Die meisten Schwangeren sind hoch motiviert, ihr Kind die empfohlenen sechs Monate ausschließlich zu stillen. Und grundsätzlich hat die Natur auch dafür gesorgt, dass jede Frau ihr Baby stillen kann! Manchmal jedoch stellen sich Schmerzen ein: unerwünschte, wenn auch zum Teil erwartete. An dieser Stelle soll einmal ganz klar gesagt sein: Stillen darf nicht wehtun! Man hört und liest häufig, dass stillende Mütter über schmerzende Brustwarzen klagen. Meist behaupten auch Angehörige, Pflegepersonen oder Ärzte, das sei „normal“. In diesem Zusammenhang fallen dann oft Sätze wie: „Halte noch ein wenig durch. Das ist doch ganz normal. Stillen tut halt am Anfang weh.” Schmerzen und Wundsein der Brustwarzen haben verschiedene Ursachen, sind aber immer ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Frauen sollten daher lernen, die Warnsignale des Körpers richtig zu deuten und auf die Beschwerden zu reagieren. Mit Hilfe einer Hebamme lassen sich die Gründe für ein „unbefriedigendes“ Stillerlebnis meist ganz schnell finden und beseitigen.
Zu den häufigsten Ursachen gehören:
• Orale Besonderheiten des Babys (z. B. zu kurzes Zungenbändchen, ungewöhnliche Gaumenform)
• Starker initialer Milcheinschuss (z. B. durch ungenügende Brustentleerung von Geburt an)
• Ungewöhnliche Brustwarzenform (z. B. Flach- oder Hohlwarzen)
• Relatives Missverhältnis zwischen kindlichem Mund und Brustwarzen
• Falsche Saugtechnik des Babys (z. B. Zungenstoßen)
Was beim Auftreten von Schmerzen oder wunden Brustwarzen zu tun ist. Wichtig: Schmerzen gehören ernst genommen und ebenso schnell wie sorgfältig abgeklärt!
• Inspektion der Brüste und der Brustwarzen vor dem Anlegen: Achten Sie auf ungewöhnliche Form und Größe der Brustwarzen. Lage und Aussehen von Rötungen, Rhagaden (Schrunden) oder Hämatomen geben Auskunft über deren Ursache, z. B. eine ungünstige Position des Babys.
• Orale Untersuchung des Neugeborenen
• Beobachtung des Anlegens: In den meisten Fällen ist ungünstiges Anlegen die einzige und schnell korrigierbare Ursache der Beschwerden.
• Inspektion der Brüste und der Brustwarzen unmittelbar nach dem Anlegen: verformte, gequetschte Brustwarzen
• Behandeln Sie – vor den Symptomen – in erster Linie die Ursachen für die Schmerzen.
Es sollte endlich Schluss sein mit der weit verbreiteten und falschen Meinung, dass Stillen ruhig ein wenig schmerzen kann. Denn so wird eines der schönsten Erlebnisse zwischen Mutter und Kind ins falsche Licht gerückt. Stillen soll schön sein. Nicht nur für das Neugeborene. Die Zeit kurz nach der Geburt ist eine enorm wichtige Phase im Leben des Babys, genauso wie im Leben der Mutter. Diese Zeit darf nicht von Schmerzen und der Angst, irgendetwas falsch zu machen, dominiert werden.
Darum: Erkennen Sie die Warnsignale Ihres Körpers und holen Sie sich, wenn nötig, Hilfe von Ihrer Hebamme. Es wäre wirklich schade, wenn Stillen „aus der Mode“ kommt, nur weil Fehlinformationen und Irrtümer den bei weitem überwiegenden positiven Aspekten des Stillens im Wege stehen.
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