Hormonelle Verhütung
Der Verhütungsmarkt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für einen effektiven Empfängnisschutz an. Für Frauen, die sich in absehbarer Zeit ein Baby wünschen, momentan aber noch eine sichere Verhütung brauchen, bieten sich hormonelle oder mechanische Verhütungsmethoden an.
• Pille – Der Klassiker
Dabei unterscheidet man zwischen Einphasenpillen (sie enthalten eine über den Zeitraum von 21 Tagen täglich einzunehmende gleichbleibende Hormonkombination von Östrogen und Gestagen) und Zwei- bis Dreiphasenpillen (bei diesen variieren die Hormon-Dosierungen innerhalb des Zyklus).
Anwendung und Wirksamkeit:
Die Hormone bewirken eine Unterdrückung des Eisprunges. Die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut verhindert ein Durchkommen der Spermien.
Vorteile: Hoher Sicherheitsfaktor bei richtiger und genauer Anwendung, Pillen wie Yasmin, Diane mite, Loette oder Valette haben positive Effekte bei Akneproblemen.
Nachteile: erhöhtes Thromboserisiko, Blutdruckerhöhung, Kopfschmerzen und Brustspannen. Vermehrte Wassereinlagerungen möglich. Schwankungen des Körpergewichtes von 5% sind auch im natürlichen Zyklus normal.
Sicherheit: Pearl Index*: 0,3
• “Minipille”
Bei der “Minipille” ist die tägliche Einnahme zur exakt selben Zeit ein Muss, sonst kann der Empfängnisschutz für bis zu 14 Tage verloren gehen. Erbrechen, Durchfall oder bestimmte Medikamente können die Pillenwirkung allerdings herabsetzen oder ganz aufheben.
Vorteile: Enthält nur Gestagen, auch für Frauen geeignet, die eine Neigung zu Thrombosen haben, älter als 35 sind oder unter Bluthochdruck leiden.
Nachteile: Bei reinen Gestagenprodukten (wie Implanon, Hormonspirale, 3-Monatsspritze und Minipille) können Akne, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und Zyklusinstabilität auftreten.
Sicherheit: Pearl Index*: 1-3
Kosten: pro Monat zwischen 6 und 15 E
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Auch potenzielle Alzheimer-Anwärterinnen müssen jetzt nicht mehr auf hormonelle Verhütung verzichten. Jetzt stehen neue Produkte zur Verfügung, die nicht tägliche Aufmerksamkeit erfordern.
• Verhütungspflaster Evra
Das Pflaster wöchentlich entweder am Bauch, Oberarm oder Oberkörper (mit Ausnahme der Brust) aufkleben. Nach 3 Wochen eine Woche Pflasterpause (Abstoßungsblutung). Wirksamkeit auch bei starker Transpiration, Sauna, Whirlpool.
Vorteile: Niedrige Hormonbelastung. Durch die gleichmäßige Abgabe der Hormone durch die Haut ist der Östrogenschock in der Leber weniger groß. Praktische Anwendung für vergessliche Frauen. Hoher Sicherheitsfaktor.
Nachteile: Wie bei allen hormonellen Kontrazeptiva. Hautirritation unter dem Pflaster ev. möglich.
Sicherheit: Pearl Index*: 0,88 bei korrekter Anwendung
Kosten: Dreizyklenpackung: E 50,30 (pro Monat E 16,77)
• Nuva Scheidenring
Der flexible Ring mit einem Durchmesser von ca. 5,4 cm wird von der Frau selbst in die Vagina eingeführt. Dort gibt er vom 1. bis zum 21. Zyklustag kontinuierlich eine niedrige Dosis eines Östrogen-Gestagengemisches ab.
Vorteile: relativ geringe Hormonbelastung, hoher Sicherheitsfaktor
Nachteile: Wie bei allen hormonellen Kontrazeptiva, eventuell Druckgefühl in der Scheide beim Geschlechtsverkehr (herausnehmen und späteres Einsetzen möglich).
Sicherheit: Pearl Index*: 0,2
Kosten: Drei Zyklen: ca. E 48,70
(pro Monat E 16,30)
*Pearl Index: Zahl der Schwangeren von 100 Frauen in einem Jahr
Mechanische Verhütungsmethoden
• Kondom
Vorteile: schützt als einziges Verhütungsmittel vor Aids und anderen Infektions- und Geschlechtskrankheiten
Anwendung: In Verbindung mit Cremes oder Ölen ist die Anwendung von Kondomen nicht mehr sicher.
Nachteile: Reißgefahr. Unbedingt immer das Haltbarkeitsdatum überprüfen. Manche Materialien können Allergien auslösen (Latexfreies Kondom: Avanti).
Sicherheit: Pearl Index*: 4-9
Kosten: ca. 0,50 E pro Stück
• Diaphragma – Scheidenpessar
Besteht aus Latex. Bis zu zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr ist es tief in die Scheide einzuführen, vorher aber mit einer spermenabtötenden Creme oder Gel eincremen. Umschließt den Muttermund. Frühestens acht Stunden nach dem Verkehr wieder entfernen und einfach mit kaltem Wasser abspülen. Unbedingt ab und zu beim Frauenarzt auf feine Risse oder Löcher überprüfen lassen! Bei einer Gewichtsschwankung von mehr als 5 kg sollte die Passform neu überprüft werden. Frauen, die eine Gebärmuttersenkung haben, sollten es nicht anwenden, da es den Muttermund nicht ausreichend umschließen kann.
Vorteile: Geringe chemische, keine hormonelle Belastung
Nachteile: Muss vom Arzt angepasst werden. Die weiterentwickelte Version “Lea Contraceptivum” muss nicht individuell angepasst werden (Einheitsgröße). Eventuelles Fremdkörpergefühl kann auftreten.
Sicherheit: Pearl Index*: 4-7
Kosten: ca. 20 bis 50 E, spermenabtötendes Gel oder Creme ca. 8 EUR
• Portiokappe
Wie ein Fingerhut geformt und besteht aus festerem Plastik oder Hartgummi. Sie wird eng über den Gebärmutterhals gestülpt und saugt sich am Muttermund fest – sitzt etwas fester als ein Diaphragma. Die Anwendung erfordert etwas Übung, es ist nicht einfach die richtige Größe zu finden. Muss ebenso wie Diaphragma ca. 2 Stunden vor dem Verkehr eingesetzt werden und danach noch mindesten 8 Stunden im Körper bleiben.
Vorteile und Nachteile:
wie beim Diaphragma
Sicherheit: Pearl Index*: 4
Kosten: ca. 25 E, rezeptfrei in allen Apotheken
Natürliche Verhütungsmethoden
Die folgenden Methoden helfen beim Erkennen der fruchtbaren Tage. Alternative Verhütungsmethoden müssen an den fruchtbaren Tagen dennoch eingesetzt werden.
• Verhütungscomputer
Datum des ersten Zyklustages eingeben. An den errechneten fruchtbaren Tagen erfolgt ein Urintest mit den mitgelieferten Teststreifen. Man erkennt somit die “gefährlichen” Tage um den Eisprung. Im ersten Zyklus muss der Test an 16 Tagen, danach nur noch an 8 Tagen durchgeführt werden.
Vorteile: Kein Fremdkörper, keine Hormone.
Nachteile: Sehr regelmäßige Messungen sind nötig. Kann auch bei Kinderwunsch zum Einsatz kommen. Nicht für Stillende geeignet. Bestimmte Antibiotika können die Messwerte verfälschen.
Sicherheit: Pearl Index*: 6
Kosten: E 100,- bis E 150,- plus E 10,- für die Urinstreifen
• Kalender-Methode
Die fruchtbaren Tage werden entweder mittels Kalender errechnet (im klassischen Zyklus gelten die Tage 8 bis 17 nach Beginn der ersten Regelblutung als “gefährlich”). Eine Frau ist ca. 4 Tage vor dem Eisprung bis einen Tag nach dem Eisprung fruchtbar.
• Temperatur-Methode
Mit dem Fieberthermometer, immer zur gleichen Zeit in der Früh vor dem Aufstehen, messen. Durch die Bildung des Gelbkörperhormons fällt die Körpertemperatur zum Zeitpunkt des Eisprunges zunächst kurzzeitig ab, um dann sprunghaft anzusteigen.
• Schleimstrukturmethode
Dabei wird der Schleim des Muttermundes auf seine Beschaffenheit hin geprüft. Zu den fruchtbaren Tagen ist der Scheidengang feucht und der Schleim zwischen zwei Fingern spinnbar und zieht klare Fäden.
Man kann diese Methoden natürlich auch miteinander kombinieren.
Nachteil aller Naturmethoden: Für Frauen mit einem instabilen Zyklus nicht geeignet. Auch Frauen, die unter starker beruflicher Belastung stehen (Schichtdienst) sollten besser eine andere Verhütungsmethode wählen.
Sicherheit: Pearl Index*: 15-38
No more kids – Langzeitverhütung
• Kupferspirale
Wird vom Arzt in die Gebärmutterhöhle eingelegt. Dort kann sie 2 bis 5 Jahre bleiben. Die Wirkungsweise ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Bereits reine Plastikspiralen hemmen durch ihre bloße Anwesenheit die Einnistung der Eizelle (“Fremdkörper-Effekt”). Die von kupferhaltigen Spiralen abgegebenen Kupferionen haben vor allem eine spermenzerstörende Wirkung. Die Kupferspirale ist allerdings für Frauen, die lange, schmerzhafte Blutungen haben, ungeeignet.
Nachteile: Regelmäßige Kontrollen durch den Frauenarzt unbedingt notwendig. Erhöhtes Risiko von Entzündungen und Eileiterschwangerschaften.
Sicherheit: Pearl Index*: 0,4-1
Kosten: ca. E 150,- inklusive Einlage durch den Arzt
• Hormonspirale
Sie besteht aus einem kleinen hormonfreisetzenden Zylinder, der mit einem T-förmigen Kunststoffteil verbunden ist. Gibt 5 Jahre lang kontinuierlich geringe Mengen eines Gelbkörperhormons in die Gebärmutterhöhle ab.
Vorteile: Die Monatsblutung wird zudem deutlich kürzer, schwächer und weniger schmerzhaft. Bei 10-20% der Frauen kann die Blutung auch ganz ausbleiben.
Nachteile: In den ersten 3 -6 Monaten können gehäuft Zwischenblutungen auftreten. Alle 3-6 Monate zum Frauenarzt zur Lagekontrolle der Spirale.
Sicherheit: Pearl Index*: 0,2
Kosten: ca. E 300 bis E 450 (pro Monat E 12,50), unbedingt Kosten bei verschiedenen Ärzten vergleichen
• Verhütungsstäbchen Implanon
Für Frauen, die keinen “Fremdkörper” in der Gebärmutter haben wollen. Ein etwa streichholzgroßes Kunststoffstäbchen, dass ein Gelbkörperhormon enthält, wird auf der Innenseite des Oberarms eingepflanzt.
Vorteile: Verhütet 3 Jahre lang sicher, kann jederzeit entfernt werden. Es enthält kein Östrogen.
Nachteile: Schmierblutungen, Akne. Für Frauen, die die Pille nicht vertragen als Alternative ungeeignet. Viele Frauen klagen über starke Gewichtszunahme.
Sicherheit: Pearl Index*: 0,1
Kosten: ca. E 300,- bis E 450,- (pro Monat ca. E 13,-)
Individuelle Verhütung für Frauen mit besonderen Bedürfnissen
Stillende Mütter
• 3-Monatsspritze
Bei der 3-Monatsspritze verabreicht der Arzt alle 12 Wochen ein hoch dosiertes Gestagen-Präparat in den Gesäß- oder Oberarmmuskel.
Nachteile: Viele Frauen klagen aber über starke Gewichtszunahme, Dauerschmierblutungen können auftreten. Nach dem Absetzen erfolgt der nächste Eisprung oft erst nach einem Jahr.
Sicherheit: Pearl Index*: 0,2
Kosten: ca. E 14,- (pro Monat: ca. E 5,-)
· Minipille
· Über die Verwendung einer Hormonspirale entscheidet Ihr Frauenarzt.
· Mechanische Verhütungsmethoden sind jedenfalls geeignet.
· Mit Naturmethoden sollte man allerdings nicht experimentieren, da der Menstruationszyklus bei Stillenden dafür viel zu unregelmäßig verläuft.
Endometriose
Frauen, die an Endometriose leiden, müssen zunächst für 6 Monate hormonell blockiert werden, eine anschließende Schwangerschaft würde diese Therapie unterstützen. Ansonsten kann man mit der Pille versuchen, die eigene Hormonausschüttung zu unterdrücken.
Raucherinnen
• Kupferspirale empfohlen
• Eher keine hormonellen Verhütungsmittel (Thromboserisiko abklären)
Übergewicht
• Pille: Bei Frauen mit Übergewicht (Körpergewicht von über 70 kg) und gleichzeitiger Pilleneinnahme ist das Schwangerschaftsrisiko 5 mal erhöht. Beim Evra Pflaster ab 90 kg.
• Kupferspirale empfohlen
Migräne
• Migräne durch die Pille: niedrig dosierte Präparate oder Verhütungspflaster verwenden
• Chronische Migräne: keine hormonellen Verhütungsmittel verwenden
Magen-Darm-Probleme
• Nuva Ring und
• Verhütungspflaster empfehlenswert
Starke Blutungen/Gestagendefizit – ab 35 Jahre
• Hormonspirale
Foto: areeya_ann – shutterstock.com