Ur-Gen für Fettansatz
Auf der einen Seite weiß man ja schon längst, dass das Unsinn ist, auf der anderen Seite ist man verunsichert, denn letztendlich ist man ja tatsächlich nicht mehr “alleine” und man will für das neue heranwachsende Leben schließlich nur das Allerbeste. Da man allerdings auch über einen gesunden Egoismus verfügt und nach der Schwangerschaft nicht unbedingt als wandelndes Fass auftreten möchte, ist hier wohl guter Rat teuer.
Irgendwie erscheint es ja tatsächlich äußerst ungerecht, wenn manche Frauen während der Schwangerschaft anscheinend nur an Karotten nagen und trotzdem immer dicker werden, während andere eine Tafel Schokolade nach der anderen in sich hineinstopfen und nach der Schwangerschaft wieder über eine Wespentaille verfügen.
Wie geht das? Wissenschafter an der Universitätsklinik Essen (Deutschland) haben sich in einer Studie mit diesem Problem befasst. Nachdem es ihnen gelungen war, in den letzten Jahren ein sogenanntes “Ur-Gen” zu entschlüsseln, das in der heutigen Zeit für Übergewicht und Bluthochdruck verantwortlich scheint, untersuchten sie weiters den Einfluss dieses Gens auf das Körpergewicht von Frauen ein Jahr nach der Geburt ihres ersten Kindes.
Und sie stellten fest, dass dieses tatsächlich auch hier für bleibende Gewichtsprobleme nach der Geburt verantwortlich ist. 800 Frauen wurden untersucht – Trägerinnen des “Ur-Gens” (betroffen sind ca. 10 bis 20 Frauen von hundert) wogen nach der Geburt ihres Babys erheblich mehr als vorher. Frauen, die diese Gen-Veränderung nicht aufwiesen, hatten keine Figurprobleme. Was kann man also dagegen tun? Man kann dieses Gen ja leider nicht einfach wegimpfen.
Auf die Plätze, fertig, los
Bewegung ist nun einmal auch bei schwangeren Frauen, die in Form bleiben wollen, das Um und Auf. Jetzt wird natürlich von einer werdenden Mutter nicht erwartet, dass sie 5-kg-Hanteln stemmt oder stundenlang mit dem Mountainbike über Felder und Wiesen jagt. Doch Frauen, die dieses “Fettgen” tragen, aber fleißig jede Woche mindestens zwei Stunden leichten Sport treiben, hatten ebenso keine Probleme mit ihrem Gewicht wie die “Nicht-Genträgerinnen” – so das Ergebnis der Studie.
Bei 30-minütigen täglichen Spaziergängen an der frischen Luft tankt man so ganz nebenbei auch gleich frischen Sauerstoff, leichte Gymnastik oder Stretchingübungen ergänzen das Sportprogramm für Schwangere ausreichend. Auch Schwimmen, Rad fahren und Wandern sind sehr empfehlenswert.
Auf Aerobic, Reiten, Laufen oder Tauchen sollte man allerdings verzichten. Gerade Frauen, die schon vor ihrer Schwangerschaft sehr sportlich waren, ist anzuraten sich mit ihrem Gynäkologen abzusprechen, in welcher Intensität sie ihren Lieblingssport weiter ausführen sollten.
Die natürliche die Ernährung
Zusätzlich ist eine sinnvolle Ernährung, die alle wichtigen Nährstoffe enthält, angesagt. Frau Dr. Müller-Hartburg, Gynäkologin am Wiener St. Joseph Krankenhaus, meint dazu, dass viele Frauen von wohlgemeinten Ratschlägen in ihrer Umgebung sehr verunsichert werden.
Wenn eine Schwangere dazu neigt einen eher kleinen Bauch zu entwickeln, bekommt sie oft zu hören, dass das Baby ja viel zu klein sein müsse und mehr Essen Abhilfe schaffen könne, was allerdings völliger Unsinn ist!
Die meisten Frauen wissen natürlich, dass sie gerade während der Schwangerschaft besonders gesund essen müssen und bedenken dabei nicht, dass auch gesundes Essen Kalorien hat. So werden schnell Bananen, Jogurts, Kakao gefuttert und das meist auch noch als zusätzliche Zwischenmahlzeit. Da ist es dann nicht verwunderlich, wenn man sich unnötige Kilos anisst, die man nach der Schwangerschaft nur mehr schwer wieder abnehmen kann. Eine ganz normale ausgewogene Ernährung, die ja auch im nichtschwangeren Zustand ideal wäre, ist immer noch das Beste!
Wenn man also in Sorge ist zu schnell zuviel zuzunehmen, sollte man zunächst einmal seine Ernährungsgewohnheiten überprüfen. Während der Schwangerschaft neigt man leider einmal zu den eigentümlichsten Gelüsten! Aber wenn sich diese hauptsächlich auf Süßigkeiten, besonders Fettes oder scharf Gewürztes konzentrieren, muss man wohl Abhilfe schaffen.
Es wäre ratsam mit dem Arzt gemeinsam abzusprechen ob man vielleicht zum Beispiel die Fett- oder Zuckeraufnahme kontrolliert reduzieren könnte, ohne dass jedoch ein Mangel an den notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen entsteht. Eine Schwangere braucht kaum mehr Kalorien als früher, dafür allerdings fast doppelt so viele Vitalstoffe.
Nach der Geburt: sanfter Kampf den Fettpölsterchen
Nachdem das Baby das Licht der Welt erblickt hat, kann man an sich nun das Ergebnis all dieser guten Ratschläge betrachten. Nun hat man allerdings auch die Möglichkeit gezielt an die Stellen heranzugehen, bei welchen die Rundungen wohl noch etwas zu deutlich ausgebildet sind. Vor allem der Bauch und die Beckenbodenmuskeln sind ja während der Schwangerschaft enorm gedehnt worden und hier kann man mit gezielter Gymnastik sehr gut helfen.
Nur Geduld ist wichtig! Eine alte Hebammenweisheit besagt: Der Bauch braucht neun Monate um zu wachsen, so braucht er auch mindestens neun Monate, um wieder wie einst auszusehen. Wichtig ist allerdings auch die allgemeine Fettverbrennung zu fördern, indem man nicht nur gezielte Problemzonengymnastik betreibt, sondern gleichsam Ausdauertraining, welches auch das Gewebe schön strafft.
Mit dem Baby fällt das oft leichter, da man ohnehin bestrebt ist, möglichst oft an der frischen Luft spazieren zugehen. Warum nicht einmal einen etwas flotteren Schritt einlegen oder nicht nur durch den ebenen Park schlendern, sondern auch mal den Kinderwagen über mehr oder weniger leichte Steigungen kutschieren? Das kostet viel Kraft. Für ganz Sportliche, die auf richtiges Joggen nicht verzichten wollen, empfiehlt sich auch der Kauf eines Joggingkinderwagens mit extra großen Rädern, welchen man leicht vor sich herschieben kann, während man läuft.
Oftmals verschwinden die überschüssigen Kilos allerdings auch von ganz alleine, da man mit dem Baby so beschäftigt ist, dass man automatisch weniger isst. Stillende Mütter achten ja zusätzlich auch weiterhin auf ausgewogene Ernährung (was man natürlich auch machen sollte, wenn man nicht stillt).
Keine Angst vor Speck
Wie man sieht, kann man schon einiges dazu beitragen um sich das Jammern nach der Entbindung über die überflüssigen Kilos zu ersparen. Oft genügt es aber schon, einfach so weiterzuleben wie bisher – ohne vermehrte Nahrungszufuhr – und wenn man vor der Schwangerschaft eher zu ungesunder Ernährung geneigt hat, ist die Schwangerschaft hoffentlich ein idealer Zustand seine Ernährungsgewohnheiten umzustellen und vor allem auch nach der Entbindung beizubehalten.
Vier Merkmale sollte so eine Schwangerschaftsernährung aufweisen: vielseitig, gehaltvoll, gesund und leicht verdaulich.
Vielseitig: Einfach abwechslungsreiche Kost, mehr Wert auf Beilagen legen (wie Gemüse, Reis,..), statt allzu großer Fleischportionen. Auch “exotische” Küche ist sehr empfehlenswert, da bei dieser vor allem Gemüse oft schonender behandelt wird (garen oder dämpfen statt kochen).
Gehaltvoll: Das Verhältnis zwischen Eiweiß, Fett, Kohlehydraten, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen muss stimmen. Wer es verträgt und keine Blähungen bekommt, sollte möglichst viel Rohkost zu sich nehmen oder aber schonend zubereitete Lebensmittel ohne viel Fettzugabe.
Gesund sind alle naturbelassenen Lebensmittel, also ungespritzte Früchte und Gemüse, Produkte ohne chemische Zusätze wie Konservierungsmittel, künstliche Vitamine,…
Leicht sind Lebensmittel, wenn sie den Magen möglichst wenig belasten und gut verdaut werden können. Fettreiche Lebensmittel sind deshalb zu vermeiden. In vielen Fällen können auch frische oder getrocknete Kräuter sehr gute Dienste leisten. Auf viel Salz können Sie getrost verzichten, da dieses Wasser im Körper bindet, die Nieren belastet und zu zusätzlicher überflüssiger Gewichtszunahme führen kann.
Milch für Mutter und Kind
Milch ist auch ein sehr wichtiges Lebensmittel, da sie viel Kalzium enthält, das während der Schwangerschaft für den Knochenaufbau des Babys besonders wichtig ist. Ein viertel bis maximal ein halber Liter pro Tag reichen allerdings völlig aus, mehr würde sich wieder auf den Hüften bemerkbar machen.
Eineinhalb Liter Flüssigkeit pro Tag sollten es schon mindestens sein, allerdings in Form von ungesüßten Fruchtsäften oder Kräuter- bzw. Früchtetees oder einfach nur Wasser.
Text: Jürgen Steiner
Foto: pedalist/Shutterstock.com