Das neue Schuljahr startet bald und mit ihm die Zeit der Hausaufgaben, Tests, Mitarbeitsüberprüfungen und Referate. Im altersgerechten Ausmaß wird dabei schon von den Kleinsten ein entsprechendes Auftreten gefordert. Aber was, wenn sich bei den Kids Nervosität, Unsicherheit oder gar Angst breit macht? Stimmt nicht, so Bestseller-Autor und Mentalcoach Roman Braun. „Kinder lernen gerne, freudvoll und ohne Angst – wenn die Erwachsenen sie nicht behindern“, so der Coaching-Experte, der seit einigen Jahren auch Spezialseminare zum Thema „Elterntraining“ gibt. Mit Fratz & Co sprach er über Tipps und Tricks, wie Eltern ihre Kinder beim Lernen und Präsentieren unterstützen können.
Wie jedes Jahr heißt es auch heuer: Mit voller Motivation ins neue Schuljahr. Doch nicht nur das ABC oder das Einmaleins stellen Herausforderungen dar – auch das erste Referat kann ganz schön aufregend sein. Und genau dieses aufgeregte, aber positive Gefühl können Eltern verstärken: „Kinder haben generell große Freude daran zu zeigen, was sie können. Sie stellen sich und ihre Fähigkeiten sehr gerne zur Schau.“ Das unterscheidet Menschenkinder von Schimpansen. Im Alter von drei Jahren sind beide auf dem gleichen Entwicklungsniveau. Spielt der Schimpanse und seine Mutter schaut ihm zu, spielt er weiter. Das Kind jedoch sagt: „Mama, schau was ich kann!“
Natürliche Freude zeigen
Die Freude ist ein sehr förderlicher Faktor für Präsentationen: „Freut man sich, hat man automatisch eine positive Körpersprache, freundliche Mimik und Gestik und wird von seinen Zusehern und Zuhörern auch als positiv wahrgenommen“, so der Mentaltrainer Roman Braun. Mit der eigenen Körpersprache und der Art und Weise, wie man spricht, können Kinder sowohl Mitschüler und sicher auch die LehrerIn begeistern.
Aber – was tun, wenn sich Lampenfieber breit macht? Roman Braun hat einen ganz simplen Tipp: „Sagen Sie Ihrem Kind, dass es einfach die Vorfreude spürt. Der Körper kann es kaum noch erwarten im Rampenlicht zu stehen, das spürt oder sieht man dann überall. Die Wangen sind errötet, das Herz schlägt schneller und man atmet unruhiger.“ Fatal wäre es, einem Kind zu sagen es solle „ganz ruhig sein“. Dadurch zerstört man die Vorfreude, weil man sie durch diesen Satz unterdrückt. Mama und Papa sollten „Freust du dich?“ fragen und nicht „Bist du schon nervös?“.
Wie viel Hilfe ist zu viel?
Nicht nur die Freude auf Präsentationen können Eltern verstärken: Übung macht ja bekanntlich den Meister. Bringen Sie Ihren Kindern diese Devise schon sehr früh bei: „Kindern muss klar sein, dass sie ihre Höchstleistungen nur mit viel Übung erreichen können“, sagt Roman Braun. Doch wenn Eltern beginnen, die Poster für die Referate zu malen, Themen auszuarbeiten oder Texte vorzuschreiben machen sie einen großen Fehler.
„Damit wird den Kindern die Möglichkeit genommen, sich diesen Herausforderungen zu stellen und daraus zu lernen“, so Roman Braun. Von übermäßigem Ehrgeiz und zu gut gemeintem elterlichen Perfektionismus ist also abzuraten. Ist alles lupenrein einwandfrei und erstaunlich herausragend – verliert die Präsentation an Authentizität und das Kind an Freude.
Fleiß und Eifer
Die schon so oft genannte Freude darf auch beim tatsächlichen Üben des Referats nicht zerstört werden. Daher der Experten-Tipp: Achten Sie beim „Kritisieren“ genau auf Ihre Formulierungen! Dem Kind zu sagen „Das war schlecht“ ist nicht förderlich. Mit dem Satz „Das könnte deutlich besser werden“, motiviert man seinen Sprössling weiterzumachen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. „Kinder haben im Gegensatz zu Erwachsenen die Gabe, nach hunderten Malen des Versagens nicht aufzugeben und es weiter zu probieren bis es funktioniert. Die Funktion der Eltern dabei ist es, das Kind zu ermutigen, und es für die Dinge, die schon toll klappen, zu loben oder eben zu erklären, dass man das Andere eben noch ein wenig üben muss.“
Was aber, wenn das Kind vermeintlich keine Lust auf das Präsentieren hat? „Dann haben zuvor die Eltern oder das Umfeld die natürliche Lust reduziert“, so Roman Braun. Mit No-Go-Sätzen, wie „Du kannst das halt nicht“ oder „Du bist halt mehr theoretisch als praktisch veranlagt“, zerstören Sie Motivation und Freude zugleich. Besser wäre zu sagen: „Das hast du schon gut gemacht – das klappt noch nicht so. Andere waren aber besser, weil sie wahrscheinlich mehr geübt haben.“ Diese Sätze motivieren.
Das Beste geben?
Der Weg zur Hölle ist oft gepflastert mit guten Vorsätzen. So haben sicher viele von uns auch in ihrer eigenen Kindheit den elterlichen Satz gehört: „Du sollst einfach nur dein Bestes geben.“ Was gut gemeint ist, hat aber leider oft die gegenteilige Wirkung. Daher: Streichen Sie den Satz im Schulkontext aus Ihrem Sprachschatz, denn, so Braun: „Bei einem Referat in der Schule muss man nicht sein Bestes geben. Es ist wichtig, dass Ihr Kind lernt zu priorisieren und zu erkennen, was wirklich wichtig ist. ‚Das Beste geben‘ übt außerdem enormen Druck aus und verändert die eigene Erwartungshaltung. Ein besserer Motivationssatz ist da: ‚Zeig, was du kannst!‘“
Der große Tag
Vor dem „großen Tag“ kann man daheim eine Generalprobe machen und den Nachwuchs noch einmal motivieren und Stimmung erzeugen. Dabei sollte man sich Sätze wie „Lächle, wenn du präsentierst“, sparen, denn: „Solche Sätze würden dem Kind das Gefühl geben, dass es so, wie es ist, nicht passt und daher lächeln muss“, so Braun. „Es ist wichtig, wie sich Eltern in Proben verhalten. Ein ‚Oh mein Gott, hoffentlich versagen wir nicht‘-Gefühl ruiniert jede positive Stimmung.
In der Präsentation selbst sollte viel Abwechslung und Liebe zum Detail stecken, um die Kinder, die zuhören, zu begeistern und dem Präsentierenden soll es schließlich auch Spaß machen. Es bietet sich an, praktische Übungen, Experimente oder Scherze einzubauen. „Ganz spannend wird es, wenn verschiedene Medien verwendet werden. Wenn man beispielsweise Musik abspielt oder kurze Videos zeigt. Auch bunte Poster bringen Abwechslung“, so der NLP-Mastertrainer.
Natürlich darf man danach das Loben nicht vergessen. „Auch hier kann man sehr viel falsch machen. Zu sagen ‚Du bist einfach ein super Präsentator‘ bewirkt, dass Kinder defensiv oder gar nicht mehr reagieren, weil sie ihren Status als Top-Präsentator nicht verlieren wollen. Eher könnte man sagen: ‚Wow, du warst brav, die Übung hat sich ausgezahlt‘“.
Generell gilt bei all diesen Themen: Seien Sie kongruent und überzeugend, aber versuchen Sie auch neue Arten, um die Eigenmotivation Ihres Kindes zu stärken. Spielen Sie mit den Sätzen und achten Sie auf die veränderte Wirkung. Und nicht vergessen: Übung macht den Meister – das gilt auch für die Eltern.
Infos zu den Seminaren von Roman Braun auf: www.trinergy.at
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