Sara sitzt gerade über einer Englisch-Hausaufgabe. Während Sie Google- Suchergebnisse zum Thema durchgeht, empfängt sie über den MSN Messenger wieder eine Nachricht von Natalie. Ihre Freundin hat ihr einen Link geschickt. „SexyJuliaOfficial“ hat ein neues Video hochgeladen. Noch bevor die Youtuberin fertig erzählen kann, wie sie früher Schummelzettel unter ihrem Minirock versteckt hat, loggt sich Sara in einem neuen Fenster auf Facebook ein. Ein paar Schulkameraden haben unter ihrem neuen Profilfoto Kommentare hinterlassen …
Laut der „EU Kids Online“-Studie, surft die Hälfte aller österreichischen Kinder täglich durch die virtuelle Welt, ob über den Computer zu Hause, in der Schule oder am Handy. Das durchschnittliche Einstiegsalter hierzulande liegt bei zehn Jahren, wohingegen man sich in Schweden und Dänemark schon ab dem siebten Lebensjahr mit dem Web vertraut macht.
Gefahren 2.0
Was Kinder dann entdecken, sind neben Wissens- und Unterhaltungsseiten Cybermobbing, Pornographie und der Dialog mit Fremden. „Österreichische Eltern reagieren zuweilen recht blauäugig auf die Risiken, denen ihre Kinder begegnen – anders als deutsche Eltern; diese zeigen sich dagegen deutlich stärker besorgt“, stellt Univ.-Prof. Dr. Paus- Hasebrink, Leiterin des österreichischen Teams von „EU Kids Online“, fest.
Vor allem soziale Netzwerke führen oft dazu, dass persönliche Informationen, Fotos und Videos unbekümmert geteilt werden. Beim diesjährigen Kongress zum Thema Kinder und digitale Medien „Unser Leben im Web 2.0“ teilte eine kleine Gruppe von 10- bis 14-Jährigen ihre Erfahrungen. „Wir Kinder machen es auch manchmal heimlich, sodass es die Eltern nicht wissen“, erklärt eine junge Schülerin, wie Verbote umgangen werden. Der Einsatz von Internet-Filtern und ein regelmäßiger Check des Verlaufs ist hierbei hilfreich, doch langfristig muss der konstruktive Umgang mit dem Medium vermittelt werden. Aber wie?
Eltern 2.0
„Schülerinnen und Schüler sollen einen kritischen Mediengebrauch erlernen, der reflektierte Umgang mit Internet und Medien gehört heute zum Alltag. Kompetent sein bedeutet nicht nur mit den technischen Geräten gut umgehen zu können, sondern sie auch sinnvoll und bewusst einzusetzen“, weiß Mag. Heidrun Strohmeyer, Leiterin des Bereichs Informationstechnologie im BMUKK. Smarte Eltern begegnen dieser Erziehungsherausforderung, indem sie zuhören und aufklären. Zeigen Sie daher offenes Interesse an den Medienaktivitäten Ihres Kindes.
Stellen Sie Fragen und probieren sie es auch selbst aus. Helfen Sie Ihrem Kind gleichzeitig zu verstehen, welche Tragweite das Internet hat sowie welche Folgen das Online- Verhalten in der Realität haben kann. Setzen Sie gegebenenfalls Grenzen, indem Sie gemeinsam Abmachungen treffen, zum Beispiel zu welchen Zeiten gechattet werden darf oder welche Online- Spiele erlaubt sind.
Reagieren Sie bei Nichteinhaltung dieser Regel zum Beispiel mit Computerverbot. Wichtig ist dabei, Respekt dafür zu haben, dass die virtuelle Kommunikation für viele Kids und Jugendliche ein fester Bestandteil des sozialen Lebens ist. Eine Tatsache, die Eltern häufig nicht nachvollziehen können.
Lernen 2.0
„Der wichtigste Tipp an Eltern ist, sich mit der Nutzung von Internet, Handy & Co der Jüngsten aktiv auseinanderzusetzen. Auch wenn Kinder oft technisch versierter sind, Erwachsene haben meist mehr Erfahrungen mit einem kritischen und verantwortungsvollen Umgang“, bringt Ing. Mag. Bernhard Jungwirth, Koordinator von Saferinternet.at, die Sache auf den Punkt. Ignoranz-Toleranz ist hier definitiv fehl am Platz! Nicht zuletzt weil digitale Medien eine Kernrolle im Berufsleben spielen, Trend steigend. Durch den täglichen Umgang erlernen Kinder nicht nur essenzielle „Hard Skills“, also technische Fertigkeiten, sondern auch unentbehrliche „Soft Skills“, unter anderem soziale, kommunikative und methodische Fähigkeiten.
Das Web bietet zudem neue und unkonventionelle Möglichkeiten der Selbstverwirklichung, und die aktive Nutzung des Mediums wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Kreativität aus, eine weitere Schlüsselqualifikation für eine erfolgreiche Karriere. Strohmeyer merkt an: „Insgesamt trägt E-Learning sicherlich dazu bei, die Motivation zu steigern und die Freude am Lernen anzuregen.“ Lernen 2.0 umfasst nicht nur den innovativen Einsatz digitaler Medien oder Orientierungshilfe von Erwachsenen, sondern vor allem auch Vertrauen in das Potenzial unserer Kinder.
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