Das trübt das unbeschwerte Glücksgefühl!
Aber keine Angst, nur nicht unterkriegen lassen. Der Körper braucht nun einmal einige Zeit um sich an den veränderten Hormonspiegel zu gewöhnen. Zugegeben, vor mehr oder weniger lästigen weiteren Begleiterscheinungen bleibt wohl keine schwangere Frau verschont.
Sheila Kitzinger, Geburtsvorbereiterin, Stillberaterin, Sozialanthropologin findet in ihrem Buch “Schwangerschaft und Geburt” allerdings viele Möglichkeiten, um diese zumindest zu erleichtern.
Übelkeit, Rückenschmerzen und Sodbrennen
Übelkeit oder auch Erbrechen
beschränkt sich meist auf die ersten Schwangerschaftswochen, danach können Sie wieder aufatmen. Meist leidet man morgens darunter, wenn der Blutzuckerspiegel niedrig ist.
Müdigkeit und ein leerer Magen verstärken das Gefühl. Bleiben Sie in der Früh vor dem Aufstehen möglichst noch eine Weile im Bett liegen, danach eine Tasse Tee trinken und etwas Zwieback oder trockenen Toast dazu essen. Auch ein Imbiss am späten Abend schützt vor einem frühmorgendlichen Hungergefühl und somit eher vor dem morgendlichen Würgen.
Verzichten Sie auf fettes Essen und Alkohol! Falls Sie allerdings besonders stark unter Erbrechen leiden oder Ihnen über das vierte Monat hinaus noch immer speiübel ist, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt sprechen. Auf keinen Fall selbsttätig zu irgend welchen Medikamenten greifen. Vielleicht fehlt Ihnen einfach nur ein wenig Ruhe!
Rückenschmerzen
Das wachsende Baby nimmt ab dem sechsten/siebenten Monat besonders rasch an Gewicht und Größe zu, das spürt Ihr Rücken stark. Das Gesicht des Babys zeigt nach vorne und sein Hinterkopf drückt gegen das Kreuzbein.
Den unangenehmsten Schmerz kann eine möglichst aufrechte Haltung lindern. Versuchen Sie zusätzlich so oft wie möglich die Wirbelsäule zu entlasten. Besonders angenehm ist es, wenn Sie in den Vierfüßlerstand gehen, einen Katzenbuckel machen und sich danach wieder entspannen.
Oder auf einer Matte knien und mit den Armen den Boden entlang nach vorne wandern, bis die Wirbelsäule ganz durchgestreckt ist.
Sodbrennen
Dazu kommt es, wenn das Baby mit seinem zunehmenden Gewicht auf den Magen drückt und somit Magenflüssigkeit in die Speiseröhre zurückfließen kann.
Essen Sie am besten gegen Ende der Schwangerschaft nur mehr kleine Portionen, auch ein Glas Milch vor dem Schlafengehen kann hilfreich sein. Fette oder süße Speisen sollten Sie eher meiden, da sie das Sodbrennen verstärken können.
Hilfreich hingegen ist der Verzehr von gündlich gekauten Mandelkernen. Auch Eis kann das Brennen lindern, doch Vorsicht – da legt man schnell an Kilos zu. Wenn das Sodbrennen zu lästig wird, kann der Arzt Lutschtabletten zum Schutz der Speiseröhre verschreiben.
Krampfadern, Wasseransammlungen und Bluthochdruck
Krampfadern
Zur Vorbeugung empfiehlt Hebamme Frau Annemarie Kerschbaumer aus Wien “ihren” Frauen mindestens eine halbe Stunde pro Tag spazieren zu gehen.
Auch Schwimmen ist für die Venen ideal. Wichtig ist auch, Haltungen zu vermeiden, in denen sich das Blut in den Beinen stauen kann, z.B. mit überschlagenen Beinen sitzen oder langes Stehen.
Eine gute Übung ist auch, wenn Sie einfach mit den Füßen kreisen oder auf dem Rücken liegend mit den Beinen in der Luft Fahrrad fahren. Auch Wechselduschen können vorbeugend wirken.
Stützstrümpfe unterscheiden sich heutzutage optisch nicht mehr von ganz normalen Strümpfen und sind wirklich eine tolle Sache, wenn man Probleme mit den Venen hat. Am besten noch vor dem Aufstehen in der Früh im Liegen überstreifen.
Wasseransammlungen
Frau Kerschbaumer meint dazu: “Der Organismus ist durch die Schwangerschaft einfach belastet. Ein gewisses Maß an Wasseransammlungen ist völlig normal.” Wenn die Beine allerdings extrem anschwellen, kann es zu Ödemen kommen, der Blutdruck steigt und im schlimmsten Fall sind das bereits Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaftsvergiftung.
Im Grunde sind diese Wasseransammlungen – ungefähr 2 bis 4 Liter – allerdings eine gute Sache. Sie “durchweichen” das Gewebe und machen es so schön locker für die Geburt. Auch hier hilft wieder viel Bewegung. Schwimmen ist für dieses Problem besonders empfehlenswert, ein warmes Vollbad hilft allerdings auch.
Durch den Wasserdruck wird überschüssiges Wasser aus dem Körper leichter ausgeschieden. Ganz wichtig ist auch viel zu trinken, das verdünnt das Blut. Lagern Sie die Beine zusätzlich so oft wie möglich hoch! Auf keinen Fall auf eigene Faust zu Entwässerungstabletten greifen. Fragen Sie im Zweifel immer Ihren Arzt!
Blutdruck
Ein zu hoher bedeutet Gefahr, vor allem wenn er plötzlich auftritt, denn die Plazentafunktion kann nachlassen. Doch nicht gleich in Panik geraten, wenn einmal ein höherer Blutdruck gemessen wird. Vor einem Vorsorgetermin beim Arzt ist man schon einmal nervös.
Deshalb setzen Sie sich vor dem Messen mindestens fünf Minuten ruhig hin und versuchen Sie sich zu entspannen. Der Arzt merkt, wenn wirklich Gefahr droht und verordnet meist Bettruhe, weil man davon ausgeht, dass die Plazenta dann besser funktioniert.
Verstopfung, Hefepilz, Blasenentzündung
Verstopfung
Einige der Schwangerschaftshormone bewirken eine Entspannung des Darms, sodass er nicht mehr so gut funktioniert. Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen! Das kann den Gang auf das stille Örtchen erheblich beschleunigen.
Zusätzlich gilt auch für dieses Problem möglichst viel zu trinken und viel Bewegung als wichtigste Gegenmaßnahme! Wenn alles nichts hilft, kann der Arzt vielleicht ein leichtes Abführmittel verschreiben.
Blasenentzündung
Beim Wasser lassen verspürt man ein Stechen oder Brennen. Eine Blasenentzündung kann durch den Druck in den Blutgefäßen während der Schwangerschaft besonders leicht auftreten. Viel trinken wirkt hier lediglich vorbeugend.
Gehen Sie unbedingt gleich bei den ersten Anzeichen zum Arzt, denn je länger Sie warten, umso heftiger wird die Entzündung. Er verschreibt wahrscheinlich ein Antibiotikum.
Hefepilz
Wenn Sie einen vermehrten Ausfluss bemerken, ist das meist völlig normal. Wenn es allerdings an den äußeren Geschlechtsteilen zusätzlich juckt und die Scheide brennt und empfindlich ist, kann oftmals eine Pilzerkrankung die Ursache sein.
Hebamme Annemarie Kerschbaumers Tipp: “Möglichst wenig Zucker und Weißmehl essen, Pilze ‚ernähren’ sich von Süßem. Am besten nur mit Wasser und ohne Seife im Intimbereich waschen. Besonders empfehlenswert ist Seidenunterwäsche oder aber auch Wäsche aus Baumwolle – unbedingt täglich wechseln.
Wenn der Pilz schon einmal da ist, hilft auch, wenn man etwas Obstessig ins Badewasser gibt.” Falls keine Besserung eintritt, ziehen Sie auch hier den Arzt zurate, er verschreibt meist Zäpfchen, die schnell Linderung bringen.
Der Körper nach der Geburt
Wenn das Baby nach 40 Wochen sehnsüchtigen Wartens nun endlich geboren und alles gut überstanden ist, fühlt man sich zunächst glücklich und erleichtert. Seien Sie allerdings nicht enttäuscht, wenn sich auch Traurigkeit einschleicht!
Keine Angst, das ist völlig normal! Die Hormone müssen sich erst wieder auf “normal” einpendeln. Versuchen Sie auch Ihren veränderten Körper zu akzeptieren. Der erste nackte Anblick nach der Geburt im Spiegel ist meist erschreckend und man fragt sich, wer denn diese Frau mit der weichen, schwabbeligen Hautfalte als Bauch ist?
Frau Kerschbaumer empfiehlt jedoch, nicht gleich mit Rückbildungsgymnastik loszulegen, um möglichst schnell wieder die alte Kleidergröße zu erreichen, sondern 6 bis 8 Wochen damit zu warten. Der Körper muss erst einmal zur Ruhe kommen.
Dammschnitt oder -riss
Viele Frauen bleiben vor einem Dammschnitt nicht verschont oder der Damm reißt während der Geburt ein wenig ein. Hebamme Annemarie Kerschbaumer meint: “Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleinere Risse besser heilen, als wenn der Arzt einen Schnitt vorgenommen hat. Eine bequeme Sitzmöglichkeit erleichtert die Zeit danach ungemein.
Entweder man besorgt sich in einem Sanitärgeschäft einen weichen Sitzring oder verwendet einen halb aufgeblasenen Kinderschwimmreifen. 5 bis 6 mal täglich den Intimbereich abspülen und unbedingt sauber und trocken halten, eine Binde in die Unterhose einlegen. Wenn man diese dick mit fettem Topfen beschmiert, unterstützt das die Heilung zusätzlich
Homöopathische Hilfe
Frau Dr. Russ, Allgemeinmedizinerin mit homöopathischer Ausbildung: “Es gibt eine große Anzahl an homöopathischen Mitteln, die gegen die verschiedensten Beschwerden helfen. Allerdings ist es besonders wichtig, dass die Mitteln, durch einen geschulten Homöopathen individuell abgestimmt werden, um auch optimal helfen zu können. Dafür muss er ein Persönlichkeitsbild von der Patientin erstellen.
Einige Hauptmittel
Übelkeit: Nuxvomica, Colchicum (vor allem, wenn man sehr empfindlich auf starke Gerüche reagiert), Cocculus (hilft auch bei Schwindel)
Müdigkeit: China (hilft auch bei Blutungen und Schwächegefühl nach der Geburt), Pulsatilla (vor allem bei starken Emotionsschwankungen), Arsenicum Album (hilft auch bei Ängstlichkeit)
Rückenschmerzen: Kaliumsalze oder Kaliumcarbonicum, gemischte homöopathische Salbe: Traumelsalbe
Sodbrennen: Pulsatilla (nach fettem Essen), Anacardium, Nuxonica, Arsenicum Album
Bei Krampfadern: Lachesis
Wasseransammlungen: Apis (starke Blutungen, Schwellungen)
Verstopfung: Opium, Pulsatilla, Nuxvomica
Blasenentzündung: Berberis, Pulsatilla, Solidargo
Blutdruck: hier ist es auf alle Fälle empfehlenswert mit einem Homöopathen in Verbindung zu treten
Milchstau: Belladonna, Bryonica
Tipps
Rückbildungsgymnastikkurse und Mutter-Baby-Turnen werden an jeder Volkshochschule angeboten
In jeder gynäkologischen Praxis und den Geburtenabteilungen der Spitäler liegen Broschüren über Hebammendienste auf.
Hebammengremium von Österreich: Tel. 01/597 14 04
Die Krankenkassen übernehmen Hebammenbesuche für zuhause, wenn Sie vor dem 5. Tag das Spital verlassen.
Buchtipp
Schwangerschaft und Geburt
von Sheila Kitzinger
Kösel Verlag
ISBN 3-466-34388-7
Text: Jürgen Steiner