East meets West
Seit einigen Jahren etabliert sich eine aus Japan kommende Behandlungsmethode für die Kleinen und Kleinsten: Baby- und Kinder-Shiatsu basiert einerseits auf dem westlichen Wissen über die Kindesentwicklung und andererseits auf dem östlichen – nämlich chinesisch-japanischen – Gedankengut über die Energiebahnen des Körpers (Meridiane).
Durch Übernahme der jahrtausendealten chinesischen Medizinphilosophie hat die in Japan praktizierte Form der Massage neue Impulse erfahren und ist schließlich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu „Shiatsu“ geworden. Mittels sanften Fingerdrucks (jap. shi = Finger; jap. atsu = Druck) und Dehnungen auf bestimmten Meridianen des Körpers wird die physische, seelische und geistige Gesundheit aufrechterhalten und stabilisiert.Gerade Babys und Kinder sprechen auf diese angenehme und sanfte Behandlung besonders gut an.
Rüstzeug für später
Durch Hinzuziehen der neuesten Erkenntnisse von Hirnforschung und Entwicklungsphysiologie erfährt Shiatsu seit dem vergangenen Jahrzehnt eine Weiterentwicklung, insbesondere was die Behandlung von Babys betrifft. Im Baby-Shiatsu wie auch in der westlichen Medizin geht man davon aus, dass innerhalb der ersten 18 Lebensmonate die Weichen dafür gestellt werden, mit welchem Rüstzeug ein Mensch später ausgestattet ist und wie er mit den Anforderungen des Lebens zurechtkommt. Diese Zeit bestimmt die spätere Sichtweise der Welt und die Fähigkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten. Und speziell für diesen Zeitraum ist Baby-Shiatsu konzipiert.
Mit Baby-Shiatsu haben wir eine sanfte,dennoch sehr intensive Methode
zur Hand, die weit mehr als nur Sichwohlfühlen vermittelt. Die Kombination aus östlichem Verständnis über energetische Meridianentwicklung und westlicher Theorie, bezogen auf die kindliche Entwicklung, ermöglicht es, die wechselseitige Beeinflussung von motorischer, sensorischer, emotionaler Entwicklung und Meridianentfaltung erfahrbar zu machen. Um kindliche Entwicklung optimal zu unterstützen, ist es notwendig, jeden dieser Teilbereiche anzusprechen und anzuregen.
Die Behandlung orientiert sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Kinder, um sie bei den anstehenden Entwicklungsschritten zu unterstützen – ohne dabei jedoch zu weit vorzugreifen.
Lebens-Energie
Baby-Massage steht hoch im Kurs, schließlich lieben es Babys, berührt zu werden. Im Unterschied zur Baby-Massage berücksichtigt Baby-Shiatsu beim Ausüben des sanften Drucks den Verlauf der Meridiane, die auch in der Akupunktur genutzt werden. Jeder dieser Meridiane verbindet Körperregionen, Sinnessysteme, Organe und psychische Komponenten miteinander, die mit einem bestimmten Lebensprinzip in Verbindung stehen. In den Meridianen zirkuliert die Lebensenergie, die im Japanischen „Ki“ (chin. „Qi“) genannt wird. Findet über einen längeren Zeitraum eine Störung des freien Flusses von Ki statt – was vielfache Ursachen haben kann –, so zeigen sich in der Folge beim Baby möglicherweise Zeichen von Unwohlsein oder eine leichte Irritierbarkeit. Beachtet man diese Zeichen nicht, können sich Verzögerungen in der Entwicklung anbahnen.
Tiefenwirkung
Baby-Shiatsu entfaltet bei Babys eine wohltuende Tiefenwirkung: Es stimuliert die Meridiane, sorgt für einen gesunden Energiefluss und hilft dem Kind, sich in seinem Körper zurechtzufinden. Zudem bringt es Eltern und Kind einander näher. Mehr noch: Mütter und Väter, die diese Methode auch in einer vereinfachten Form in eigenen Kursen vermittelt bekommen, können ihren Kontakt zum Kind intensivieren und anstehende Entwicklungsaufgaben des Kindes
unterstützen. Da jedes Kind einzigartig ist müssen die Eltern ihr Kind mit all seinen persönlichen Fähigkeiten und Eigenheiten erst kennenlernen. Baby-Shiatsu hilft, sich in die Bedürfnisse des Babys einzufühlen und dementsprechend darauf zu reagieren. Die Kurse geben leicht erlernbare Shiatsu-Techniken, Wissen über eine altersgemäße Entwicklung aus westlicher und östlicher Sicht sowie zahlreiche praktische Alltagstipps an Eltern weiter.
Baby-Shiatsu wird in erster Linie eingesetzt, um die gesunde Entwicklung der kindlichen Potenziale zu fördern. Von erfahrenen Therapeutinnen durchgeführt, eignet es sich – bei Neugeborenen gleichwie bei 18-monatigen Kleinkindern – zur Behandlung von Entwicklungsauffälligkeiten und -verzögerungen.
Je früher man ein Kind in seiner Entwicklung achtsam unterstützt, desto besser kann es mit einem soliden Rüstzeug für das spätere Leben ausgestattet werden – und hierbei hilft Baby-Shiatsu.
Thomas Wernicke Arzt für Allgemeinmedizin |
Karin Kalbantner-Wernicke Shiatsu-Lehrtherapeutin |
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