Wenn man sich in die Gedanken eines Babys einloggen könnte, dann würde man wohl erfahren, dass es über die Zeit, in der es seine ersten Zähne bekommt, nichts Gutes zu berichten hätte. Ja, es wäre geradezu stocksauer!
Es ist ja auch wirklich äußerst unfair. Da wird es nach 40-wöchiger Nestwärmezeit, während der es nichts anderes zu tun hatte außer zu wachsen, äußerst schmerzhaft durch so einen engen Tunnel geschoben und erhofft sich nach dieser Strapaz wenigstens fortan gebührend gefeiert und verwöhnt zu werden.
Gut, zugegeben, das mit dem Verwöhntwerden klappt ja ganz gut. Die Eltern und sonstigen Verwandten hat es ja sehr schnell im Griff. Einmal kurz schreien und sie kommen schon angesprungen, schauen besorgt und wurschteln ein wenig unbeholfen herum (dass die auch nicht immer gleich wissen, warum man schreit!).
Letztendlich schaffen sie es aber doch, den Schreigrund herauszufinden und den kleinen Liebling zu beruhigen. Aber dann, nachdem alles die ersten Wochen so wunderbar klappte, geht es plötzlich los! Schmerzen im Mundbereich – furchtbar, selbst schreien hilft da nichts mehr!
Wann kommt der erste Zahn
Der Zeitpunkt ist äußerst unterschiedlich. Manche Kinder werden schon mit den ersten Zähnchen geboren, andere bezaubern noch nach einem Jahr mit einem zahnlosen Lächeln.
In der Regel schießen die Zähnchen ab dem dritten Lebensmonat für den Betrachter noch unsichtbar, ein. Das kann mitunter auch schon recht unangenehm sein. Der Kieferknochen fängt an zu spannen, er fühlt sich fest und hart an, geschwollenes Zahnfleisch macht dem Wutzerl zusätzlich zu schaffen.
Wenn sich ein Baby nach der “Normtabelle” richten sollte, dann würde sich der erste Zahn nach etwa sechs Monaten im Unterkiefer als mittlerer Schneidezahn, erstmals offensichtlich, präsentieren. Danach kommt in etwa jeden Monat ein neuer Zahn dazu, sie treten entweder paarweise oder einzeln auf.
Ein “Normkind” lächelt also an seinem ersten Geburtstag bereits mit sechs Zähnen. Zuletzt drängen die Backenzähne zum Tageslicht. Ihr Durchbruch wird vom Kleinkind auch oft als besonders unangenehm empfunden (man braucht nur an die eigenen Weisheitszähne denken). Mit zweieinhalb Jahren hat es meist ein vollständiges Milchzahngebiss mit 20 Zähnen.
Schmerzhafte Zahnungszeit
Frau Dr. Christiane Stokreiter-Ebner, Zahnärztin und Kieferorthopädin aus Wien: “Im ersten Lebensjahr werden fast alle großen und kleinen Wehwehchen auf das Zahnen geschoben. Es ist allerdings ein Irrglaube, dass der Zahndurchbruch immer mit Fieber oder gar einer Mittelohrentzündung einhergeht. Das Zahnen an sich ist weder Ursache für das eine noch für das andere.
Doch es ist wiederum eine Tatsache, dass der Zahndurchbruchprozess die eigene Körperabwehr schwächt, zudem verliert das Baby meist gleichzeitig seinen Nestschutz aus dem Mutterleib, dadurch kann es sehr wohl zu grippalen Infekten kommen, wie eben Schnupfen oder leichtes Fieber, aber auch Durchfall.
In dieser Zeit wird das Baby allmählich mobiler, steckt alles in den Mund was in seiner Reichweite ist. Kein Wunder, dass es dabei mit einer Vielzahl von Keimen Bekanntschaft macht und dagegen muss der kindliche Körper erst einmal eine Immunabwehr entwickeln.”
Anzeichen für den ersten Zahn
Schon lange bevor sich der erste Zahn zeigt, beginnt das Baby vermehrt Speichel zu produzieren und somit alles vollzusabbern. Viele Babys haben während dieser Zeit auch rote Bäckchen, manchmal auch mit kleinen Pickelchen. Die entstehen, durch das Sabbern während des Schlafens, der durchfeuchtete Stoff der Schlafunterlage reizt die Gesichtshaut. Meist beruhigt gewöhnliche Babycreme die irritierte Haut.
Manchmal kommt es auch zu Bläschen oder roten Stellen am Kiefer. Weniger Appetit macht sich meist auch bemerkbar, dafür oft umso größerer Durst. Es soll tatsächlich Babys geben, die keinerlei Unwohlsein verspüren, doch das ist wohl eher die Ausnahme. Meist sind sie besonders grantig, also wird geschrieen und gequengelt um seinen Ärger Luft zu machen. Für die Eltern gilt das Sprichwort “Mitgehangen Mitgefangen”. Schlaflose Nächte und stundenlanges Trösten kennzeichnen diese Zeit!
Milchzahnpflege
Frau Dr. Christiane Stokreiter-Ebner, Zahnärztin und Kieferorthopädin: “Die ersten Zähnchen, in Folge das gesamte Milchgebiss, müssen genauso gepflegt werden, wie später das Erwachsenengebiss. Ideal wäre es, den Säugling schon ab der Geburt an die zukünftige Zahnpflege zu gewöhnen.
Man kann ihm sanft den zahnlosen Kiefer massieren (mit dem Finger der gewaschenen Hand oder einem Wattestäbchen). So gewöhnt er sich schon früh an einen Fremdkörper im Mund.
Kurz nach der Geburt kann man auch mit der Vitamin D und Flouridprophylaxe beginnen. Der Körper baut das Flour schon bald in den entstehenden Zahn ein. Dadurch werden die Zähne nach dem Durchbruch unempfindlicher gegen Karies. Aber Vorsicht! Zuviel Flour kann Flourose auslösen.
Mit der eigentlichen Zahnpflege sollte man gleich nach Sichtbarwerden des ersten Zahnes starten. Das heißt, alle Essensreste müssen konsequent entfernt werden. Zunächst genügt noch ein Wattestäbchen, ein Baumwolltuch oder eine Säuglingszahnbürste (ganz weich – gibt es in Apotheken) für die Reinigung.
Wenn das Baby vier bis fünf Zähne hat, kann die erste Kleinkindzahnbürste, (allerdings noch ohne Zahnpasta, da sie oft verschluckt wird) zum Einsatz kommen.
Essensreste werden auch weggespült, wenn das Kind nach dem Essen ungesüßten!! Tee trinkt. Vorsicht ist bei allen anderen Getränken geboten (außer Wasser)! Die Fruchtsäuren in Obstsäften können auch den Zahnschmelz angreifen und somit Karies fördern. Das Trinkverhalten des Babys immer im Auge behalten. Bereits nach 2 bis 3 Monaten sieht man schon deutliche Entkalkungszeichen und erste Karies, wenn ein Kind sich zum Dauernuckler entwickelt hat. Kinder bis zum Ende des ersten Lebensjahres kann man auch schon ohne weiteres an spezielle Trinklerntassen gewöhnen.”
Daumen oder Schnuller, schädlich für die Zähne?
Auf Ultraschallbildern kann man erkennen, dass Embryos im Mutterbauch schon ab dem fünften Schwangerschaftsmonat am Daumen lutschen. Direkt nach der Geburt spitzt der kleine Wonneproppen sogleich sein Mündchen. Er will ganz einfach saugen.
Jetzt sind die Eltern meist ratlos und wissen nicht wie sie diesem Urbedürfnis Abhilfe schaffen können. Soll man dem Säugling einen Schnuller anbieten oder ihm wohl oder übel den Daumen überlassen? Zuviel Widersprüchliches hat man schon gehört über Schnuller oder Daumennuckeln. Tatsache ist, dass es für beide Fälle sowohl Befürworter als auch Gegner gibt.
Die heutigen Schnullergegner sind allerdings nicht mehr so radikal wie zwischen 1930 und 1950. Während dieser Zeit war man sich in “Babybüchern” einig, dass der Schnuller eine Gesundheitsbedrohung darstellt. Ursache für Entstellung des Mundes, Soor und verschiedene Verdauungsprobleme, ist. Zwischen 1900 und 1975 änderte sich diese Einstellung nur schleppend. Nun, heutige Studien zeigen zum Beispiel, dass Schnullerverwender diese Gewohnheit früher aufgeben als Daumenlutscher. Irgendwie logisch, den Schnuller kann man kontrolliert langsam entfernen, während der Daumen nun einmal immer und überall verfügbar ist.
Frau Dr. Christiane Stokreiter-Ebner, Zahnärztin und Kieferorthopädin: “Der Daumen ist nun einmal hart und nicht kiefergerecht geformt wie ein optimaler Schnuller. Dieser ist natürlich Voraussetzung, ebenso, wie lange das Kind ihn verwendet. Dann ist der Schaden minimal. Im Laufe des dritten Lebensjahres sollte er schon abgewöhnt werden.
Ideal wäre es, den Schnuller ab dem zweiten Lebensjahr nur mehr als Einschlafhilfe zu verwenden. Bei Kindern, die den Schnuller länger haben, kann sich ein sogenannter frontoffener Biss bilden, das heißt der Kontakt zwischen Ober- und Unterkiefer fehlt, weil das der Platz für den Schnuller war. Das sind allerdings Fehlstellungen, die sich im Laufe von sechs Monaten wieder zurückbilden. Bis zum fünften Lebensjahr funktioniert das, danach wird es kritisch mit der Rückbildung und auch mit anderen Fehlstellungen.
Ich plädiere immer dafür, wenn Mütter sehen, dass ihr Kind zum Daumenlutschen neigt, lieber 50 mal den Daumen aus dem Mund zu nehmen und den Schnuller anzubieten. Ursache für Kieferverformungen ist häufig Daumenlutschen, da diese Angewohnheit meist bis ins Schulalter bestehen bleibt und sehr schwer abzugewöhnen ist.”
Umgang mit dem Schnuller
Nur dann wenn man sicher ist, dass das Kind den Schnuller auch wirklich will und nicht einfach zustöpseln.
Wenn man merkt, dass das Kind sein Saugbedürfnis gestillt hat (was meist schon nach wenigen Minuten der Fall ist) wieder aus dem Mund nehmen
Auch nach dem Einschlafen aus dem Mund nehmen, viele spucken ihn aber auch selbst nach etwa 20 Minuten aus
Sprechen sollte das Kind immer ohne Schnuller
In der Wohnung herumliegende Schnuller entfernen, dadurch wird das Kind nur unnötig zum “Schnullern” verführt, auch nicht dem Kind zu Hause um den Hals hängen
Kennzeichen für einen guten Schnuller
Eine an den Gaumen angepasste Form, ein abgeflachter weicher Saugteil an beiden Seiten und eine schmale Auflage für die Kieferleiste und die Lippen (z.B. von MAM oder NUK)
Löcher im sogenannten “Schild”
der Schnuller soll in Form und Größe zum Kind passen (es gibt meistens drei Größen: für Kinder von ein bis sechs Monaten, sechs bis 18 Monate und ab 18 Monate)
der Schnuller soll über einen Ring verfügen, damit er auch an Babys Jäckchen befestigt werden kann
Selbstverständlich sollte sein, den Schnuller nicht einfach abzulutschen – damit können Pilze (vor allem Soor) von der Mutter auf das Kind übertragen werden! Auskochen ist die beste Reinigungsmethode!
Man unterscheidet zwischen Latex- und Silikonsaugern. Latex ist im Vergleich zu Silikon wesentlich reiß- und zugfester. Deshalb vor allem für Kinder mit Zähnen geeignet. Latex ist nicht so hitzebeständig, wie Silikon, deshalb werden Latexschnuller durch Sonneneinstrahlung oder häufiges Auskochen schneller porös. Silikon hingegen ist weicher und deshalb für das Baby wiederum eventuell angenehmer, es reißt aber auch schneller ein. Einfach zu erkennen sind sie an ihrer Färbung – Latexsauger sind bräunlich, Silikonsauger durchsichtig.
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