0,5 Dioptrien (Brechungs-fehler) minus stellte der Augenarzt fest,
als mich meine Mutter zu ihm schleppte, weil ich meine Oma, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihres Weges ging, nicht grüßte. Ich habe sie einfach nicht gesehen. Aus diesen harmlosen 0,5 Dioptrien sind im Laufe der Jahre 6,5 Dioptrien Kurzsichtigkeit geworden und mittlerweile könnte ich meine Oma ohne Brille nicht einmal mehr erkennen, wenn sie direkt vor mir steht.
Doch zum Glück muss ich mich nicht mit dicken Brillen á la Fernglas herumschlagen, sondern kann dank der fortgeschrittenen Entwicklung in der Früh nach einem durchaus ansehnlichen Modell mit sehr dünnem Glas tasten. Kontaktlinsen zähle ich ebenfalls zu meinen Sehbehelfen.
Somit bin ich bestens für den Alltag gerüstet. Doch zum Glück muss ich mich nicht mit dicken Brillen á la Fernglas herumschlagen, sondern kann dank der fortgeschrittenen Entwicklung in der Früh nach einem durchaus ansehnlichen Modell mit sehr dünnem Glas tasten. Kontaktlinsen zähle ich ebenfalls zu meinen Sehbehelfen. Somit bin ich bestens für den Alltag gerüstet.
Kindliche Sehschwäche
10% aller Kleinkinder haben einen Sehschaden und 30% aller Kinder brauchen eine Brille. Immerhin beginnen 5% der Kinder das erste Schuljahr mit einer unentdeckten Sehschwäche. Das Sehtraining beginnt bereits ab dem Zeitpunkt der Geburt. 80% aller Informationen werden über die Augen aufgenommen.
Während ein sechs Monate altes Kind ca. 30% der Sehschärfe eines Erwachsenen besitzen sollte, beträgt die Sehschärfe eines normalsichtigen Einjährigen bereits 50%. Bei zweijährigen Kindern ist eine 1,5 Dioptrien gemessene Weitsichtigkeit noch ganz normal. Bleiben optische Fehler oder Schielen im Kleinkindalter unerkannt, kann sich die Sehschärfe nicht normal entwickeln, da die Netzhaut und die Sehrinde des Gehirns nur unvollständig beansprucht werden. Deswegen ist eine möglichst frühzeitige Behandlung besonders wichtig.
Wird ein Sehfehler oder Schielen in den ersten drei Lebensjahren entdeckt, genügt häufig das Tragen einer Brille oder eine sogenannte Okklusionsbehandlung (das intakte Auge wird dabei abgedeckt um das andere Auge stärker zu trainieren) von nur wenigen Stunden pro Tag. Allerdings funktionieren diese Maßnahmen leider nicht bei allen kleinen Schielpatienten.
Etwa die Hälfte der Kinder muss sich doch einer oder mehrerer Augenmuskeloperationen unterziehen, bis eine Parallelstellung der Augen erreicht ist. Im idealen Fall sollten die Operationen aber mit der Einschulung abgeschlossen sein. Eine Verbesserung der Sehschärfe wird dabei allerdings nicht erreicht: Nur jener Sehwinkel, der nicht mit der Brille auskorrigiert werden kann, ist danach angepasst.
Gerade Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit werden oftmals erst im Schulalter entdeckt. Deswegen sollte man bis zur ersten augenärztlichen Untersuchung nicht zu lange warten. Wenn möglich noch vor dem zweiten Geburtstages des Kindes zum Augenarzt gehen!
Auch wenn das Kind noch nicht lesen kann oder auch noch nicht imstande ist, bestimmte Abbildungen zu erklären, kann ein einfühlsamer Arzt oder Orthoptist anhand der Fixation auf ein Objekt (Puppe oder Mobile), durch wechselndes Abdecken der Augen und den Augenspiegel das Sehvermögen abschätzen. Hinweise zur Augenstellung, Lichtbrechung und Form gibt der sogenannte Brückner-Durchleuchtungstest.
Mithilfe der Schattenprobe (Skiaskopie) erhält der Arzt eine exakte Auskunft über eventuelle Fehlsichtigkeit oder darüber, ob bei dem Kind eine Trübung der Augenlinse (Grauer Star) vorliegt. Spezielle Augentropfen helfen dabei die Pupille weit zu stellen und so kann der Augenarzt eine genaue Untersuchung problemlos vornehmen.
Die richtige Brille
Die Fassung sollte leicht und gleichzeitig stabil sein, dabei ist ein Metall- oder Kunststoffgestell optimal. Die Bügel müssen flexibel sein und für die Größe der Fassung gilt als Regel: Wenn die Eltern ihre Hände von vorne seitlich an den Kopf der Kinder legen, darf die Brille nicht überstehen.
Kunststoffgläser vermindern das Gewicht der Brille und machen sie auch robuster. Der Steg muss individuell der Nase angepasst sein und sollte gleichmäßig aufliegen. Die Scharniere sind bei einigen Kinderbrillen mit Kunststoffkappen überdeckt, damit sich das Kind nicht an den Kanten verletzen kann.
Wenn sehr kleine Kinder bereits zu stärkerer Kurzsichtigkeit neigen, empfiehlt Primarius Dr. Paul Drobec, Leiter des Wiener Augenambulatoriums, auch schon den Einsatz von harten Kontaktlinsen, da sie eine fortschreitende Kurzsichtigkeit verlangsamen oder bestenfalls sogar aufhalten können. Dr. Drobec sagt, dass selbst drei- bis vierjährige Kinder nach kurzer Eingewöhnungszeit mit den Kontaktlinsen erstaunlich gut hantieren können.
Weichen Kontaktlinsen sowie Tages- oder Wochenlinsen, die ja ebenfalls weich sind, steht er eher skeptisch gegenüber, vor allem bei Kindern. Frau Doris Bartholner, diplomierte Orthoptistin, schließt sich dieser Meinung im Großen und Ganzen an. Allerdings ist sie eher dafür, dass die Kinder schon etwas älter sein sollten: “Kinder ab 10, 11 Jahren können schon durchaus mit Kontaktlinsen umgehen.
Es kommt dabei allerdings oftmals gar nicht so sehr auf das Alter des Kindes an, sondern damit, wie es mit der nicht so einfachen Handhabung von Kontaktlinsen zurecht kommt. Bei Kindern und Jugendlichen raten wir in unserer Praxis ebenfalls in erster Linie immer zu formstabilen Kontaktlinsen, weil die Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff durch diese einfach besser gewährleistet ist. Dass formstabile Kontaktlinsen fortschreitende Kurzsichtigkeit aufhalten bzw. stoppen, mag wohl stimmen, nur Wunder darf man sich natürlich nicht erwarten.
” Für das Kind ist es natürlich anfangs eine Überwindung mit den Kontaktlinsen zu hantieren, allerdings nach den ersten 14 Tagen sind die größten Probleme meist schon überwunden. “Ich mache den Kindern und Jugendlichen aber sehr wohl bewusst, dass die Kontaktlinsen sehr sorgfältig gepflegt werden müssen, da es sonst zu einer Schädigung der Augen kommen kann.”
Das Um und Auf ist nun einmal ein möglichst frühzeitiger Augenarztbesuch, um eventuelle Sehschwächen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend behandeln zu lassen. So wird aus einer Blindschleiche bald auch wieder ein Habicht, selbst wenn er dann eine Brille hat.
Wann zur Untersuchung
Kinder sollten allerdings unbedingt sofort zu einer augenärztlichen-orthoptischen Untersuchung:
bei sichtbaren Auffälligkeiten der Augen (Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlichen Pupillen, großen lichtscheuen Augen oder bei Lidveränderungen).
wenn es schielt oder auch nur ein leichter Silberblick vorhanden ist. Schielen wird oft „nur“ als kosmetisches Problem angesehen, vor allem da die Kinder über keinerlei Beschwerden klagen. Ein Augenarztbesuch wird eher auf die lange Bank geschoben, da er einfach nicht so dringend erscheint. Die Ursache einer Schielschwachsichtigkeit ist die Untätigkeit des schielenden Auges.Das Auge wird nicht trainiert, es „lernt“ nicht optimal zu sehen oder „verlernt“ es wieder. Eine konsequente Behandlung durch den Augenarzt ist unbedingt notwendig.
im Alter zwischen 6 und 12 Monaten: bei erhöhtem Risiko für Schielen, für Fehlsichtigkeit und/ oder erbliche Augenerkrankungen. Das ist dann der Fall, wenn das Kind eine Frühgeburt ist, einen Entwicklungsrückstand hat, die Geschwister oder Eltern selber schielen oder stark fehlsichtig sind.
mit zwei oder drei Jahren: Alle Kinder, auch unverdächtige, sollten spätestens dann zum Augenarzt, damit frühzeitig kleinwinkeliges Schielen oder optische Brechungsfehler entdeckt werden können.
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