Sex ist geil
Und welche detailreichen Schilderungen da in der Turnsaalgarderobe geliefert wurden: Seltsam nur, dass sie alle so sehr der aktuellen Ausgabe des “Bravo” ähnelten, aber das konnte ja wohl nur Zufall sein. “Sex ist geil!”, war der Lieblingsausspruch von Eva, die genau so aussah, wie es mir meine Eltern immer zu verbieten versuchten, “Sex ist geil”, sagte sie und alle nickten wissend und grinsten dreckig. Und ich nickte und grinste auch – so wissend und dreckig, wie das einer Jungfrau nur gelingen konnte.
Das Erste Mal. Damals lag dieser Meilenstein noch vor mir – und vor fast allen, die sich da mit mir tough über Sex unterhielten auch, nur gab das keine zu. Bedauerlicherweise kann man das berühmte Erste Mal nicht überspringen – meist ein großer Nachteil. Und als ich Eva viele Jahre später dann bei einem Klassentreffen wiedersah, kam das Gespräch natürlich wieder aufs Thema Sex.
“Na, war das Erste Mal vielleicht peinlich”, sagte sie, “und ich konnte euch nicht einmal was drüber erzählen, weil ich ja angeblich eh schon seit Ewigkeiten keine Jungfrau mehr war…” Alle nickten wieder wissend und grinsten immer noch dreckig. Und ich nickte und grinste auch, aus voller Überzeugung diesmal. Schließlich wusste ich da schon: Sex ist wirklich geil. Wenn man ihn kann. Und das ist nicht nur eine Sache des Trainings, auch eine des Hirns.
Oder verlassen Sie sich auf Ihre blinden Instinkte, wenn Sie einen Mann herumkriegen wollen? Na eben. Je mehr Hirn eine Sie einsetzt, desto früher wird ein Er hirnlos. Und das bietet – zumindest in manchen Situationen – allerlei Reiz. Nicht zuletzt auch für den Er: Und darum findet die suchende Frau auch immer wieder gefällige Herren, die ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Ein gewichtiges Wort dazu liefert der Psychotherapeut Bernhard Ludwig.
Und weil er nicht nur Übergewichtsgruppen leitet, sondern seit 1993 auch Seminar-Kabarettist ist, fällt seine “Anleitung zu sexueller Unzufriedenheit” auch entsprechend pointiert aus: “Die Formel für die sexuelle Unzufriedenheit ist ganz einfach: Erreichtes dividiert durch Erwartetes.” Auch für den durchschnittlichen Nichtmathematiker ist erkennbar: Je größer der Nenner, desto kleiner der Wert.
Es spricht für die sonst so geschmähte männliche Fantasie, dass sie sich eine heftige Begegnung mit Jennifer Lopez ausmalen können. Aber es spricht gegen die sonst so gelobte männliche Logik, dass sie nicht imstande sind, ihrer Realpartnerin zu erklären, was genau sie sich von Jennifer Lopez erhoffen.
Bernhard Ludwig bringt es auf den Punkt: Sein Kabarett bietet “lehrreiches Lachen wider die allgemeine Verklemmtheit und den taschenausbeulenden Selbstbetrug”. Überlegenswert: Vielleicht wäre die Eröffnung eines erotisch erfolgreichen Abends gar nicht so schlecht im Kabarett verbracht.
Was denkt er, wenn er denkt
Wenn unser Er uns also nicht sagt, was er gern möchte, können wir ihn ja fragen, oder? Schon. Aber die Antwort wird häufig nicht so aufschlussreich sein: irgendwas mit Internetadressen, Peep Shows und Jennifer Lopez eben. Eine amerikanische Studie versorgt uns mit den neuesten Statistiken in Sachen Männerträume: 47 Prozent schwelgen in erotischen Tagträumen.
Der Anblick netter Weiblichkeit scheint also häufig und unvermeidbar eindeutige Gedanken auszulösen. Zwei Drittel mögen’s leicht bekleidet lieber als nackt. Ein wenig Voyeurismus erhöht den Reiz am Spiel! Nicht von ungefähr ist Sharon Stones Beinüberschlag als Eispickelmörderin legendär: Eigentlich sah man ja gar nichts. Und das auch nur Sekundenbruchteile lang. Und trotzdem: Fragen Sie einmal Ihren Mann, welche Filmszene er am beeindruckendsten gefunden hat!
Überhaupt sind die visuellen Interessen der Herren sehr eindeutig gelagert. Auch in Zeiten der sexual Correctness werfen 59 Prozent ihre Blicke zuerst auf Busen und Hinterteil der Frau, allerdings schaut ihr auch ein Drittel ins Gesicht und eine mit 16 Prozent immerhin veritable Minderheit findet sogar Intelligenz erotisch.
Wenn Eva also ihren Adam so richtig anmachen will, dann sollte sie Salome-artige Schleier über ihren perfekten Busen wehen lassen und im Besitze eines runden Pos ohne Unterwäsche sein. Immerhin finden 45,5 Prozent der Männer ihre Frauen scharf – oder zumindest das, was sie mit ihnen tun. Fragt sich nur, was ist mit den restlichen 54,5 Prozent?
Wenn wir davon ausgehen, dass nicht alle von ihnen von höchst seltsamen obskuren Erlebnissen träumen und auch nur der geringste Teil wirklich freiwillig auf gelungenen Sex verzichtet, dann sollte ihnen doch zu helfen sein. Bloß – dazu müssten sie auch sagen, wie.
Dan Anderson ist schwul. Aber er mag Frauen. Und darum erzählt er ihnen auch alles, was er weiß: Von sich, seinem Körper und dem Körper seiner Geschlechtsgenossen. Mittlerweile – sein Bestseller “Was Männer wirklich antörnt” ist in so gut wie alle Sprachen übersetzt worden – lebt Anderson von regelmäßigen TV-Kolumnen, in denen er auch der puritanischen Amerikanerin nicht nur das Lachen über Sex beibringt.
Beginnen wir am Anfang: Angenommen, Sie haben eine erotische Idee zur weiteren Abendgestaltung mit Ihrem Partner. Anderson empfiehlt in diesem Fall, ein paar Kleinigkeiten nicht aus den Augen zu verlieren, so schalten Sie einige Pannen gleich von vornherein aus.
Duschen, Düfte, Schmuck und Öle
Thema Dusche:
Wenn Sie alleine darunterhüpfen, gönnen Sie sich doch auch vielleicht eine Haarkur – und ich spreche nicht von dem Haar auf Ihrem Kopf! Manchmal ist es aber auch eine feine Sache, den Auserwählten gleich mit unter die Dusche zu nehmen: Das ist erstens überhaupt nett und zweitens hilft es Ihnen doch sehr, falls Sie ihn als mögliches Schweinderl verdächtigen.
Thema Duft:
Frauen reagieren stärker auf olfaktorische Verführungen, Männern sind sie meist eher wurscht. Oder unangenehm, wenn sie den Geschmack des Parfums dann tagelang nicht aus dem Mund bekommen. Zwei Tropfen hinter den Ohren sollten ausreichen – ein Duftmix aus Deo, Bodylotion, Cremes und Wässerchen ist eher abtörnend.
Thema Schmuck:
Beeindrucken Sie ihren Partner lieber außerhalb des Bettes damit. Oder stellen Sie sich vor, wie sich Ihre Kette in seinem Schamhaar verfängt – Au! Ähnliches gilt für Dessous: Zweifellos wirken sie milde beschleunigend. Aber Perlen und Pailletten, die sich in seinem Brusthaar verwickeln und ein paar Büschel samt Wurzeln herausfetzen, wirken ebenso zweifellos heftig verzögernd. Also Dessous lieber sehr vorsichtig einsetzen: Lang haben Sie die sowieso nicht an.
Thema Ersatzteile:
So ganz echt ist wohl an den wenigsten jedes Futzerl unseres Körpers. In Zeiten gut sortierter Parfümerien und großer Drogeriemärkte neigt man schon ein wenig dazu, geringe Perfektionsmängel durch Ersatzteile auszugleichen. Aber stellen Sie sich doch einmal den Anblick eines abgerissenen falschen Nagels – dunkelrot lackiert natürlich – mitten am zerwühlten Leintuch vor. Ein Erotikkiller, der nur noch von der Slipeinlage im Stringtanga übertroffen wird.
Thema Massageöl:
Schon das Wort ruft in den meisten Menschen sanftes Schnurren hervor. Das allerdings am nächsten Morgen zu schmerzlichem Stöhnen werden kann – das Öl ist nämlich fett, no na. Und wenn Sie sich vielleicht nicht die ganze Zeit im Bett aufgehalten haben, sondern am Teppich, an die Wand gelehnt, am Ledersofa vielleicht… dann kann die ölige Nacht zum Auftakt einer heftigen Renovierungsaktion geworden sein.
Viel Vergnügen
Meist wird sich aber der größte Teil der Aktivität im Schlafzimmer abspielen: Erstens ist es dazu da und zweitens sind wir nun einmal daran gewöhnt. Und auch da kann man sich und ihm mit ein paar kleinen Tricks ein wenig helfen. Betrachten Sie einmal kritisch Ihr Bett: Idealerweise sollte es weder einen erhöhten Kopf- noch Fußteil haben, sondern von allen Seiten frei zugänglich sein – niemand schlägt sich gerne den Kopf in rhythmischen Abständen an.
Wer seine Knie und die seines Partners liebt, der verzichtet besser auf dünne Futonmatten. Überhaupt: Je niedriger die Schlafstatt, desto weniger Entfaltungsmöglichkeiten haben neue und interessante Ideen.
Wasserbetten werden von ihren Fans hoch gepriesen – aber Sex haben die wahrscheinlich woanders. Der massive Rahmen tut weh, irgendwem irgendwo immer. Und das Schaukeln der Wellen kann auch den konzentriertesten Mann aus dem Rhythmus bringen.
Das Nachtkastel ist ein unentbehrliches Erotikmöbel: Wo sonst könnten Sie interessante Dinge wie Massageöl, Kondome und Küchenrolle unterbringen? Die richtige Stimmung kann man im Schlafzimmer gerade durch Licht hervorragend steuern. Wenn Sie die unübertroffenen Kerzen verwenden wollen, dann achten Sie aber bitte darauf, dass nur Sie und nicht der ganze Raum Feuer fängt.
Videos helfen vielen Männern zwar unmissverständlich auf die Sprünge – ich gebe aber zu, die meisten Filmchen wirken auf Frauen eher abtörnend. Warum probieren Sie es nicht mit einer Gute-Nacht-Geschichte? Die Weltliteratur hält so einige interessante Werke bereit:
Das Kamasutra – ein Klassiker für Philosophen und Biegsame; zum Lesen ohne Übungspartner allerdings grauenhaft langweilig.
Josefine Mutzenbacher – das Sittenbild einer Prostituierten um die Jahrhundertwende, eine ideale Vorlesegeschichte für eine lange Nacht.
Märchen aus 1001 Nacht – für Romantiker, allerdings sollten Sie nicht die für Kinder bearbeitete Version kaufen.
“Was Männer wirklich antörnt” – natürlich, das Übungsbuch von Dan Anderson. Schon nett, was er alles erklärt. Und auch direkt am Objekt trainierbar. Ein Buch für Frauen. Schade eigentlich, dass es so etwas nicht auch für Männer gibt, wäre doch fein, wenn die auch wüssten, was uns antörnt: Die Zeit wäre reif für so ein Buch. Fragt sich nur, wer es schreibt. Sie vielleicht?
Foto: BlueSkyImage – shutterstock.com