Schule essen Kinder(beihilfe) auf

Kostenexplosion. Die Schulkosten sind in den vergangenen 3 Jahren deutlich gestiegen. Selbst die Kinderbeihilfe reicht nicht mehr aus, um diese Kosten abzudecken. Viele können nicht mehr mit.

Mit monatlich 164,20 Euro Kinder- – neuerdings Familienbeihilfe1 genannt – unterstützt der Staat Eltern „um die finanzielle Mehrbelastung, die die Ernährung, Bekleidung, häusliche Unterbringung und Erziehung von Kindern verursacht, auszugleichen“, wie es auf der Seite oesterreich.gv.at2 heißt. Hochgerechnet ist das eine Unterstützung von 2086,5 Euro (inkl. 116,10 Euros Schulstartgeld) pro Jahr (2024). Allein diese Summe reicht nicht einmal aus, um die jährlich anfallenden Schulkosten abzudecken, wie jüngst eine Studie der Arbeiterkammer ergab. Demnach müssen Österreichs Eltern – egal ob alleinerziehend oder zu zweit – im Schnitt 2.223 Euro pro Jahr in die Hand nehmen, um die Schulkosten für ein Kind abzudecken.

Schulbesuch für 60% aller Eltern eine finanzielle Belastung

Die aktuelle Studie, für die im abgelaufenen Schuljahr (2023/24) insgesamt 2.502 Eltern mit 3.873 Kindern ein Jahr lang die anfallenden Kosten protokollierten, zeigt auch einen exorbitanten Anstieg der Schulkosten im Vergleich zur letzten Studie. Im Schuljahr 2020/21 gaben die Eltern im Schnitt 1468€ aus, in der aktuellen Studie stieg dieser Betrag auf 2.223 Euro. Ein Anstieg von satten 51,4% in nur drei Jahren, oder mehr als 17% pro Jahr.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass im Rahmen der Studie 60% aller Eltern angaben, „dass die Ausgaben für den Schulbesuch ihrer Kinder finanziell belastend seien“, wie es in der Studie heißt. Im untersten Einkommensdrittel gab mehr als die Hälfte aller Haushalte an, bei den Schulkosten ihrer Kinder Abstriche zu machen, 11% konnten sich nicht alle notwendigen Anschaffungen leisten. Doch nicht nur im untersten Einkommensdrittel hatten Eltern Probleme die steigenden Kosten abzufedern. Im mittleren Einkommensdrittel mussten 34% Abstriche machen und 4% konnten sich nicht alle Anschaffungen leisten (siehe Grafik).

Schulkosten: Auch Mittelschicht muss Abstriche machen Quelle: AK-Schulkosten-Studie 2023/24

Schulkosten: Auch Mittelschicht muss Abstriche machen Quelle: AK-Schulkosten-Studie 2023/24

 

Teure Digitalisierung lässt manche zurück

Belastend wirkten sich u.a. auch die Kosten für Computer, Tablets und EDV aus. Diese lagen im Schnitt bei 529 Euro. Zum Vergleich: Bei der vergangenen Schulkosten-Studie aus 2020/21 lagen die Ausgaben für Computer, Tablets und EDV noch bei 361 Euro3 – was einer Zunahme der Kosten von rd. 46,5% in lediglich drei Jahren entspricht. Dabei sind diese Durchschnittskosten für EDV nur die Spitze des Eisberges wie eine genauere Analyse der Daten zeigt. Bei Kindern, die eine AHS (Gymnasium), eine BMS (Berufsbildende mittlere und höhere Schule) oder eine BHS (Berufsbildende Höhere Schule z.B. HTL) besuchen, liegen die Kosten zum Teil deutlich über 1.110 € (siehe Detailauswertung Kosten nach Schultyp unterhalb).

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass jüngst eine Umfrage von refurbed, des österreichischen Online-Marktplatzes für vollständig erneuerte elektronische Geräte, ergab, dass mehr als die Hälfte der Eltern (55%) durch schulbezogene IT-Kosten finanziell sehr belastet sind (mehr dazu hier: IT-Kosten belasten Eltern: refurbed-Geräte helfen Kosten sparen).

Ein noch größeren Anteil an den Schulkosten hatten lediglich die Kosten für Nachhilfe. Diese lagen im Schnitt (pro betroffenen Haushalt) bei 631 Euro, vor drei Jahren wurden die durchschnittlichen Kosten mit 338 Euro ermittelt, was einem Anstieg von 86,7% gegenüber dem Schuljahr 2020/21 bedeutet.

 

Scham, weil Skikurse zu teuer sind – Kosten mehr als verdoppelt

Einen deutlichen Anstieg gegenüber der letzten Erhebung gab es auch bei den Kosten für eintägige Schulveranstaltungen. Diese lagen im Schnitt bei 82 Euro und haben sich damit gegenüber der letzten Erhebung mehr als verdoppelt. Noch höher fiel der Anstieg bei den Kosten für mehrtägige Exkursionen oder Schulveranstaltungen aus (z.B.: Schul-Skikurse). Diese Ausgaben erhöhten sich um satte 121,9 % auf durchschnittlich 395 Euro. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Experten schon seit längerer Zeit im Vorfeld von Schul-Skikursen einen Anstieg der Krankheitsfälle beobachten. Die dahinterstehende Vermutung: Eltern wollen aus Scham nicht zugeben, dass sie sich den Skikurs nicht leisten können und melden ihr Kind krank.

 

Hohe Kosten für Nachmittagsbetreuung

So von den Eltern eine kostenpflichtige Nachmittagsbetreuung in Anspruch genommen wurde (werden musste) erhöhten sich die Kosten im Schnitt von 935 € (2020/21) auf 1.790 Euro (2023/24). Vergünstigt – gegenüber der letzten Befragung – haben sich hingegen die Kosten für Verpflegung, so diese bezahlt werden musste. Diese fielen im Schnitt von 570 auf 447 Euro.

Besonders hohe Kosten müssen Eltern von Kindern mit Sonderförderbedarf haben. Davon waren in der Untersuchung 5% der Eltern betroffen. Sie gaben Zusatzkosten von durchschnittlich 1.119 Euro an. Experten berichten davon, dass vile Eltern nicht wissen, dass es die Möglichkeit gibt für Kinder mit Behinderungen ein erhöhte Familienbeihilfe zu beantragen. Wie Sie dazu kommen erfahren Sie in diesem Artikel auf fratz.at: „So geht’s zur erhöhten Familienbeihilfe“

 

Die steigenden Kosten (…) verschärfen Schieflagen bei den Bildungschancen

 

AK-Präsidentin Renate Anderl © Sebastian Philipp

Im Zuge der Studien-Präsentation kritisierte die Präsidentin der Arbeiterkammer (AK): „Die steigenden Kosten belasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und verschärfen Schieflagen bei den Bildungschancen“, und meinte: „(…) wo guter Schulerfolg oft nur durch hohe private Ausgaben für Bildung möglich ist, die sich viele auch nicht leisten können, wird Bildungsungerechtigkeit einzementiert.“

Anderl forderte strukturelle Maßnahmen, um die privaten Bildungskosten zu senken und die Eltern zu entlasten: „Österreich kann sich ein mangelhaft ausgestattetes System aus Halbtagsschulen nicht mehr leisten. Wir brauchen gute Ganztagsschulen, in denen jedes Kind genug Zeit und Unterstützung bekommt. Damit etwa teure, private Nachhilfe gar nicht mehr notwendig ist.“

 

Quellen

AK-Schulkostenstudie 2020/21

AK Schulkostenstudie 2023/24

Anmerkungen
1: Höhe der Familienbeihilfe für Kinder ab 10 Jahren – Details zur Höhe der Familienbeihilfe für jüngere Kinder bzw. Kinder ab 19 hier: https://www.oesterreich.gv.at/themen/familie_und_partnerschaft/familienbeihilfe/Seite.080714.html

2: Originalzitat hier: https://www.oesterreich.gv.at/lexicon/F/Seite.991663.html

3: nur betroffene Kinder – AK-Schulkostenstudie 2020/21

 

Bild oben: Pixabay/Lisa Runnels

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