Prämenstruelles Syndrom

“PRÄMO” ist in unserem familiären Sprachgebrauch die liebevolle Abkürzung für “prämenstruelles Monster”.Dabei bin ich natürlich kein Monster, sondern nur furchtbar arm. Aber der Versuch das einem reinem Männerhaushalt einmal klar zu machen ist natürlich von vornherein zum kläglichen Scheitern verurteilt.
Zwei bis drei Tage vor Beginn der Monatsblutung fühle ich mich furchtbar müde, alles ist mir anstrengend und lästig. Ich bin zwar sehr liebes- und anlehnungsbedürftig, zugleich aber so gereizt, dass sich freiwillig niemand in meine Nähe wagt. Mein Körper verhält sich beruhigenderweise absolut loyal zu meiner Seele: Das heißt, ich sehe auch genauso aus, wie ich mich fühle.

Auf meinem sonst eher makellosen Teint beginnen unvermittelt ganze Scharen von Pickeln zu sprießen, die sich von der blassen, fahlen Haut besonders kontrastreich abheben. Umrahmt wird dieser pubertäre Furunkelwettbewerb von kraft- und glanzlos herunter hängenden Haaren, die auf seltsame Weise zugleich weich und doch absolut widerspenstig sind.

Prämenstruelle Störungen

Kaum setzt aber das ersehnte Ziehen im Bauch ein und die Blutung beginnt, verschwinden alle diese Symptome wie auf Knopfdruck innerhalb von 24 Stunden.
Auf einer Pressekonferenz zum Thema “Prämenstruelle Störungen” erfahre ich Beruhigendes:
Laut Untersuchungen von Ao. Univ. Prof. Dr. Anton Bergant von der Uniklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck treten bei 70 % aller Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren prämenstruelle Störungen auf. Die Intensität dieser Beschwerden ist allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Besonders arm dran sind jene drei bis acht Prozent der Frauen, die unter dem sogenannten Prämenstruell Dysphorischen Syndrom, kurz PMD leiden, bei dem die Symptome extrem stark ausgeprägt sind. Beziehungsprobleme oder der Verlust des Arbeitsplatzes können mögliche Konsequenzen der hormonell bedingten psychischen Veränderungen sein.

Frau Univ. Prof. Dr. Anita Rieder vom Institut für Sozialmedizin an der Universität Wien hat außerdem herausgefunden, dass viele Alkoholikerinnen, Tablettensüchtige und Raucherinnen gerade während der sensiblen prämenstruellen Phase mit ihrem Laster begonnen haben.

Fakt ist, dass Frauen doppelt so häufig von Kopfschmerzen, Schlafstörungen, seelischer Verstimmung etc. berichten wie Männer. Da aber alle diese Beschwerden auch zum Symptomkomplex PMS gehören, kann die Medizin dieses Thema nicht länger ignorieren und als natürliche Befindlichkeitsschwankung abtun.

Natürliche Beeinträchtigung

Eine große Rolle dürften die physiologischen und hormonellen Veränderungen spielen, die im Laufe des Monatszyklus im weiblichen Körper stattfinden. Eindeutig bewiesen werden konnte der Zusammenhang zwischen PMS und dem unterschiedlichen Spiegel der Sexualhormone Östrogen und Progesteron während des Zyklus bislang allerdings noch nicht. Maximal die körperlichen Unannehmlichkeiten können durch orale Kontrazeptiva gemildert werden.

Auch andere Behandlungsansätze wie die Gabe des Hormons Progesteron oder der Vitamine B6 und E haben sich in den meisten Fällen letztendlich als ineffektiv herausgestellt. Die einzig wirklich wirksame Möglichkeit war bisher, die körpereigene Hormonproduktion der betroffenen Frau so weit zu unterdrücken, dass dadurch eine Art künstliches Klimakterium hergestellt wird. Viele Frauen scheuen jedoch zurecht diese sehr radikale Behandlung, die eine Unzahl an Nebenwirkungen nach sich zieht und einer chemischen Kastration gleichkommt.

Neuere Untersuchungen lassen laut Univ. Prof. Dr. Meir Steiner von der McMaster University in Ontario, Canada, aber Betroffene aufhorchen: Besonders die psychischen Symptome wie Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit lassen sich möglicherweise auf ein Ungleichgewicht von Sexualhormon- und Serotoninspiegel zurückführen. Für diese Theorie spricht auch, dass PMS mit sogenannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern meist recht erfolgreich behandelt werden kann. Diese Medikamente gehören zur Gruppe der Antidepressiva und beeinflussen die Wirkung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn.

Seit kurzer Zeit steht auch in Österreich Frauen, die massiv unter dem Prämenstruellen Dysphorischen Syndrom, also der stärksten Form von PMS, leiden, ein wirksames Medikament zur Verfügung. Fluoxetin ist ein bereits lang bekanntes Mittel zur Behandlung von Depressionen auf der Basis eines Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmers.

Allerdings wird es PMD-Patientinnen in weit geringerer Dosis verabreicht und ist damit laut Erzeuger nahezu frei von negativen Nebenwirkungen. Außerdem muss es im Unterschied zur Depressionstherapie nicht durchgehend über Monate genommen werden, bis sich ein positiver Effekt einstellt, sondern nur nach Bedarf.

Hilfe ohne Medikamente

Die medikamentöse Behandlung ist allerdings für wirklich schwere Fälle von PMD gedacht und sollte auch hier erst den Schlusspunkt nach anderen alternativen Therapiemöglichkeiten bilden.
So verständlich es ist, in kritischen Situationen häufiger zu Zigarette, Kaffee oder Schokolade zu greifen, ist es doch der zielsichere Weg die vorhandenen Symptome zu verstärken. Besonders das Nikotin steht im Verdacht selbst auf den Serotonin-Haushalt zu wirken, was in dieser Hinsicht als besonders problematisch einzustufen ist.

Die Autorin Silvia Rinke empfiehlt in ih-rem Buch “Richtig essen vor den Tagen” auch die Einnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie sie reichlich im Nachtkerzenöl (gibt es in Kapselform in der Apotheke) oder im Distelöl enthalten sind. Besonderen Wert legt Silvia Rinke in ihrem Buch auch auf leberwirksame Nahrungsmittel, da die Leber wesentlich am Abbau von Hormonen beteiligt ist.

Den Bitterstoffen in Artischocke, Ingwer oder Löwenzahn sagt man hier besondere leberreinigende Eigenschaften nach. Auf jeden Fall empfehlenswert ist auch die Ausübung einer Ausdauersportart.

Frauen, die häufig durch den Wald traben oder sich regelmäßig gymnastisch ertüchtigen, klagen deutlich seltener über prämenstruelle Störungen als praktizierende Couchpotatoes. Sanfte Hilfe aus der Natur verspricht auch ein neues Medikament aus der Gruppe der Phytotherapeutika. Agnofem heißen die rezeptfreien Kapseln aus Mönchspfeffer, die eine Regulierung des Zyklus auf rein pflanzlicher Basis bewirken.

Mönchspfeffer ist ein bereits lang bekanntes Mittel zur Wiederherstellung des hormonellen Gleichgewichts im weiblichen Körper. Nach einer von der Gynäkologin Dr. Bettina Pinnisch durchgeführten Studie am LKH Mistelbach berichten 80% der mit Agnofem behandelten Frauen über eine deutliche Verringerung der PMS-Symptome nach dreimonatiger Einnahme.

So lohnenswert jeder Versuch mit diesen Therapieansätzen auch ist, Patentrezept gegen PMS gibt es leider keines. Ich bin als regelmäßige Waldläuferin bereits der Schrecken der Rehe, esse täglich Hasenfutter und verwandle mich allen Bemühungen zum Trotz doch jedes Monat wieder in ein PRÄMO. Aber wer weiß, wahrscheinlich wäre es ohne diese Maßnahmen noch viel schlimmer! Jede betroffene Frau muss selbst ihre individuellen Bedürfnisse in den kritischen Tagen vor den Tagen herausfinden.

Ich für meinen Teil bin schon fündig geworden: Mir tut es schlicht und einfach gut drei Tage im Monat hässlich, gefräßig und unausstehlich zu sein. Tag für Tag muss ich funktionieren, da werden zwei, drei Tage PRÄMO- Dasein wohl noch drinnen sein. Außerdem bringt es so viel Freude in meine Familie: Sie wirken alle so erleichtert, wenn ich die Regel bekomme!

PMS-Symptome

Körperliche Symptome:

Ziehen in den Brüsten
Schwellungsgefühl im Gesicht, an den Fingern, im Bauch
Gewichtszunahme
Kopfschmerzen
Änderung des Appetits
Unreine Haut oder Hautrötung
Verstopfung oder Durchfall
Muskel- und Gelenkssteifigkeit
Rückenschmerzen
Unterleibsschmerzen u. -krämpfe
Verschlechterung von Migräne, Epilepsie, Asthma, Heuschnupfen
Psychische Symptome:
Stimmungsschwankungen und Depressionen
Niedergeschlagenheit, das Gefühl “den Tränen nahe zu sein”
Müdigkeit, Erschöpfung, Lethargie
Angespanntheit, Reizbarkeit, Aggression
Gefühl der Ungeschicklichkeit, schlechtere Koordination
Konzentrationsschwierigkeiten
Schlafstörungen
Heißhungerattacken
Verlust des Interesses an Beruf, Beziehungen, Hobbys

Foto: Voyagerix – shutterstock.com

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