die pinkeln, Bäuerchen machen und, kein Scherz, sogar kotzen, durch die Gegend, Buben hingegen Ritterburgen oder Modelleisenbahnen.) Aber Werbung spiegelt nur zum Teil die Wirklichkeit wieder.
Der Kampf der Frauen gegen das Patriarchat
Heute müssen sowohl Frauen als auch Männer aggressiv und rücksichtslos, aber auch fürsorglich und rücksichtsvoll sein. Der Kampf der Frauen gegen das Patriarchat zeigt erste Erfolge. Schritt für Schritt erobern sie alle männlichen Domänen. Mehr noch, sie fordern, dass sie von den Männern dabei unterstützt werden.
Langsam erfolgt eine Annäherung der Geschlechter; die Geschlechtsrollen regeln nicht mehr so zwingend das Zusammenleben von Mann und Frau, wie es früher der Fall gewesen war. Heute verlangt die Gesellschaft, dass Frauen, wenn notwendig, aggressiv und rücksichtslos sind und Männer, wenn gefordert, sich fürsorglich und rücksichtsvoll zeigen.
Grau ist alle Theorie. Nicht missverstehen, wir sprechen hier nach wie vor von einem sehr langsamen Entwicklungsprozess. Denn weiterhin spielen Frauen in den Führungsetagen von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zumeist eine untergeordnete Rolle. Der Hausmann und die Karrierefrau gehören noch immer nicht zum Alltag, aber es gibt sie, und sie werden immer mehr.
Und genau hier beginnt für viele Herren der Schöpfung das Problem! Denn oft wurden ihnen die traditionellen Werte des Mann-Seins geradezu eingeimpft. Sie wissen häufig nicht, wie sie auf eine selbstbewusste Frau reagieren sollen, ohne ihren eigenen Idealen und Wertvorstellungen untreu zu werden. Deshalb reagieren sie mit Unsicherheit. Und das führt dazu, dass sich so manche Frau fragt: “Was will er jetzt, Frau oder Frauchen?”
Ein Mix von männlichen und weiblichen Werten
Nicht die komplette Aufgabe der Männlichkeit ist gefragt, sondern ein Mix von männlichen und weiblichen Werten. Ich behaupte, mein Sohn wird es einmal leichter haben. Denn schon jetzt zeigt sich, dass Männer immer mehr zu ihrer femininen Seite stehen und die “männlichen” Seiten der Frauen akzeptieren können. Die Annäherung der Geschlechter verlangt auch nicht die komplette Aufgabe der Männlichkeit oder der Weiblichkeit, sondern einen (verinnerlichten) Mix von männlichen und weiblichen Werten.
Es ist kein Zufall, dass vor einiger Zeit der “metrosexuelle” Mann die Bühne betrat. Der englische Fußball-Superstar David Beckham zeigt sich in der Öffentlichkeit selbstbewusst mit lackierten Fingernägeln und Lippenstift. Dennoch halten ihn seine zahlreichen männlichen (und auch weiblichen) Fans nicht für unmännlich. (Als ich in meinem männlichen Freundeskreis, Jahrgang ‘65 aufwärts, herumfragte, ob sie sich vorstellen könnten, dezent geschminkt unter die Leute zu gehen, kam einheitlich die Antwort: Never ever!)
Lösung ??
Als Resümee kehren wir an den Anfang unseres Artikels zurück und stellen uns noch einmal die Frage, welchen Typ Frau Männer besonders mögen. Die Lösung lautet klar: Wenn sie die Wahl hätten zwischen dem Mädel auf der Wiese, der dämonischen Geliebten, der starken Frau und der großen, stillen Frau, dann würden sie alle vier nehmen.
Bild: Pete Linforth/pixabay
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