Da sind Babys in ihrem Element: Gemeinsam mit ihren Eltern und anderen Minis bewegen sie sich ganz natürlich im Wasser. Text: Isabel Müller
Mein Sohn liebt das Wasser ebenso wie ich, das stelle ich gleich in unserer ersten Baby-Schwimmstunde fest. Hier geht es aber auch wirklich angenehm zu. Nicht umsonst ist Schwimmtrainerin Daniela Eisls Motto: „Beim Babyschwimmen werden spielerisch Erfahrungen mit dem Element Wasser gemacht. Die Babys sollen nichts lernen müssen, sondern Spaß mit den Eltern und den anderen Kindern im Wasser haben.
Wasser stimuliert die Bewegungs- und Sinnesfähigkeit der Babys, es vermittelt neue Eindrücke und fördert die geistige Aufnahmefähigkeit der Kinder.“ Ganz nebenbei werden in den klein gehaltenen Gruppen erste soziale Kontakte geknüpft, Muskeln gestärkt und der Gleichgewichtssinn wird auch trainiert. Als der erste Kurstag näher rückt, bin ich schon ein bisschen aufgeregt: Wie werde ich mich mit meinem Kleinen im Wasser anstellen? In den Gesichtern der anderen Mamas sehe ich, dass ich mit meinen Fragen nicht allein bin. Unsere Schwimmtrainerin erkennt das und begrüßt uns lächelnd.
Doch anstatt lang und breit über die diversen Gefahren des Wassers aufzuklären, gibt sie uns gleich zu Beginn das Wichtigste mit: „Vermittelt den Babys Sicherheit, denn nur wenn ihr selbst entspannt seid, könnt ihr das auch von euren Kleinen erwarten!“ Dann geht´s auch schon los: Wir halten die Babys vor uns im Wasser und gehen im Kreis, dabei singen wir ein kurzes Begrüßungslied, in dem alle Babys mit Namen erwähnt werden.
Die Kleinen glucksen vor Freude, strampeln mit den Beinchen und schauen einander neugierig an. Danach werden uns schon die ersten Haltegriffe mit Babypuppe Susi demonstriert, Schwimmtrainerin Daniela vergewissert sich aber zusätzlich bei jedem Kursteilnehmer, dass sie auch richtig umgesetzt werden. Egal, ob wir unsere Babys seitlich oder vor uns tragen: Wichtig ist, dass wir sie nie zu fest halten (sonst werden die Ärmchen blau!) und nicht mit den Handflächen über die empfindlichen Babybrustwarzen reiben.
Neben dem Erlernen und Üben verschiedener Griffe ist in jeder Kursstunde genügend Zeit, um mit den Babys im warmen Solebecken zu entspannen und natürlich auch, um ausgiebig zu planschen und zu spielen: Bunte Bälle, Schwimmnudeln und Badetiere sorgen für beste Unterhaltung und die Kleinen kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus! Mit speziellen Schwimmhilfen wie aufblasbaren „Baby-Schwimmtrainern“ können sich sogar schon wenige Monate alte Winzlinge selbstständig im Wasser bewegen und genießen das in vollen Zügen, wie ich bei meinem eigenen Sohn feststelle.
Natürlich sollten Mamas und Papas ihre Schützlinge aber trotz Schwimmhilfe niemals aus den Augen lassen! Dass man bei Babys nebenbei bemerkt nicht wirklich von einem genauen Kursablauf sprechen kann, merkt man spätestens, wenn dem ein oder anderen kleinen Schwimmer plötzlich im Wasser die Augen zufallen. Manche Eltern lassen ihre Babys dann ein Weilchen im Wasser rasten, andere kuscheln sich auf die rundum bereitstehenden Liegestühle und beobachten die übrigen kleinen Wasserflöhe vom Beckenrand aus. Spannend wird es, als es ans Tauchen geht.
Zu diesem Thema gibt es unzählige unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen, sowohl von Kursleiter/innen als auch Eltern. In meinem Kurs war es so, dass unsere Schwimmtrainerin bei jedem Baby einen sogenannten „Wassergusstest“ durchgeführt hat. Dabei hat sie mit Hilfe eines kleinen Eimers zuerst Wasser auf die Schultern, dann über die Hinterköpfchen und schließlich über das ganze Gesicht der Babys fließen lassen.
So wurde festgestellt, ob die Babys positiv oder negativ aufs Wasser reagieren und erst danach wurden die Eltern gefragt, ob sie ihre Babys tauchen lassen wollten oder nicht. Spätestens als der Fototermin – sozusagen die Krönung jedes Babyschwimmkurses – nahte, haben es sich die meisten Eltern „getraut“ bzw. mit ihren Babys ausprobiert. Später werden die kleinen Schwimmstars besonders stolz auf den Beweis ihrer ersten Tauchgänge sein.
Wie, wo, ab wann?
Manche Eltern starten schon mit wenigen Wochen alten Säuglingen ins Schwimmbad, andere lassen es lieber langsam angehen. Fakt ist, dass sich mit ungefähr drei Monaten der Kältehaushalt des Babys gut reguliert hat und es im Idealfall sogar schon in der Lage ist, das Köpfchen selber zu halten – beides ist von Vorteil für die Teilnahme an einem Babyschwimmkurs. Unbedingt zu bedenken ist, dass neben dem für Babys anstrengenden Aufenthalt im Wasser und den vielen neuen Eindrücken auch die Hin- und Heimfahrt sowie das Umziehen viele Babys müde und quengelig werden lassen … Auf jeden Fall sollten Sie Ihr Baby nach dem Schwimmen gleich stillen oder füttern!
Ausreichend Verpflegung und Getränke sollten aber auch für Sie selbst neben Schwimmwindeln und Pflegeprodukten unbedingt mit in die Badetasche. Da es offiziell keine Ausbildungsrichtlinien für Baby- und Kleinkindschwimmtrainer gibt, ist es ratsam, dass man bei der Wahl des Kurses immer auf die Qualifikation bzw. Ausbildungsnachweise der Kursleiter/innen achtet zu achten.
Diese sollten eine Ausbildung nach internationalem Standard haben und an regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen teilnehmen. Weiters muss das Schwimmbad oder die Therme, in dem die Kursstunden stattfinden, den österreichischen Hygienebestimmungen unterliegen und sollte eine regelmäßige Kontrolle gewährleisten. Wichtig ist außerdem, dass die Badetemperaturen zwischen 31° und 34° betragen, da Babys sehr kälteempfindlich sind und schnell frieren oder auskühlen.
Hinsichtlich eventueller Befürchtungen der Eltern, Zumal es auch immer wieder Diskussionen gibt, ob Babyschwimmen das Infektionsrisiko erhöhe, gibt Dr. Hannelore Rauter, die mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Elternberatung hat, Entwarnung: „Meiner Meinung nach überwiegen beim Babyschwimmen definitiv die Vorteile. Je nach Temperament und Charakter des Babys kann Wasser entspannend wirken oder zum „Ausstrampeln“ animieren. Natürlich sollten Eltern mit kranken Babys – dazu zählt generelles Unwohlsein genauso wie eine hartnäckige Verkühlung oder ein Infekt – nicht am Kurs teilnehmen oder auf ihr Gefühl vertrauen, wenn das Baby unruhig ist oder schlecht geschlafen hat.
Was Chlor betrifft, sollte es unter standardisierten hygienischen Bedingungen keinerlei Probleme geben, sorgfältiges Abduschen nach dem Schwimmen ist aber natürlich Pflicht! Nur wenn es in der Familie Hautkrankheiten wie etwa Neurodermitis gibt würde ich eher von einem Kursbesuch abzuraten.“ Was Erkältungen betrifft, so ist übrigens nicht das Schwimmen an sich „gefährlich“, sondern die im warmen Schwimmbad oftmals unterschätzte kühlere Außentemperatur.
Die Babys also nach dem Schwimmen warm einmummen, Haare gründlich trocknen und das kleine Köpfchen mit einer Haube schützen. Mein Fazit: Babyschwimmen ist ein wunderbares Erlebnis für Babys und Eltern und ich kann es uneingeschränkt allen empfehlen, die sich und ihrem Baby etwas Gutes tun wollen.
Ich bin nach unserem Kurs in der Lage, meinen Sohn sicher im Wasser zu halten und habe obendrein nicht nur lustige Lieder und Wasserspiele, sondern auch viele nette Babys, Mamas und Papas kennengelernt. Und wenn ich jetzt mal wieder zwischen Windel wechseln, Wäsche waschen und Spielsachen aufräumen nicht weiß, wo mir der Kopf steht, packe ich einfach unsere Badetasche und gönne mir und meinem Baby eine kleine Auszeit im Wasser!
Foto: Stefano Ember / Shutterstock.com