Wenn Familienangehörige 1. oder 2. Grades an Zöliakie leiden, besteht für Kinder ein erhöhtes Risiko, diese Krankheit ebenso zu entwickeln. Bauchschmerzen und fehlende Gewichtszunahme können u.a. Anzeichen dafür sein.
Was ist Zöliakie
Zöliakie ist eine nicht infektiöse Darmerkrankung, die auf einer Unverträglichkeit gegenüber dem Weizenkleberprotein Gluten beruht. Sie führt ohne Behandlung zur chronischen Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut und in der Folge auch zu Schwierigkeiten bei der Nahrungsverwertung. „Neben ständigen Bauchschmerzen, Appetit- und Gewichtsverlust können Wachstumsverzögerung, Blähungen, häufiges Erbrechen, Durchfall, aber auch Verstopfung sowie Müdigkeit auf Zöliakie hinweisen. Eine verzögert eintretende Pubertät und das Ausbleiben der Menstruationsblutung bei Mädchen gehören ebenso zu möglichen Anzeichen. Bei der Blutuntersuchung fällt oft Eisenmangel auf“, beschreibt Univ.-Prof. Mag.Dr. Thomas Müller, Geschäftsführender Direktor der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Innsbruck (Pädiatrie I) u.a. mit den Schwerpunkten Stoffwechselerkrankungen, Gastroenterologie und Hepatologie, die vielfältigen Symptome.
Betroffene Eltern sollten Kinderarzt informieren
„Eltern sollten den Kinder- und Jugendarzt informieren, wenn eine Zöliakie-Erkrankung in der Familie vorliegt“, rät Univ.-Prof. Mag.Dr. Müller. Auch eine Erkrankung mit Diabetes Typ 1 oder der der Schilddrüse macht Kinder anfälliger für Zöliakie. Kinder mit Trisomie 21 sind ebenso gefährdet, an Zöliakie zu erkranken. „Regelmäßige Kontrollen von Wachstum und Gewicht können die frühe Diagnose von Zöliakie erleichtern. Deshalb ist es wichtig, keine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung beim Kinder- und Jugendarzt zu versäumen“, ergänzt Univ.-Prof. Mag.Dr. Müller, Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
Ernährung umstellen
Mit einer strengen glutenfreien Diät u.a. ohne Weizen, Roggen, Gerste oder Hafer erholen sich Kinder mit Zöliakie meist rasch. Als Alternativen können Mais, Reis, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa, Soja, Sesam, Leinsamen, Kastanien-, Lupinien-, Johannisbrotkern-, Guarkern-, Pfeilwurzel- und Bananenmehl fungieren. Zöliakie-Patienten müssen diese Ernährungsumstellung lebenslang beibehalten. Bereits der Verzehr von geringen Mengen glutenhaltigen Nahrungsmitteln kann dem Darm wieder schaden, ohne dass es der Betroffene wahrnimmt. Für Erwachsene gilt nur eine Menge von täglich bis maximal etwa 10mg eines glutenhaltigen Brots, was etwa 10 Brotkrümel entspricht, als noch sicher. Bei Kindern gibt es keine verlässlichen Angaben, aber die Menge ist vermutlich geringer. „Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose Zöliakie, erstellt ein Pädiater mit Schwerpunkt Gastroenterologie bzw. ein Spezialist für Zöliakie einen Behandlungsplan für das Kind und empfiehlt die Zeitabstände für Kontrolltermine. Er kann Eltern Tipps zur Ernährungsumstellung ihres Kindes geben und hilfreiche Adressen nennen“, so Univ.-Prof. Mag.Dr. Müller. So bietet die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Zöliakie beispielsweise viele praktische Informationen für betroffene Familien.
Weltweit 1 Prozent betroffen
Etwa 1% der Menschen auf der ganzen Welt haben Zöliakie. Neben genetischen Faktoren haben anscheinend auch Umweltfaktoren oder andere Ursachen einen Einfluss, da es Unterschiede in der Häufigkeit dieser Autoimmunkrankheit innerhalb europäischer Länder gibt. In Finnland und Schweden tritt Zöliakie im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders oft auf, ohne dass die genauen Gründe dafür bekannt sind.
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Quelle: Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) für Eltern und Interessierte, www.kinderaerzte-im-netz.at.
Weitere Quellen:
Tischberger L. Zöliakie – vom Symptom zur Diagnose. Masterarbeit zur Erlangung des akad. Grades Dr. med. univ. Johannes-Kepler-Universität Linz, Jänner 2022.
https://epub.jku.at/obvulihs/download/pdf/7571729?originalFilename=true
New Guidelines for the Diagnosis of Paediatric Coeliac Disease. ESPGHAN, 2020.
https://www.paediatrie.at/images/AGLeiter/Gastroenterologie/new-guidelines-for-the-diagnosis-of-paediatric-coeliac-disease-espghan-advice-guide-2020-ver11.pdf
Zieglmayer UP, Hemmer W, Wieser S, Hoffmann-Sommergruber K. Food intolerances – a diagnostic challenge. Allergo J Int 2022;31:23–35.
https://doi.org/10.1007/s40629-021-00194-2
Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Zöliakie. Abgerufen 29.03.2022.
https://www.zoeliakie.or.at/index.asp