Was brauche ich alles zur Babypflege? Das fragt sich wohl jeder werdende bzw. frisch gebackene Elternteil. Wenn man der Werbung glaubt, sind ja Unmengen von Reinigungs- und Hautpflegeprodukten nötig. Dabei gilt auch hier der Grundsatz: Weniger ist oftmals mehr. Und: Bei der Babypflege geht es nicht allein um Hygiene, sondern auch um liebevolle Streicheleinheiten.
Viele Eltern verfügen über eine relativ einseitige Einstellung zur Babypflege. Pamela etwa hatte bei ihrem kleinen Schatz Aurel zunächst große Angst, etwas falsch zu machen. Ihr Perfektionismus ließ zwar einen Berg von Pflegeprodukten am Wickeltisch zu, jedoch keinen Raum für eine zärtliche Annäherung. Ihrem Mann Georg ging es ähnlich: Er beteiligte sich brav an der täglichen Babypflege, empfand das aber im Grunde als zeitraubende Pflicht. Wickeln, Baden und Eincremen drohten in der Jungfamilie zu bloßer Routinearbeit zu verkommen.
Zeit für Zärtlichkeit
In der „Elternschule“ lernten Pamela und Georg dann, dass Pflege- immer auch Streicheleinheiten sein sollten; dass Körperkontakt extrem wichtig für Babys ist; und dass man sich nicht unbedingt sklavisch nach Regeln zu richten braucht, die man aus irgendwelchen Produktbroschüren oder von Angehörigen gelernt hat. Ein bisschen Flexibilität im Ablauf der Körperpflege schadet nicht – wichtig ist, dass auch die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt werden.
Vergessen wir nicht: Stress und Hektik nimmt das Baby genauso wahr wie liebevolle und entspannte Zuwendung.
Gut gewickelt
Egal, ob sich die frischgebackenen Eltern nun für Stoff- oder Einmalwindeln entschieden haben, um eines kommen sie ab sofort nicht mehr herum: Alle paar Stunden ist die Windel voll und muss gewechselt werden. Ständiges dickes Eincremen der Haut im Windelbereich ist allerdings unnötig. Die Haut wird nämlich mit Urin durchaus fertig, solange das Baby nicht stundenlang darin liegt. Durch eine dicke Cremeschicht gelangt hingegen zu wenig Luft an Babys Haut. Daher nur dünn auftragen! „Die Cremen bilden einen unsichtbaren Film auf der Haut, der die aufgenommene Feuchtigkeit der Haut bewahrt und gleichzeitig vor Nässe und Wundwerden schützt“, erklärt Dr. Peter Voitl, Kinderarzt in Wien (www.kinderarzt.at).
„Puder sollte man nicht verwenden, da er vom Baby eingeatmet werden könnte.“ Zum Thema Reinigung vorab: Feuchtund Öltücher sind parfumiert und enthalten Konservierungsmittel, auf die manche Kinder empfindlich reagieren. Zuhause ist Wasser immer noch das beste Hilfsmittel. Mit einem feuchten Waschlappen gehen die Stuhlrückstände ganz einfach weg.
Geeignet ist auch ein sanftes Pflegeöl. Dr. Voitl: „Damit kann Rötungen und Reizungen schon während des Reinigens vorgebeugt werden.“
Babys Nabelpflege
Bei Neugeborenen gilt es zu beachten, dass die Windel nicht über den Nabelschnurrest reicht. Das feuchte Milieu der Windel würde den Abtrocknungsprozess verzögern; außerdem könnten Urin oder Kot die kleine Wunde infizieren.
Daher: Falls die Windel noch etwas zu groß ist, einfach den Windelrand nach innen umschlagen. Cremen, Salben und Öle sind zur Nabelpflege nicht geeignet, weil sie das Gewebe aufweichen. Pamela wurde Wecesin-Puder von Weleda empfohlen, der Auszüge u. a. aus Arnika, Ringelblume und Sonnenhut enthält. Sie wirken heilend und trocknen den Nabelschnurrest aus. Einmal am Tag hat sie alle Puderreste mit einer in verdünnte Calendula-Essenz getauchten sterilen Kompresse entfernt. Mittlerweile ist Aurels Nabel schön verheilt.
Ab in die Wanne
Solange kein schmieriges oder eitriges Sekret am Nabel zu sehen ist, können Sie Ihr Neugeborenes ruhig baden. Tupfen Sie den Nabel danach gut trocken. Sollte sich der Nabel allerdings infiziert haben, dann waschen Sie Ihr Kind besser nur. Bei ausbleibender Besserung sollte man den Kinderarzt aufsuchen.
Es reicht vollkommen, wenn Sie Ihr Baby einmal pro Woche baden; findet es Spaß daran, eventuell zweimal. Häufigere „Wannenfreuden“ trocknen die Haut der Kleinen aber zu sehr aus. Verwenden Sie nur seifenfreie Badezusätze, die keine synthetischen Duftstoffe oder schäumende Zusätze enthalten. Gut geeignet sind z. B. spezielle BabyÖlbäder mit rückfettender Wirkung oder Babybäder mit Molkepulver, die den Säureschutz der Haut unterstützen und die zarte Babyhaut geschmeidig halten.
Neugeborene können Sie gut im Waschbecken oder in der Babybadewanne baden. Dem kleinen Aurel machte auch das Baden in der großen Wanne mit dem Papa von Anfang an Spaß. Die Mutter sollte mit ihrem Kind besser erst in die Wanne, wenn der Wochenfluss versiegt ist. Das Badewasser sollte 36 bis 37 Grad haben. Anfangs reicht es, wenn man mit einem Schwamm und warmem Wasser zuerst über Babys Köpfchen und dann über den Körper wischt.
Wenn die Haare dichter werden, können Sie ein mildes Babyshampoo verwenden. Aurel hatte einen Milchschorf. In diesem Fall hilft es, die Kopfhaut ab und zu mit Öl zu massieren und den Schorf mit einem Wattebausch vorsichtig abzuwischen. Nach dem Baden das Baby gut abtrocknen! Jetzt bietet sich eine Massage mit einem hochwertigen Kinderöl an.
Tägliche Pflege
Abgesehen vom Windelbereich bedürfen auch Gesicht, Hände und Hautfalten einer täglichen Reinigung. Dr. Voitl: „Im Gesicht und am Hals kann es in den ersten vier bis zehn Wochen zu einem Ausschlag kommen, wahrscheinlich aufgrund der Hormonumstellung nach der Geburt. Diese Neugeborenenakne heilt ohne Behandlung von selbst wieder ab.“
Wenn es kalt ist, schützen Sie Gesicht und Ohren Ihres Kindes mit einer Fettcreme (ohne Wasser!). Bei Sonnenschein erweisen sich Sonnenschutzcremen für unbedeckte Hautstellen als unerlässlich. Sie sollten aber möglichst frei von Parfum und Farbstoffen sein. Babys Haut ist sehr sensibel, auch in Bezug auf die Wäsche. „Baumwolle ist hautfreundlich, atmungsaktiv, pflegeleicht und nimmt viel Feuchtigkeit auf“, hebt Dr. Voitl hervor.
„Vermeiden Sie Synthetics! Besonders gut für empfindliche Haut ist Seide.“ Vorbeugend, vor allem aber wenn Babys Haut – wie es auch bei Aurel der Fall war – auf das herkömmliche Waschmittel mit Ausschlä-gen reagiert, empfehlen sich Produkte für sensible (sensitive) Haut. Statt Weichspüler kann man auch einen Schuss Essig nehmen.
Eine hautfreundliche und umweltschonende Alternative zu Waschmitteln sind zudem Waschnüsse. Die Früchte des Seifenbaums, der in Nordindien und Nepal wächst, setzen beim Waschvorgang Inhaltsstoffe (Saponine) frei, die ähnlich wie Seife wirken
Achtung Windelausschlag!
Ist Babys Po wund – man spricht dann von einer Windeldermatitis –, sollten Sie zunächst abklären, warum dem so ist. Haben Sie (beim Stillen) oder Ihr Baby etwas Säurehaltiges gegessen? Haben Sie ein anderes Waschmittel verwendet oder eine neue Fertigwindel ausprobiert? Zahnt das Baby? Lassen Sie viel Luft an Babys Po und es ruhig mal im warmen Zimmer ohne Windel strampeln. Wickeln Sie Ihr Kind häufiger.
Dr. Voitl: „Sehr gut bei einem wunden Babypopo helfen Cremen mit Zinkoxid.“ Hat Ihr Kind einen hartnäckigen Ausschlag, sollten Sie den Arzt aufsuchen und abklären, ob es sich nicht um Soor, eine hartnäckige Pilzinfektion, handelt.
„Man erkennt den Candida-Pilz – der nichts Seltenes im Säuglingsalter ist – entweder an einem weißlichen Belag auf den Schleimhäuten, meist an der Zunge, oder an einem Ausschlag im Windelbereich, wo kleine, rundliche Rötungen entstehen können“, erklärt Dr. Voitl. Die infizierte und entzündete Haut wird mit speziellen Cremes behandelt.
„Besteht gleichzeitig ein Befall der Mundschleimhaut, muss auch dort mit einem Gel behandelt werden, sonst gelangen immer wieder Erreger durch den Magen-Darm- Trakt in den Windelbereich und verursachen erneut Symptome“, hebt der Kinderarzt hervor. „Stillende Mütter sollten daran denken, die Brustwarzen mitzubehandeln, da hier sonst eine mögliche Reinfektionsquelle bestehen bleibt.“
Mag. Karin Martin
Foto: Shutterstock.com Photobac