Lili ist neugierig auf die Schule und die neue Lehrerin, Pauli findet Lernen spannend, aber Schule öd und Sophie freut sich, dass sie wieder mit ihren Freundinnen beisammen ist. Schule hat viele Facetten. Wichtig ist in jedem Fall, dass sich die Kinder wohl fühlen. Die Meinung der Eltern ist oft weniger gefragt – weil sie sich von außen nicht selten ein ganz anderes, falsches Bild vom Unterricht und den Unterrichtenden machen. Schließlich sind wir Erwachsenen im Schulalltag nicht mit dabei. Und wie sonst auch können sich manche Menschen nach außen besser, andere schlechter „verkaufen“, sprich: darstellen. Das Wichtigste, so Schulkritiker Dr. Andreas Salcher: „Ihr Kind soll gerne in die Schule gehen und sich jeden Tag auf die Schule freuen.” Welche Kriterien sollte man bei der Schulauswahl also berücksichtigen? In Sachen Schule scheiden sich die Geister. Tatsächlich gibt es kaum ein Thema rund um Kinder und Familien, das so kontroversiell und speziell in den letzten Jahren so emotional aufgeladen wurde wie die Frage der Schulwahl.
„Die Auswahl der Schule und des Lehrers ist eine der wichtigsten Entscheidungen für Eltern”, weiß Schulexperte Dr. Andreas Salcher, mittlerweile nicht nur mit „Der talentierte Schüler und seine Feinde“, sondern auch mit „Der verletzte Mensch“ Bestsellerautor. „Am schwierigsten ist die Auswahl der Volksschule, denn das Leben des Kindes hängt vier Jahre lang von einer Person ab.“ Im gleichen Atemzug relativiert Salcher zu hoch gesteckte Erwartungen: „Die ideale Schule gibt es nicht. Außerdem hängt die Qualität vom jeweiligen Lehrer ab. An ganz normalen Volksschulen gibt es auch hervorragende LehrerInnen und in Privatschulen ebenso schlechte LehrerInnen.“
In diesem Sinne spielt ein so simpler Faktor wie der Schulweg eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wohnortnähe DDr. Andrea Richter, Landesreferentin im Landesschulrat für Niederösterreich und Spezialistin in Sachen Begabung, empfiehlt: „Auch außerhalb der Schulzeit Kontakte mit den Mitschülern aufbauen zu können ist wichtig. Außerdem können lange Schulwege für die Kinder sehr belastend sein.“ Richter weiter: „Bei älteren SchülerInnen wird zunehmend die Schwerpunktsetzung der auszuwählenden Schulen im Vordergrund stehen. Leistungsfähigkeit, aber auch Leistungswilligkeit und Interessen werden dann entscheidend.
Wichtig ist jedoch immer, sich ausreichend Zeit für die Entscheidung zu nehmen. So sollten für die Entscheidung, wohin nach der 8. Schulstufe, erste Überlegungen bereits in der 6. Schulstufe beginnen.“ Wirklich alle Faktoren lassen sich im vorhinein aber nicht abschätzen. Wichtig ist jedenfalls, dem Kind stets zur Seite zu stehen und ihm zuzuhören – dann lassen sich Probleme stets lösen.
Was Sie bei der Schulauswahl beachten sollten
• Nähe der Schule zur Wohnadresse: Klingt banal, ist im täglichen Leben aber eine große Hilfe.Sie erleichtert den Kontakt zu den MitschülerInnen.
• Wie aufgeschlossen sind Direktor/Direktorin gegenüber Individualisierung, Begabtenförderung und neuen Methoden? Die Führung der Schule muss nicht/schlechte LehrerInnen bedingen – aber das allgemeine Klima an der Schule ist nicht unwesentlich als Nährboden.
• Gibt es Möglichkeiten für Nachmittagsbetreuung, was kosten diese und welche Öffnungszeiten werden angeboten?
• Wunsch nach speziellen Schulmodellen: Montessori ist nach dem Grundsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ aufgebaut. Die Kinder können selbst entscheiden, was sie wann und in welchem Tempo lernen. Waldorfschulen orientieren sich an der Entwicklung und der optimalen Förderung des heranwachsenden Menschen. Künstlerisches und Kreatives haben zentralen Stellenwert. Die Schule folgt dem Prinzip der Gesamtschule; ein Lehrer betreut die Kinder in den ersten sechs bis acht Jahren in den Hauptfächern.
• Besondere Begabungen in speziellen Fachgebieten: Volks- und Hauptschule oder Gymnasium mit spezieller Ausrichtung wie Musik-, Sport- oder Sprachen-Schwerpunkt könnten ideal für das Kind passen. Eine Fremdsprache wie Englisch (oder eine andere Sprache) wird ab der ersten Klasse Volksschule in den Unterricht eingebaut. So werden zum Beispiel im Turnunterricht ganz „nebenbei“ englische Phrasen erlernt.
• Werden neue Methoden wie „Offenes Lernen“ angeboten? Dabei übernehmen die SchülerInnen die Verantwortung für das tägliche Lernen und stellen ihr Pensum innerhalb gesteckter Ziele selbst zusammen. • Integrationsklassen: Behinderte Kinder werden in den Klassenverband integriert; unterstützt das soziale Lernen. Es gibt niedrigere Gesamtschülerzahlen bzw. mehrere LehrerInnen.
• Möglichkeiten für Bewegung: Wie sieht es mit Sportangeboten aus? Gibt es einen Pausenhof oder Pausenraum, müssen die Kinder die Pause in der Klasse verbringen? Wird Bewegung in den Unterricht, ins Lernen integriert? Interessante Alternative: Bewegte Schule, www.vssuedstadt.ac.at