Mobbing ist in den Schulen ein verbreitetes Problem, das allerdings häufig von den Lehrern unentdeckt bleibt. Die Opfer leiden auf vielfältige Weise unter den Schikanen.
Kinder können brutal und gnadenlos sein. Es geht allerdings nicht um die Rauferei auf dem Schulhof. Vielmehr um das, was neudeutsch mit „Mobbing“ bezeichnet wird. Es ist Psychoterror, dem manche Schulkinder ausgesetzt sind. Täter sind andere Kinder, auch Mitschüler aus derselben Klasse. Das Wort „Mobbing“ stammt vom englischen „to mob“, was übersetzt nichts anderes heißt als eine andere Person anzugreifen, anzupöbeln. Und genau das tun die Kinder, bei denen die Täter oft als Gruppe in Erscheinung treten. Sie suchen sich gezielt ein Opfer aus, das wenig Unterstützung hat und oft ein vermindertes Selbstbewusstsein zeigt.
Das Mobbing kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen. Häufig sind Hänseleien und Beleidigungen etwa wegen des Aussehens, der Nationalität, der Kleidung et cetera. Daneben sind Störattacken zum Beispiel im Unterricht möglich, um das Opfer weiter einzuschüchtern. In manchen Fällen wird unterstützend zu körperlicher Gewalt gegriffen, das betroffene Kind geschlagen oder getreten. Unterstützend, weil das Opfer dadurch noch weiter erniedrigt wird und die von den Tätern gefühlte eigene Stärke noch gesteigert. Manche Schüler wollen durch Ausgrenzung eben diese Stärke demonstrieren.
Dann werden einzelne Kinder bewusst ausgegrenzt. Die Täter beachten sie nicht, tun so, als ob die Opfer Luft wären. Wer aber glaubt, dass Mobbing von Schülern ein neues Phänomen ist, der befindet sich auf dem Holzweg. Psychospielchen und –terror gab es schon vor Jahrzehnten. Nur in der heutigen Zeit wird dem mit deutlich mehr Aufmerksamkeit begegnet.
Traurigkeit und Aggressivität
Die Mobbing-Opfer reagieren ganz unterschiedlich auf die Attacken. Psychosomatische Störungen wie häufiges Bauchweh, Kopfschmerzen oder Durchfall oder auch Schlafstörungen sind mögliche Hinweise auf das Mobbing. Denn der Körper sucht für den entstandenen psychischen Stress ein Ventil. Weiters können Wesensveränderungen bei den Kindern festgestellt werden. Manche haben eine traurige Grundstimmung, sind in sich gekehrt und wenig kommunikativ. Bei ihnen fließen häufiger als früher die Tränen.
Andere Kinder reagieren mit Aggressivität: Schon kleinste Meinungsverschieden heiten mit den Eltern bringen sie in Rage. Im Normalfall macht gerade den Volksschulkindern die Schule Spaß. Wenn sie plötzlich nur noch sehr ungern zur Schule gehen wollen, sollten Sie hellhörig werden. Es kommt immer wieder vor, dass gemobbte Kinder nämlich nicht über ihre Qualen sprechen. Und dass die Eltern erst nach einiger Zeit vom Schicksal ihres Nachwuchses erfahren.
Deshalb sollten Sie auch die weiteren Indizien fürs Schülermobbing im Blick haben: Zum Beispiel zerrissene Kleidung oder Verletzungen, für die Ihr Kind keine Erklärung liefert, gehören dazu. Verschwundene Gegenstände können ebenfalls aufs Mobbing hindeuten, weil der Diebstahl und das „Abpressen“ (Androhung von Gewalt, wenn eine Sache nicht herausgegeben wird) typische Mobbing-Methoden sind.
Jeden Tag das Opfer
Die Mehrzahl der gemobbten Schüler ist mehrfach pro Woche, wenn nicht sogar an jedem Schultag das Ziel der Schikanen. In den meisten Fällen wird das Mobbing über einen Zeitraum von mehreren Monaten, dem gesamten Schuljahr oder sogar noch länger ausgeübt. Umso tiefer sind dann auch die seelischen Narben, die die Übergriffe hinterlassen. Dies wird noch dadurch verstärkt, weil doch so einige Eltern Ihren Sprösslingen erst einmal nicht hundertprozentig glauben. Und wenn doch, dann stehen sie und ihr Kind auch erst mal alleine da.
Denn vielfach leugnen die Lehrer, dass in ihren Klassen und an ihrer Schule gemobbt wird. Der Grund: Die Täter sind raffiniert und nutzen die Zeiten aus, wenn kein Lehrer anwesend ist oder die Pädagogen abgelenkt sind. Dabei ist es das Lehrpersonal, das eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Mobbing unter Schülern spielt. Den Tätern muss in Einzelgesprächen ohne Wenn und Aber klar gemacht werden, dass ihr Verhalten nicht geduldet wird. Weiters muss es unter Umständen bestimmte Sanktionen geben. Ihr Part ist vor allem, schützend vor Ihrem Kind zu stehen und ihm das nötige Vertrauen zu geben.
Geben Sie Ihrem Kind auf jeden Fall das Gefühl, dass Sie zu ihm stehen, es unterstützen und beschützen. Ein gemobbtes Kind braucht Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Holen Sie sich professionelle Hilfe von einem Kindertherapeuten, der Erfahrung in der Behandlung von Mobbing-Opfern hat. Er kann Ihnen in Ihrem ganz speziellen Fall individuell Tipps geben!
Text: Mag. Celina Thimm
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