Eine schöne Schrift ist definitiv etwas anderes. Mami Ramona wiegt den Kopf hin und her, als sie das Heft ihres Ältesten betrachtet. Irgendwie steht der achtjährige Knirps mit seinem Stift auf Kriegsfuß.Aber Levin ist nicht der Einzige, der deutliche Probleme mit dem Standardschreibgerät hat. Und die Ursachen dafür sind vielfältig: falsche Stifthaltung, zu dünne Stifte, fehlende Auflage für die Finger, zu viel Druck beim Schreiben, verkrampfte Körperhaltung …
„Oft entsteht dies durch Probleme in der Feinmotorik. Diese ziehen Schwierigkeiten beim Halten und Führen von Stiften mit sich“, sagt Ergotherapeutin Simone Baumgartner. Auch sehr aktive Kinder mit Schwächen bei der Dosierung ihrer Kraft oder mit Problemen beim Spürsinn der Hände bekommen mitunter Schwierigkeiten.Oftmals drücken sie zu stark auf das Papier oder arbeiten sehr verkrampft. Aber auch Kinder, die keines dieser Probleme haben, scheitern mitunter an ungeeignetem Schreibgerät. „Die Freude am Schreibenlernen und der Erfolg hängen von vielen Voraussetzungen ab“, sagt Werner Böhm von Stabilo International Österreich. Der Experte nennt die wesentlichen Punkte: „die richtige Schrift, die richtige Motivation, die richtige Förderung, die richtige Technik und der richtige Stift“. Grundsätzlich gelte es beim Kauf auf die anatomischen Gegebenheiten kindlicher Hände zu achten. Rechtshänderstifte haben in der Schreibhand eines Linkshänders nichts zu suchen und führen fast automatisch zu schlechten Ergebnissen.
Frage der Ergonomie
„Viele Hersteller haben das Problem erkannt und bieten seit einiger Zeit ergonomische Schreibgeräte an“, sagt Werner Böhm. Eine ganze Bandbreite sei im Handel zu haben, so Simone Baumgartner. „Mittlerweile gibt es auch Systeme, wo man vom Wachsmalstift bis zur Füllfeder alle Arten in besonders ergonomischer Form vom renommierten Hersteller kaufen kann.“ Wie solche speziell geformten Stifte die Kids unterstützen, erklärt Ergotherapeutin Romana Müllner vom Ergotherapie-Team der Kinderpraxis Kupkagasse: „Dreikantige Stifte helfen, dass man leichter eine physiologisch korrekte Stifthaltung einnehmen kann.“ Grundsätzlich plädiert sie dafür, dass Kinder relativ dicke Stifte im Schreiblernprozess nutzen. Standard-Blei- und -Buntstifte können mit Stiftverdickungen nachgerüstet werden. Vor dem Kauf, so gibt Romana Müllner zu bedenken, müsse bedacht werden: „Es gibt nicht die perfekte Griffverdickung, sondern sie sollte individuell an das Kind angepasst sein.“ Das Nachrüsten mit Stiftverdickungen empfehle sich besonders für Kinder mit feinmotorischen Schwierigkeiten. „Und diese Hilfen sollten nur zum Einsatz kommen, wenn es unbedingt nötig ist“, fügt die Expertin hinzu.
Wenn mit dem optimalen Schreibgerät schließlich die richtige Basis fürs Erlernen des Schreibens gefunden wurde, gibt es weitere Punkte, die den Erfolg positiv beeinflussen können: „Generell ist es wichtig zu berücksichtigen, dass für das Schreibenlernen viel Übung und Wiederholungen notwendig sind“, erklärt Romana Müllner und fährt fort: „Schreiben kann nur durch Schreiben trainiert werden.“
Sie zeigt die richtigen Rahmenbedingungen dafür auf: Tisch- und Stuhlhöhe müssen an den Nachwuchs angepasst werden. „Das Kind sollte die ideale Sitz- , Stift- und Schreibhaltung gezeigt und erklärt bekommen“, sagt die Expertin. Darunter versteht sie, dass die Kinder aufrecht sitzen und die Füße belasten. Weiters sollte das Blatt im hinteren Drittel des Tisches sein. So können die Unterarme auf dem Tisch aufliegen. „Die Schreibhand liegt auf, die Hilfshand hält das Papier“, sagt Romana Müllner. Und dann sollte nichts mehr schiefgehen …
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