Nixtieklek Milied tajjeb – Weihnachtsbräuche aus aller Welt

Nicht überall erstrahlen Tannenbäume, huschen Christkind oder Weihnachtsmann durch die gute Stube. Weihnachten einmal anders: Alles über die kältesten, kitschigsten, putzwütigsten oder schwerelosesten Festtage.

 

Die kältesten Weihnachten

Unerschrockene Iren stürzen sich am 25. Dezember zum traditionellen „Christmas Morning Swim“ für karitative Zwecke ins eiskalte Meer. Danach zum „Auftauen“: Irish Breakfast mit Speck, Spiegelei, gebratenen Tomaten, Würstel und black pudding. Father Christmas wirft nachts Päckchen durch den Kamin. Zum Dank stehen für „Santy“ ein Pint Guinness oder Whiskey bereit. Nollaig Shona Dhuit!

Am längsten aufs Christkind warten …

… Kinder in Spanien. Sie kennen weder Christkind noch Weihnachtsmann. Erst die Heiligen Drei Könige bringen Gaben. Höhepunkt der Festtage: „Lotería de Navidad“, die Weihnachtslotterie am 22. Dezember. Das ganze Land fiebert via Fernsehen, Radio oder Internet der Ziehung der Gewinn-Nummern entgegen. In „La Misa del Gallo“, der Mitternachtsmette wird des Hahns gedacht: der Legende nach soll er als erster die Geburt Jesu verkündet haben. Feliz Navidad!
 

Die verspieltesten Xmas

Auf den Köpfen sonst eher zurückhaltender Engländer wackeln an Christmas Eve bunte Papphütchen, Knallbonbons – gefüllt mit allerlei Schnickschnack – platzen während des Festschmauses. Very british: Gegen 15.00 Uhr lauscht man der Weihnachtsansprache des Königs, früher der Queen. Ho-ho-ho heisst es für kids: Father Christmas zwängt sich durch Kamine, füllt schlaffe stockings (Strümpfe) prallvoll mit Geschenken. Ausgepackt wird am Morgen des 25. Dezembers. Merry Christmas!

Oh-ne Tannenbaum, Oh-ne Tannenbaum …

Christbaum-Tam-Tam kennt man in Griechenland kaum. Nach alter Tradition segeln statt dessen Mininatur-Schiffe, behängt mit bunten Lichterketten durchs Wohnzimmer. Schiff ahoi! Am 24. Dezember verscheuchen Weihnachtsfeuer boshafte Kobolde und wärmen das Jesuskind. Päckchen gibt’s erst in der Nacht zum ersten Jänner, vom Heiligen Basilius.

Am schwerelosesten

… zelebriert das Jesuskind in Laveno, Lago Maggiore, die Christnacht. Taucher mit Fackeln betten Gesu Bambino in eine Unterwasser-Krippe, umschwirrt von silbrig-glänzenden Fischchen. Mitten im See taucht ein bunt blinkender Weihnachtsbaum auf und ab. Päckchen bringt Babbo Natale (Weihnachtsmann) am 24. Dezember nach der Mitternachtsmette. Am 6. Jänner schwingt sich Hexe Befana hoch zu Besen durch die Lüfte, verteilt Naschereien an artige bambini. Buon Natale!

Die putzwütigsten Festtage …

… gibt es in Estland. Denn: Hexen reiten nur auf schmutzigen Besen. Deshalb polieren estnische Frauen vor Heilig Abend alles, was als Fluggerät taugen könnte, auf Hochglanz. Vor dem Festmahl schwitzen Gross und Klein in der Sauna. Aus dem nahen Finnland galoppiert unterdess Santa Claus heran, verteilt mit Gnomen und Zwerge Gaben. Rõõmsaid Jõulupühi!

Die königlichsten Weihnachten

In den Niederlanden steuert Sinterklaas, traditionell eingemummt in roten Bischofsmantel, Bischofsmütze und weissen Handschuhen per Schiff holländische Hafenstädte an. An seiner Seite der Zwarten Piet (Schwarzer Peter). Königin Beatrix empfängt alljährlich am 5. Dezember Sinterklaas, den Schutzheiligen der Seeleute und seinen finsteren Gefährten in ihrem Palast. Ab 6. Dezember erstrahlen bereits die Christbäume in den Wohnzimmern. Vrolijk Kerstfeest!

Kitschigste Stippvisite bei Santa Claus

Viele Familien fliegen mal nur für einen Tag zum nordfinnischen Rovaniemi, um das Heim des Weihnachtsmannes zu besichtigen. Dort erwarten sie: 365 Tage Weihnachten, Blockhäuser, Restaurants, Souvenirgeschäfte sowie ein straffes Programm für Tagestouristen. Highlight: Kinder aus aller Welt flüstern Santa Claus geheimsten Wünsche ins Ohr, nehmen dafür auch eine lange Warteschlange in Kauf. Hyvää Joulua!
Infos: Santa Claus Village, www.visitrovaniemi.fi oder www.santaclausvillage.info
 

Das früheste Christfest

Begehen Dänen mit „Lillejuleaften“, dem kleinen Weihnachten, bereits am 23. Dezember. Bei Apfelkuchen und Tee schmücken sie den Baum: mit Papierherzen, Tütchen und Dannebrog-Fähnchen  – in den Nationalfarben Rot und Weiss. Kobolde (nisse) stimmt man mit Reisbrei milde, so werden sie im neuen Jahr nicht zur Plage. Am Weihnachtsabend fassen sich Erwachsene und Kinder an den Händen, tanzen um den Lichterbaum. Wer in seinem ris à l’amande, kalt serviertem Milchreis eine Mandel findet, bekommt eine Überraschung. Glædelig Jul!

 

Schlankeste Festtage

Begeht man in Polen. Fasten und Darben heisst es vom ersten Advent bis Heilig Abend. Zum Festschmaus wird geladen, sobald der erste Stern am Himmel glitzert. Traditionell gibt es 12 Gerichte, in Erinnerung an die 12 Apostel. Auf der Festtafel wartet stets ein Gedeck mehr – als Zeichen der Gastfreundschaft. Vom Himmel hoch galoppiert das Christkind auf einem Esel zu den Menschen, voll bepackt mit Geschenken. Pssst! Tiere können in der Heiligen Nacht sprechen – so die Legende. Wesolych Swiat!

Die verhexteste Weihnacht

Feiert Ungarn. In ländlichen Regionen beginnt man am 13. Dezember, dem Luca Tag, mit der Konstruktion des Luca-Stuhls, tüftelt jeden Tag nur ein wenig daran, damit er nur ja nicht vor Heiligabend fertig wird. In der Christmette stellt sich der Erbauer auf den Stuhl, vertreibt Hexen, die er von oben besser sehen kann. Päckchen auswickeln: am 25. Dezember. Kellemes Karacsonyi unnepeket!

Die kleinsten Christkindeln … 

… ergreifen im streng katholischen Malta das Wort. Weihnachten beginnt mit einer Prozession, gegen 21.00 Uhr strömen alle zum Gottesdienst. Die Predigt wird nach alter Tradition von Kindern abgehalten. Nixtieklek Milied tajjeb!

Sternstunden

So verschieden die Menschen, so unterschiedlich die Bräuche. Nirgends fehlen jedoch dürfen: Eine festliche Tafel, Gläserklirren, liebevoll verpackte Geschenke sowie gute Gespräche. Dazu Heimlichtuer und Geheimniskrämerei! Dann kommt das Christkind auch unter Ihrem Baum groß raus. Frohe Weihnachten!

Speis & Trank – Ein Blick über den weihnachtlichen Tellerrand

Was in anderen Ländern zum Fest auf den Tisch kommt
 
Irland
Krabben, Truthahn, Räucherlachs, gegarter Schinken, Kartoffeln. Christmas Cake (Früchtekuchen mit Guinness, Whiskey)
Spanien
Krustentiere, Fisch, Lammbraten. Schmalzgebäck, Turron – eine Art türkischer Honig
England
Gefüllter turkey (Gregor genannt), Bratkartoffeln, Mince Pie (gefüllte Pastete), flambierter Plumpudding, Eierpunsch
Griechenland
Gefüllter Truthahn, Melomakarona (Honigkekse mit Sirup, Nüssen, Mandeln)
Italien
Fisch, meist Baccala (Stockfisch) frittiert, gebacken oder gekocht in Tomatensugo. Panettone mit Spumante (Sekt)
Estland
Blutwurst, Sülze, Braten, Kohl, Kartoffeln und Brot. Marzipan, Früchtekuchen, Pipparkogig – Kekse mit Pfeffer, Kakao, Zimt
Holland
Fisch, Fondue, internationale Küche
Naschen: Schokobuchstaben- und Münzen, Pfeffernüsse, Marzipan
Finnland
Weihnachtsschinken, Steckrübenauflauf, Heringssalat, Rote Rüben Salat. Lebkuchen mit Glöggi (Weihnachtspunsch)
Dänemark
Schweinebraten, Ente, Gans, kandierte Kartoffeln, Rotkraut Naschen: Krapfen und Jule Glögg (Glühwein)
Polen
Karpfen, Roterüben-Suppe, Maultaschen gefüllt mit Pilzen; kein Fleisch. Pierogi (süße Knödelchen mit Rosinen, Nüssen, Mandeln, Mohn)
Ungarn
Fischsuppe, gebratener Fisch, gefülltes Kraut. Salonzuckerl (Schokobonbons)
Malta
Truthahn und Timpana (überbackene Nudeln). Nüsse im Schokomantel
Text: Beate Giacovelli (überarbeitet)
Foto: Pixabay_Alexa
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