Österreich im 4. Lockdown: Der Einkauf im Internet boomt. Doch Vorsicht – die Kriminellen warten schon. Im Pandemiejahr 2020 ist der Internetbetrug geradezu explodiert. Tendenz weiter steigend. Was Sie tun können um sich zu schützen.
Martin K.* war in Geldnot. Also entschloss er sich die Zither, die seit langem im Familienbesitz war und einen durchaus antiquarischen Wert hatte, zu verkaufen. Um das Instrument an den Mann zu bringen beschloss er ein Inserat auf einer beliebten österreichischen Online-Handelsplattform zu schalten. Flugs meldet sich ein potenzieller Käufer aus Großbritannien, der einen durchaus hohen Preis zahlen wollte. Um das Instrument auf die Insel zu transportieren werde er eine Spedition beauftragen meinte der Käufer. Martin solle doch bitte die Kosten vorläufig übernehmen er bekomme alles zurückerstattet. Das Spielchen mit der Spedition spielte der Käufer mehrmals, so lange bis Martin ein Licht aufging. Das Ende der Geschichte: Martin verlor rund 6.000 Euro, die Zither blieb in seinem Besitz.
Lockdown: Die Einsamkeit ausgenutzt
So wie Martin K. erging es in den vergangenen Jahren zahlreichen Österreicherinnen und Österreichern. Laut dem Bundeskriminalamt ist die Anzahl an Internetdelikten im Pandemiejahr 2020 rasant gestiegen. Die Polizei verzeichnete 35.915 Anzeigen ein Plus von 26%. In der entsprechenden Aussendung zum Cybercrime-Bericht des Innenministeriums heißt es: „Die Schließungen des stationären Handels und die damit verbundene Verlagerung des realen Lebens in die digitale Welt bildeten den Nährboden für Betrügerinnen und Betrüger im Internet. Der Bestellbetrug, sowohl Käufer- als auch Verkäuferseitig, ist der mit Abstand größte Bereich, gefolgt von der missbräuchlichen Verwendung von Kreditkarten, Accounts etc. mit per Phishing erlangten Daten und dem Vorauszahlungsbetrug, wie zum Beispiel der Love Scam: Viele Täter haben in Corona-Zeiten die Einsamkeit vieler Menschen ausgenutzt. Cybercrime-Delikte wie Hacking, Datenbeschädigung oder -fälschung und der Datenverarbeitungsmissbrauch sind um fast 70 Prozent gestiegen. Der Online-Kindesmissbrauch hat mit über 1.700 Anzeigen den traurigen Höchststand der letzten 10 Jahre erreicht.“ Den kompletten Bericht finden Sie hier: https://bundeskriminalamt.at/306/files/Cybecrime_2020_web.pdf
Betrugsversuch bei der Wohnungssuche
Martina A.* war auf Wohnungssuche. Auf einer seriösen Plattform stieß sie auf die Privatanzeige einer Frau, die im dritten Wiener Gemeindebezirk eine toprenovierte Altbauwohnung (ca. 80 qm) vermieten wollte. Miete inkl. aller Nebenkosten: rd. 600 Euro. Auf ihre Anfrage erhielt Martina A. ein Mail einer Spanierin, die schwadronierte, dass sie im spanischen Innenministerium arbeite glücklich verheiratet sei, einen Labrador besitze und außerdem bald Großmutter werde. Sie habe sich die Wohnung vor Jahren gekauft, als ihre Tochter in Wien studierte und möchte diese nunmehr vermieten. Alles klang höchst seriös. Auf das nächste E-Mail von Martina A.* reagierte die Spanierin allerdings nicht mehr – Martina A. hatte Glück, sie verlor keinen Euro. Der Grund: Der Plattformbetreiber war – durch eigene Recherhen – der vermeintlichen Spanierin auf die Schliche gekommen und hatte das Inserat und das Konto der angeblichen Wohnungsanbieterin gesperrt. Tatsächlich hatten ähnliche Lock-Inserate bereits in der Schweiz für negative Schlagzeilen gesorgt.
Sie haben gewonnen (geerbt) – sie erhalten eine Spende…
Martin und Martina zählen zu jenen Personen, die von sich aus im Internat aktiv wurden und ein Angebot nutzen wollten. Häufig werden Betrügereien aber auch über E-Mails an die Userinnen und User herangetragen. Dazu werden unter anderem Namen von Prominenten benutzt, die Ihnen etwas schenken wollen. So etwa jener von Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, eine österreichisch-deutsche Unternehmerin, die zu den reichsten Menschen Deutschlands gehört. In den E-Mails, die der Redaktion vorliegen, wird behauptet, dass Frau Schäffler 25% ihres persönlichen Vermögens an wohltätige Zwecke spendet und der Empfänger deshalb eine Million Euro erhält. Bei Interesse soll sich der Empfänger melden. Wer antwortet ist „g‘schluckt und g‘fangen“ wie es im Österreichischen so schön heißt.
Richard Lugners „Erfolgsgeheimnis“
Perfide ist auch die Methode mit der E-Mail-Empfänger zu zweifelhaften Investitionen in Kryptowährungen wie Bitcoin veranlasst werden sollen. Auch hier werden wieder die Namen von prominenten Personen verwendet um scheinbar Seriosität vorzuspiegeln. Ein in Österreich besonders häufig eingesetzter Name ist der von Richard Lugner, der angeblich der Kronen Zeitung sein Erfolgsgeheimnis verrät. In der Einleitung heißt es da unter anderem: „Die jüngste Investition von Richard Lugner hat Experten beunruhigt in Banken zittern lassen.“ Wer auf den Link klickt gelangt auf eine – dem Zeitungscover der Kronen Zeitung nachgestellte Seite – auf der erklärt wird wie der bekannte Baumeister mit dem Wetten auf Bitcoins und Co sein Geld vermehrt. Selbst auf Youtube sind Videos im Umlauf auf denen der Baumeister erklärt wie man mit dem Bitcoin Handel reich wird. Klickt man weiter gelangt man auf die Seite von unseriösen Bitcoin-Handelsfirmen. Auf der Seite watchlist-internet.at heißt es dazu: „Bei derartigen Plattformen handelt es sich um unregulierte Unternehmen auf Offshore-Inseln, die in Wirklichkeit nicht greifbar oder rechtlich verfolgbar sind. Aber wie funktionieren solche Plattformen? Nach einer Anmeldung werden Sie von einem persönlichen Investmentbetreuer bzw. einer Investmentbetreuerin kontaktiert und aufgefordert, eine Anfangsinvestition, meist in Höhe von 250 Euro, zu tätigen. Nach der Überweisung erfolgt der Handel vollkommen automatisiert. Ihnen wird auch vorgetäuscht, dass Sie Gewinne erzielen, was Sie dazu motiviert, mehr zu investieren.“ Mehr hier:
„Wir haben ihren Computer gehackt…“
Besonders perfide auch die Methode mit der angebliche Hacker versuchen Unbedarfte abzuzocken. „Sie haben die letzte Gelegenheit, Ihr soziales Leben zu retten – ich mache keine Witze!!“ – Mails wie diese kursieren massenhaft in Österreich. In den Mails wird behauptet, dass auf dem Computer des Users Schadsoftware installiert wurde, die unter Umgehung des Virenschutz-Programmes die Kamera des Computers aktiviert hat und den User bei Handlungen gefilmt habe, die wohl besser nicht in der Öffentlichkeit landen sollten. Um das zu verhindern möge man doch bitte so „nett sein“ eine bestimmte Summe in Bitcoins zu überweisen. Das Perfide daran: Das Mail kommt von der eigenen Mailadresse, was als Beweis dafür genannt wird, dass der Computer tatsächlich infiziert wurde. Selbst wenn sich der User sicher ist nichts Derartiges getan zu haben hinterlässt das Mail die Furcht, dass tatsächlich der eigene Computer gehackt wurde. Wie sonst hätte der Erpresser von der E-Mail des Empfängers eine E-Mail versenden können. Der Trick dahinter: Im Internet existieren einige Plattformen auf denen sich beliebige E-Mail-Adressen als angebliche Absender eintragen lassen. Auf diesen Plattformen kann man sich – so man will – auch eine E-Mail vom Bundespräsidenten zusenden, sofern Sie die entsprechende E-Mail-Adresse kennen.
Achtung Fake Shops
Im Zusammenhang mit dem am 26.11. anstehenden „Black Friday“ warnte der österreichische Internetombudsmann eindringlich vor Schwindel-Rabatten und Fakeshops. In der diesbezüglichen Aussendung heißt es u.a. Doch die verlockenden Rabatte sind manchmal reiner Schwindel und Fake-Shops haben ebenfalls Hochkonjunktur. Die Internet Ombudsstelle weist auf die häufigsten Probleme hin, damit Schnäppchenjäger gar nicht erst in die Online-Falle tappen – und bietet unter www.ombudsstelle.at kostenlose Unterstützung an, falls es doch zu Problemen kommt.“ Tatsächlich finden sich die Angebote solcher Fakeshops auch auf Plattformen wie Facebook. Die Werbung auf Facebook ist natürlich bezahlt. Geld hat bekanntlich kein Mascherl.
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* Namen von der Redaktion geändert
Bilder: oben: Sujetbild pixabay – Pete Linforth; rechts: pixabay – Bruno/Germany