Verweigert Ihr Kind auch gesundes Essen? Dann ist das Buch von Ernährungsberaterin Sasha Walleczek genau das Richtige für Sie. Denn: Die Expertin weiß, wie man die Youngsters auf den Geschmack bringt.
Dass die Walleczek-Methode gut funktioniert, ist mittlerweile unbestritten – das beweist unter anderem eine Reihe von TV-Testimonials, die ihr Leben auf Sasha Walleczeks Ernährungskonzept ausgerichtet haben. Auch für Kinder hat die bekannteste Ernährungsberaterin Österreichs etwas in petto. Und gerade zu Schulbeginn ist gesunde Ernährung angesichts eines regelmäßigen Tagesablaufes ja wieder ein Thema und Eltern stehen immer wieder vor der schwierigen Frage: Wie „verkaufe“ ich meinem Kind gesundes Essen so, dass es dieses auch wirklich ist.
Für ihr Buch hat Sasha Walleczek 100 Testfamilien herangezogen und dem Familien-Geschmack auf den Zahn gefühlt. Der Tenor: „Das Frühstück ist in heimischen Breiten immer noch die größte „Baustelle“, denn da wird fast nur Süßes gegessen. Die Palette reicht von Kakao bis zu gesüßten Cerealien. Diese Produkte enthalten um ein Drittel mehr Zucker als gängige Schokolade. Warum legt man dem Kind da nicht gleich einen Schokoriegel hin?“
Die Jausenbrote kamen beim Test am besten weg, wenngleich einige Kinder die „gesunde Jause“ auch wieder mit nachhause brachten. Walleczek: „Wenn Kinder zuhause kein Vollkornbrot essen, essen sie es auch in der Schule nicht.“ Interessant war auch die Tatsache, dass in Österreich und Deutschland morgens kalt, mittags warm und abends wieder kalt gegessen wird. Walleczek: „Kinder sehen die Eltern damit niemals eine warme Mahlzeit essen. Abends gibt’s nämlich Wurstbrot oder Pizzaschnitte. Soviel zur Vorbildwirkung.“
Essen lernen ist wie Gehen lernen
Ginge es nach den lieben Kleinen, wäre der Speiseplan sehr einfach: Spaghetti, Pommes, Pizza, Eis, Schokolade. Und das abwechselnd. Keine Frage, hier eröffnet sich ein Dilemma: Besorgte Eltern wissen einerseits, dass gesunde Ernährung wichtig ist. Andererseits liebt man die Kleinen ja und will das Eis oder den fetten Burger nicht verbieten. Es wäre auch ziemlich kontraproduktiv, dem Junior ständig zu suggerieren, dass er sich mehr bewegen muss, die Spaghetti heute zugunsten eines Fischfilets gestrichen werden und der Schokokonsum sowieso nur bei guten Schulleistungen diskutiert wird. Dadurch geraten Kinder häufig unter Druck, entwickeln Ängste, ständig etwas falsch zu machen und damit von Anfang an ein völlig falsches Essverhalten.
Wie um alles in der Welt bringt man den Sprössling aber dazu, sich auf den Spinat zu Mittag zu freuen, den Brokkoli mit einer gewissen Leidenschaft oder Tomaten gar mit Genuss zu verspeisen? Ernährungsberaterin Sasha Walleczek: „Bei den meisten Kindern gilt der Grundsatz: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“. Deshalb sollten „gesunde Lebensmittel“ immer wieder angeboten werden, damit sie sich langsam daran gewöhnen können.” Elterlichen Druck auszuüben, wäre aber auch hier völlig unangebracht, daraus entsteht nur Trotz und Widerwille. Und das Gemüse bleibt dann erst am Teller. Und das vielleicht für ein Leben lang, denn die Prägung, welche Nahrungsmittel man gerne isst und welche man absolut nicht mag, entwickelt der Mensch im Kindesalter.
Ernährungs-Expertin Walleczek: „Dass ein Kind wirklich gar kein Gemüse mag, ist eher selten. Meist mag es nur bestimmte Sorten nicht, so etwa Kohl, weil der so komisch riecht und schmeckt. Das darf auch so sein. Auch Erwachsenen schmeckt nicht jedes Gemüse. Und so ist es auch bei Kindern legitim, dass sie Vorlieben entwickeln. Es könnte ja auch sein, dass sie z.B. Karotten roh nicht mögen, in einem Eintopf aber durchaus gerne essen. Oder umgekehrt. Probieren, probieren, probieren lautet also das Motto für Kinder.“
Angehende Genießer
Wenn das Kind natürlich einen kleinen „Kindersnack“ als Jause oder Zwischenmahlzeit bekommt, können sich Eltern die gute Hoffnung auf Geschmacksentwicklung eher abschminken. Wallecezk: „Sie sollten dem Kind die gleiche Zwischenmahlzeit oder Mahlzeit geben, die Sie selber essen.“
Die Expertin: „Wenn ein Kind einen Elternteil nie Salat essen sieht, wird es vielleicht diese Gewohnheit übernehmen. Also die Vorbildwirkung ist in punkto Ernährung immer noch sehr stark.“ Auch gemeinsames Essen ist eine Möglichkeit, um Genusskultur und Geschmack zu entwickeln. Walleczek: „Der Trend geht heute dahin, dass man für Kinder immer mehr eigene Nahrungsmittel zubereitet bzw. serviert. Kindernahrungsmittel sind jedoch verzichtbar. Jedes Kind kann nach dem Abstillen das essen, was auch Erwachsene essen. Sie können auch den „Essenshorizont“ des Kindes damit erweitern. Aber auch, indem sie ihm viele verschiedene Lebensmittel anbieten.“ Wer jeden Abend Schinkenbrot statt einer gekochten Mahlzeit isst, wird nicht besonders große Kreativität in Sachen Nahrungsaufnahme und –vorlieben entwickeln.
Wie man zum schlechten Esser wird
Serviert man dem Kind immer ein „Extrawürstel“ oder lässt es alleine essen, wird es sich garantiert zu einem „schlechten Esser“ entwickeln. Walleczek: „Verzweifeln Sie aber nicht, wenn Sie dem Kind Pilze anbieten und es bereits zum zehnten Mal sagt, dass es Pilze nicht isst. Versuchen Sie es immer wieder – damit erhöhen Sie die Chancen, dass es Pilze doch irgendwann einmal isst.“ Es ist wie beim Gehen- oder Sprechenlernen, jedes Kind unternimmt zuerst mal ein paar Versuche, ehe diese Fertigkeiten abgespeichert sind und es tatsächlich gehen oder sprechen kann. „Kein Mensch sagt, okay, du hast ein paar Schritte gemacht, du lernst das Gehen nie, lassen wir es. Beim Essen wird es so gemacht. Und Eltern haben dann ein ganz, ganz eigenes Nahrungsspektrum, das sie Kindern anbieten. Mit dem Argument: Das isst mein Kind nicht.“
Ein weiteres No-Go für aufgeklärte Eltern ist es, Kinder mit Süßigkeiten für das Essen gesunder Lebensmittel zu belohnen. Walleczek: „Es impliziert, dass gesunde Lebensmittel etwas Schlechtes sind, weil man eine Belohnung dafür braucht, wenn man sie isst. „Belohnen“ Sie Ihre Kinder fürs Gemüse-essen lieber mit einem Stern auf einer Karte, und wenn die Karte voll ist, dann gibt’s einen Besuch im Kino, eine neue CD oder eine andere Belohnung.“
Was, wann, warum und wie viel
Nun entsteht vielleicht für viele Eltern ein großes Fragezeichen: bis wann muss mein Kind alles essen und: wie viel davon? Experten gehen davon aus, dass Kinder mit drei Jahren eine Vielzahl an Lebensmitteln kennen sollten und sich eine Art Freude oder Lust am Essen entwickelt. Kinder funktionieren auch nicht nach bestimmten Normen. So gibt es Kinder der gleichen Altersgruppe, die unterschiedlich große Portionen zu sich nehmen. Hinzu kommt, dass der Junior vielleicht heute kaum Hunger hat, am nächsten Tag wie ein Holzfäller zulangt, weil er mehr Bewegung macht oder temperamentvoller ist. Kinder sind eben individuell – ihre kulinarischen Vorlieben auch. Als Faustregel gilt: Eine Handteller große Portion eines Eiweißproduktes, eine Faust große Portion Kohlenhydrate und zwei Fäuste Obst und Gemüse sind die beste Basis für eine gesunde Hauptmahlzeit. Sasha Walleczek: „Kinder haben meist ohnedies zunächst einen guten Instinkt, man muss ihnen aber viele Nahrungsmittel anbieten.“
BUCHTIPP
Sasha Walleczek
Die Walleczek-Methode für Ihr Kind. Richtig essen leicht gemacht, Ueberreuter, www.ueberreuter.at, ISBN: 978-3-8000-7427-3
Viele Tipps zu schwierigen Fragen: welche Art von Ernährung Kinder wirklich brauchen, welche Ernährungssünden außer Haus passieren können, wie man kleine Obst- und Gemüseverweigerer behandelt und was man mit „Schwierigen Essern“ macht. Ein ausführlicher Rezeptteil garantiert, dass willigen Eltern die Ideen so schnell nicht ausgehen werden. Und dass mit diesen Menüs auch der Genussfaktor mitgeliefert wird.
Text: Doris Simhofer
Foto: Micolas – shutterstock.com