Sie sind jene Generation, die mit Handys als selbstverständliches Kommunikationsmittel aufwächst und sie von Klein auf benützt. Sind sie aber auch jene Generation, die etwaige gesundheitliche Risiken, die von Handys ausgehen, mit voller Wucht abbekommen?
Handys sind mittlerweile regelrechte Allrounder
Mit Handys kann mann nicht nur telefonieren, sie sind mittlerweile regelrechte Allrounder.
Man kann mit ihnen fotografieren, Nachrichten schreiben, Radio hören und vieles mehr. Einer Studie des Instituts für Jugendforschung zufolge liegt das Durchschnittsalter für das erste Mobiltelefon bei 9,7 Jahren. Bereits jedes zweite Kind zwischen 11 und 12 Jahren hat ein eigenes Mobiltelefon. In der Altersgruppe 13 bis 22 Jahren sind es sogar 84 Prozent.
Seit Jahren werden Studien veröffentlicht, die vor den gefährlichen Handystrahlungen warnen. Seit Kinder ihre eigenen Handys besitzen gibt es weitere Studien, die genau die Gruppe der jüngsten Konsumenten unter die Lupe nimmt. Was ist dran an der Handystrahlung? Ist sie wirklich so gefährlich oder nur übertriebene Panikmache?
Wissenschafter des Neuro Diagnostic Research Institutes in Marbella haben entdeckt, dass ein Anruf, der nur zwei Minuten dauert die natürliche elektrische Aktivität eines Kinderhirns bis zu zwei Stunden danach verändern kann. Diese Studie hat führende medizinische Experten zur Frage veranlasst, ob es für Kinder überhaupt sicher ist, Mobiltelefone zu benützen. Ärzte fürchten, dass die gestörte Gehirnaktivität bei Kindern zu psychischen oder verhaltensauffälligen Problemen führen könnte. Der Staat Bangladesh mit etwa 140 Millionen Einwohnern hat auf ärztliche Appelle reagiert. Seit einiger Zeit ist Jugendlichen unter 16 Jahren der Handygebrauch gesetzlich verboten.
Kinder reagieren sensibler auf die Strahlung von Handys
Warum reagieren Kinder sensibler auf die Strahlung, die von Handys ausgeht?
Sie reagieren empfindlicher auf elektromagnetische Strahlungen, da sich ihr Nervensystem noch in der Entwicklung befindet und ihre Schädeldecke dünner ist als bei Erwachsenen. Beim Telefonieren mit dem Handy tritt im Kopf eine Absorption hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf. Diese sogenannte spezifische Absorptionsrate – SAR genannt – darf in Österreich 0,6 W/kg nicht überschreiten. Das bedeutet, dass Eltern beim Kauf eines Handys auf einen möglichst niedrigen SAR Wert achten sollten, der in der Beschreibung des Handys angegeben sein muss.
“Die Mikrowellen scheinen tiefer in den kindlichen Schädel einzudringen. Das heißt, die Eindringtiefe ist in etwa gleich wie bei einem Erwachsenen, aber wegen des kleineren Schädeldurchmessers werden tiefer liegende Areale erreicht. Es gibt bis jetzt keine Untersuchungen langfristiger Auswirkungen des Handygebrauchs bei Kindern und daher sollte man aus Gründen der Vorsorge den Gebrauch bei Kindern einschränken”, rät Dr. Hans-Peter Hutter, von “ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt”.
In den USA läuft derzeit eine Klage gegen die Mobilfunkindustrie. Staranwalt Peter Angelos, jener Jurist, der bereits die Asbestindustrie besiegt hatte und Big Tobacco in den USA zur Zahlung von 4,2 Milliarden Dollar Schadensersatz zwang, rüstet sich jetzt zur Schlacht gegen die Mobilfunkindustrie.
Mindestens zehn Handy-Prozesse wolle er anstreben, heißt es in seiner Kanzlei und er ist sich zu 90 Prozent sicher, diese auch zu gewinnen. Zum Schutz der Kinder hat der Disney Konzern letztes Jahr alle Lizenzen für Disney-Figuren auf Handys zurückgezogen.
“Obwohl keine Seite bisher ausreichende Daten für eine Entscheidung vorlegen konnte, muss wegen dieser Pattsituation die Empfehlung lauten, vorsichtig zu sein. Aus ärztlicher Sicht ist – nach einer Gesamtschau der vorliegenden Daten – wenn überhaupt, dann ein eingeschränkter und verantwortungsvoller Umgang mit dem mobilen Telefonieren anzuraten”, so Dr. Hans-Peter Hutter.
Soll man seinen Kindern den Gebrauch von Handys verbieten?
Wenn Eltern ihren Kindern aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken das Handy verweigern, setzen sie die Kids angeblich ganz anderen Gefahren aus. In manchen Ländern stempelt ein fehlendes Handy die Kinder zu Außenseitern, so jedenfalls die Meinung des dänischen Wissenschafters Carsten Jesse von der Pädagogischen Hochschule Kopenhagen. Jessen hat in einem vierjährigen Forschungsprojekt die Auswirkungen von Mobiltelefonen auf den Alltag von Kindern untersucht. Ab der sechsten Schulstufe spielten sich Kontakte aller Art einschließlich Verabredungen inzwischen zu einem großen Teil über Handys ab. Kinder, die kein Handy besitzen blieben hier oft außen vor. Mehr noch als das Prestige stärkt vor allem die Erreichbarkeit durch das Handy das Gefühl dazu zu gehören.
Der Versand von Kurzmitteilungen, Bildern und Klingeltönen ist ebenso wichtiger Bestandteil der Jugendkommunikation wie das kurzfristige telefonische verabreden. Gerade wenn Kinder in der Pubertät sind, vermittelt ein Handy, das das Kind bei sich trägt, den Eltern Sicherheit. Ein neuer Handydienst ermöglicht es Eltern mittlerweile sogar ihre Kinder rund um die Uhr zu überwachen. Trackyourkid heißt dieser Dienst. Voraussetzung ist, dass Eltern und Kind über ein Handy verfügen und einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben. Es kann der Standort des Kindes ohne dass das Kind es merkt lokalisiert werden. Ganz nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser kann man kontrollieren, ob das Kind wirklich in der Schule ist oder an jenem Ort, wo es behauptet zu sein.
Kostenfalle Handy
Wie kann man, wenn man seinen Kindern ein Handy kauft, die Kosten so minimal wie möglich halten? Eine Möglichkeit ist, dem Kind ein sogenanntes Kinderhandy zu kaufen. Konzeptionell steht bei diesem Gerät die Sicherheit, das Handling und das Design im Vordergrund. Auf diesem Handy lassen sich fünf Nummern speichern, die von den Eltern festgelegt werden. Es hat kein Display, sodass finanzielle Gefahren durch den Versand von Mitteillungen oder Bildern ausgeschlossen werden können.
Weiters gibt es ein sogenanntes Notfallhandy, das eigentlich für Senioren konzipiert wurde. Es ist rein funktional, hat kein Display und verfügt lediglich über drei Tasten, die drei Nummern speichern. Es hat eine robuste Oberschale ist aber in der Anschaffung und der Unterhaltung recht teuer. Das normale Handy, mit Wertkarte oder Anmeldung, besitzt mehrere Möglichkeiten, um es zu einer “kindersicheren” Variante umzufunktionieren. Durch das Belegen einzelner Tasten mit Nummern kann das Kind via Kurzwahl schnell auf die wichtigsten Rufnummern zugreifen. Darüber hinaus kann man durch einen Anruf beim zuständigen Provider z.B. teure 0190er Nummern sowie die Übermittlung von Premium-SMS sperren lassen. Diese Variante ist wohl die kostengünstigste verlangt aber klare Regeln, die von Ihrem Kind eingehalten werden müssen.