KiddyCoach Gerhard Spitzer betrachtet beide Seiten von Narren-Spaß und Kinderrummel.
„Die Kinder freuen sich ja schon so sehr auf die große Geburtstags-Faschings-Party, die wir organisiert haben!“, flötet Sandra S., Mutter der Geschwister Dominik (9) und Celine (7). Letztere wird am nächsten Wochenende schon 8 Jahre alt, ein Geburtstagskind also. „Diesmal“, fährt Mama Sarah mit wachsender Begeisterung in der Stimme fort, „haben wir sogar einen Zauberer engagiert, der versprochen hat, die Kinder so richtig zum Lachen zu bringen!“ Na das ist ja dann toll, denke ich, und kann mir den nächsten spontanen Gedanken nicht verkneifen: Wie jetzt? Bringen es Ihre Partykids ohne dieses Zauberwunder etwa nicht zustande, ordentlich abzulachen? Gott sei Dank sind stille Gedanken auch heutzutage noch frei …
Doch augenblicklich wird klar, dass auch freie Gedanken manchmal ihren Tribut fordern, vor allem, wenn man nicht aufhören kann, wie ein Verhaltenspädagoge zu denken. Es drängen sich sogleich Blickwinkel auf eine ganz „andere“ Seite manch ausgelassener Kinder-Partytime auf. Professionell organisierte Party-Großaufgebote, zwecks Amusement (Vergnügungs-Kultur) der „glücklichen Kids“, scheinen ja momentan ziemlich hip zu sein. Im konkreten Fall frage ich mich jedoch nicht ohne Grund, ob sich tatsächlich allein die Kinder so sehr auf den Event freuen, oder vielleicht eher doch vor allem die Organisatoren?
Nicht unbegründet
„Pfiffig und witzig sind Ihre beiden Lieblinge ja ganz sicher“, beginne ich eher behutsam Mama Sarahs überschwängliche Begeisterung zu hinterfragen, „doch ich habe vor allem Ihre Tochter Celine als sehr introvertiert und zurückhaltend wahrgenommen, sowohl im Gespräch, als auch beim Interagieren in ihrer Schulklasse. Sind Sie eigentlich sicher, dass das Mädchen ihre erste große Kinder-Geburtstags-Kombi-Party, bei der sie plötzlich auch noch zur Hauptperson wird, nicht vielleicht zum Teil als Belastung empfinden könnte? Genauer gefragt: Ist Ihre kleine Tochter auf den Rummel auch wirklich vorbereitet? Weiß sie, worauf sie sich da einlässt?“ Am Wichtigsten erscheint mir aber meine letzte Frage: „Hat Ihre Tochter sich das ursprünglich wirklich selbst gewünscht?“
Auf den fragenden, fast vorwurfsvollen Blick der jungen Mutter war ich natürlich vorbereitet, deshalb versuche ich, meine Zurückhaltung mit sehr konkreten, eigenen Erfahrungen anschaulicher zu begründen …
Ruhig beschreibe ich Szenen aus meiner Zeit als Gruppenbetreuer, in der ich selbst häufig auf irgendwelchen Kinderpartys als Animateur eingesetzt worden bin. Genau genommen haben diese besonderen Ereignisse damals sogar zur Entstehung der KiddyCoach-Idee beigetragen. Das Animieren bei zuweilen geradezu monströs großen Kinderpartys hat mir damals sicherlich großen Spaß gemacht. Dabei ist die Aufgabe, inmitten krakelender Kids drei bis fünf Stunden lang „lustig“ sein zu müssen, nicht selten zu einem wahren „Knochenjob“ ausgeartet. Doch anscheinend ist es zuweilen nicht nur mir allein so gegangen …
Wie lange noch?
Ich erinnere mich noch gut an den achtjährigen Jakob, der bei seiner eigenen Mega-Geburtstags-Fete gleich nach einem gemeinsamen Tanzspiel plötzlich hinter mir aufgetaucht ist, um mir mit fast bangem Blick zuzuraunen: „Du, die sind hier alle soo laut! Geht das eigentlich noch lange so?“ Auch von Jakobs Geburtstagsparty waren damals alle restlos begeistert gewesen. Vor allem die Erwachsenen! Doch den schüchternen Buben vorher eingehend nach seinen Wünschen zu befragen oder gar auf den lauten Narrenrummel einzustimmen, darauf muss wohl irgendjemand vergessen haben.
Dass diese Erfahrung damals keineswegs ein Einzelerlebnis war, darf zu guter Letzt auch allen partyfreudigen Eltern, Bezugspersonen und Profi-Lachnummer-Zauberern dieser Welt als Anstoß zum völlig entspannten Nachdenken dienen. Ansonsten, viel Spaß – jedoch mit kindgerechtem Maß und Ziel!
Tipps rund um die Kinderparty
- Stellen Sie bitte sicher, dass eine eventuell groß angelegte Kinder-Party auch wirklich das ist, was sich Ihr Kind von sich aus wünschen würde. Zuweilen ist es nur etwas, das ja bloß alle anderen auch machen.
- Viele Kinder würden sich ihre ganz persönliche „Party“ wohl ganz anders vorstellen als wir Erwachsenen. (zB.: stundenlanges, versunkenes Spiel gemeinsam mit den beiden engsten Freunden, usw.) Lassen Sie das einfach staunend zu.
- Wenn Sie wirklich selbst für Animation und Kurzweil sorgen wollen, hinterfragen Sie bitte genau, für wen sie es tun und wie viel es Ihrem Kind bringt, bloß zum Zuschauer zu werden.
- Als sehr hilfreich hat es sich erwiesen, möglichst viele Party-Elemente von den Kindern selbst organisieren zu lassen. Auch den „lustigen“ Teil. Kindliche Kreativität steht hoch im Kurs!
- Fragen Sie doch abends, gleich nach der ersten Party Ihres Kindes genau nach, was denn wirklich gut gefallen hat, und was nicht. Das sind gute Inputs fürs nächste Mal.