Die Stunden zuvor waren sicherlich schon hart – manchmal an der Grenze. Schmerzende Wehen, die immer mehr Kraft kosten. Mit der Austreibungsphase kommt zwar ein kürzerer aber dafür umso anstrengender Teil.
Mit Phase zwei, der Austreibungsphase, kommen Sie in den schmerzhaftes-ten Abschnitt der Entbindung. Denn der Muttermund ist zwar geöffnet, wird aber auf ein Maximum gedehnt. Der Dammbereich ist ebenfalls überaus beansprucht. Und nicht zuletzt fordern die Wehen nun alles von der zukünftigen Mami.
Alles steigert sich auf den Augenblick der Geburt hin. Die Abstände zwischen den Wehen werden kürzer. Die Wehe selbst immer stärker, immer intensiver. Sie kann durchaus mehrere Spitzen haben. Die Pausen dazwischen sind für ein Verschnaufen viel zu kurz.
Nervenreiz für Presswehen
Durch die Wehen kann der Kopf des Kindes tiefer ins Becken gelangen. Die ideale Position für die Geburt ist gefunden. Das Köpfchen drückt auf ein Nervenzentrum im Bereich von Enddarm und Steißbein. Es ist der Startschuss für das Pressen, denn ab sofort spüren Sie das Verlangen danach ganz stark.
Wenn die Hebamme grünes Licht gibt, dann lassen Sie dem Press-Wunsch freien Lauf. Kümmern Sie sich nicht darum, ob eventuell auch Stuhlgang herausgedrückt wird. Arbeiten Sie für Ihr Baby!
Wie bereits gesagt, gepresst werden darf erst, wenn die Hebamme dies erlaubt. Denn der Wunsch, bei der Geburt mitzuhelfen, kann schon etwas zu früh da sein. Würden Sie nun pressen, kostet Sie das zum einen wertvolle Kraft und zum anderen könnten Sie Verletzungen riskieren.
Vielmehr können Sie in den Momenten vor den Presswehen das Baby bei seinem Weg aus Ihrem Körper auf andere Weise unterstützen. Das langsame Bewegen des Beckens kann ebenso helfen wie das letzte, kurze Aufstehen vor dem letzten Akt. Alles geschieht natürlich nur nach dem Ok der Hebamme.
Hebamme ist Chefin
Die ist auch während der Presswehen ganz bei Ihnen. Sie ist die Chefin der Geburt. Sie gibt das Zeichen. Grundsätzlich presst die Schwangere zwei, drei, vier Mal mit. Frauen berichten immer wieder darüber, dass es ein Glücksgefühl war, dem kleinen Leben nun auch aktiv mit auf die Welt zu helfen.
Unangenehm wird es noch mal, wenn das Köpfchen durch Ihre Scheide muss. Der Bereich ist zwar flexibel, gleichwohl ist die Dehnung jetzt sehr, sehr stark. Es ist auch der Moment, wenn sich entscheidet, ob der Damm hält oder nicht. Im Zweifelsfall wird er durchtrennt, um schlimmere Verletzungen zu verhindern. Denn ein größerer Dammriss kann durchaus Einschränkungen für die Dauer von mehreren Wochen nach der Geburt bedeuten.
Ist das Köpfchen vom Kind erst mal draußen, kommt eine Schulter nach der anderen zum Vorschein, haben Sie es geschafft! Rumpf und Beine gleiten wie von selbst heraus. Ein neuer Mensch ist da! Herzlichen Glückwunsch, liebe Mami, lieber Papi!
Text: Stefan Trockel
Foto: nata-lunata/Shutterstock.com